WC-Container: Neuer Anbieter muss Inkassogeld voll abliefern, während TAS es kassierte

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Die Causa um die Vergabe der WC-Dienstleistungen für den Klagenfurter Christkindlmarkt ist mit heute um eine Facette reicher: Den diesjährigen Auftrag für die Toiletten-Container soll die Klagenfurter Reinigungsfirma Veki erhalten. Die Firma hat die Container samt Betreuung um brutto rund 39.600 Euro angeboten. Allerdings: Veki muss das gesamte Inkassogeld, das die Firma in den sechs Wochen Marktdauer einsammelt, an die Stadt Klagenfurt abliefern. Im Gegensatz zur TAS GmbH, die 2024 um rund 35.700 Euro angeboten hatte, bei der das gesamte Inkassogeld jedoch in die eigene Kassa floss – und das im Einverständnis mit der Marktkoordinatorin und dem Marktamt der Stadt Klagenfurt. Es seien zuvor drei Angebote eingeholt worden, so die Stadt.

Auftragserteilung an TAS unschlüssig

Bei einer Anfrage unter zwei Kärntner WC-Dienstleistungsanbietern zeigt sich hinsichtlich möglichem Potenzial des Inkassogeldes ein differenziertes Bild. Einer der beiden Anbieter geht bei einer Höhe von einem Euro WC-Benutzungsentgelt von „10.000 bis 20.000 Euro in zehn Tagen“ Marktdauer aus. Der Klagenfurter Christkindlmarkt dauert rund 40 Tage. Würde man nun diese 40 Tage um zehn Tage reduzieren – weil Schlechtwetter, Grippewelle oder andere ungünstige Ereignisse – und spekulativ den niedrigeren Betrag von 10.000 Euro heranziehen, kämen 30.000 Euro zusammen, die zur Stadt Klagenfurt zurückfließen würden. Was im Fall des wahrscheinlichen Auftrags an die Firma Veki bedeuten würde: Deren Angebot von 39.600 Euro würde sich um besagte 30.000 Euro reduzieren, womit der WC-Dienst den Steuerzahler nur mehr rund 9.600 Euro kosten würde.

Noch einmal zum Vergleich die TAS GmbH 2024: Rund 36.000 Euro an Kosten. Plus Inkassogeld. In diesem fiktiven Beispiel hätte das Unternehmen also auch 30.000 Euro Benutzungsentgelt kassiert. Womit addiert und theoretisch rund 66.000 Euro in der Tasche der TAS gelandet wären.

Auch vorsichtig gerechnetes Beispiel bleibt unter TAS-Preis von 2024

Ein zweiter Anbieter ist deutlich vorsichtiger: Er geht von 400 WC-Besuchern pro Tag aus und addiert diese mit 35 Tagen. In seiner Kalkulation ist also eine gute Woche Schlechtwetter angesagt. Bei ihm kämen demnach (400 Euro x 35 Tage) 14.000 Euro Inkassogeld heraus. Würde man diese nun vom Veki-Preis (39.600 Euro) abziehen, weil sie ja an die Stadt gingen, läge sogar das vorsichtig kalkulierte und spekulative Beispiel unterm Strich bei rund 25.600 Euro an Kosten – rund 10.000 Euro unter dem TAS-Preis von 2024. Dessen Unterschreitung sich anhand dieses Beispiels bereits ab 112 WC-Besuchern pro Tag (an 35 Tagen) ausginge.

In den sechs Marktwochen werden laut Angaben der Stadt zwischen 250.000 und 350.000 Besucher in der „Kernzone der Stadt“ verzeichnet. Das leitet das Rathaus von Mobilfunkdaten ab.

Der Preis der TAS war von 2023 auf 2024 von 18.000 auf fast 36.000 Euro um gut 100 Prozent gestiegen. Die massive Zunahme begründete die Stadt nach Rücksprache mit der Marktkoordinatorin mit den „allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen und der flächendeckenden Teuerung in ganz Österreich“. Die Teuerung in der Alpenrepublik lag 2023 laut Statistik Austria bei: 7,8 %. Woher die restlichen 92 Prozent Preisanstieg kamen, konnte nicht schlüssig erklärt werden. Mit der Teuerung 2024 ließe es sich noch weniger begründen: Da betrug die Inflation nur 2,9 %.

Grobschätzung von Veki lag bei 17.200 Euro

Die TAS GmbH hat von 2023 auf 2024 auch das WC-Benutzungsentgelt um 100 Prozent erhöht. Verlangte die Firma 2023 noch 50 Cent, war es 2024 schon ein Euro. Hätte Veki den Euro behalten dürfen, hätte das Unternehmen wohl deutlich günstiger als um 39.600 angeboten. In einer ersten Grobschätzung ist von einem Veki-Angebot in Höhe von 17.200 Euro die Rede, wäre das Inkasso bei der Firma verblieben.

Warum hat die Marktkoordinatorin nicht schon 2024 auf die Rückführung des Inkassogeldes an die Stadt Klagenfurt bestanden?

Nun stellt sich die Frage: Warum hat die Marktkoordinatorin nicht schon 2024 auf die Rückführung des Inkassogeldes an die Stadt Klagenfurt bestanden? Die Beantwortung dieser Frage verweigerte der Klagenfurter Magistrat mit Verweis auf eine bevorstehende Prüfung der Causa durch den Stadtrechnungshof und eine bereits erfolgte Prüfung durch die internen Revision.

Natürlich: Schon 2023, als es noch einen anderen Marktkoordinator gab, waren die 50 Cent Benutzungsentgelt bei der TAS verblieben. Allerdings betrug der Preis für die Container damals wie erwähnt 18.000 Euro – und nicht fast 36.000 Euro wie im Jahr danach. Die Marktkoordinatorin ist seit Februar 2024 für die Märkte zuständig.

Die vorige Woche beendete Prüfung durch die interne Revision wirft Fragen auf. Diese behauptete in einer Stellungnahme nämlich, dass „der insgesamte Anstieg des Ausgabenvolumens für die Sanitäranlagen seit 2023 dem größeren Leistungsumfang (…) geschuldet“ sei. Bloß: Warum ist das der Marktkoordinatorin nicht eingefallen, als sie auf die Frage nach dem Preissprung antwortete, dass die „allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen und die flächendeckende Teuerung in ganz Österreich“ die Gründe dafür seien?

Vielleicht ist es ihr nicht eingefallen, weil es möglicherweise nicht so war, wie folgende Gegenüberstellung der Rechnungen 2023 und 2024 der TAS mitsamt Leistungsbeschreibung zeigt:

2023

Die Leistungsumfänge vermitteln den Eindruck, fast ident zu sein. In der 2024-Rechnung hat die TAS sogar vergessen, die Feiertage 25. und 26. Dezember auf 2024 zu adaptieren. Hat man auf der alten Rechnung vielleicht nicht viel mehr gemacht als den Preis (nach oben) korrigiert?

2024

Jonkes Ex-Geschäftspartner und Freunde sind TAS-Miteigentümer

Der Fall ist bemerkenswert, weil die TAS GmbH im Miteigentum mehrerer Personen steht, zu denen der Klagenfurter Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP) bis 2020 geschäftliche oder bis heute persönliche Beziehungen hatte. Etwa zu Johannes Moser, Eigentümer der Synelution Holding GmbH, die 50 Prozent an der TAS hält und laut Kleiner Zeitung (2024) ein „langjähriger Freund“ Jonkes ist. Auch Dieter Kienberger und Josef Michael Jahrmann sind über die Universal Mars GmbH an der TAS beteiligt; beide waren bis September 2020 in Jonkes Firma AC Trading & Invest engagiert, die heute vollständig ihm gehört. Bis Ende April 2025 war Jonke Büroleiter von Bürgermeister Christian Scheider (FSP), Klubobmann der Liste Scheider und Gemeinderat.

An sich wäre das alles kaum erwähnenswert – wäre die Marktkoordinatorin, die 2024 die Ausschreibung durchführte, nicht Jonkes Lebensgefährtin. Laut Verhaltenscodex des Bundes sollen Bedienstete schon beim Anschein von Befangenheit ihre Führungskraft informieren. Ob das geschah, bleibt unklar. Die Stadt betonte lediglich, die Compliance-Regeln seien eingehalten worden.

Höferer gewann Gastronomie im Loretto

An der TAS ebenso beteiligt ist der Klagenfurter Gastronom Gert Höferer, der 2023 das eigentliche Projekt der TAS, die Gastronomie im Strandbad Loretto am Wörthersee, von den Stadtwerken Klagenfurt gewann. 2023, als die TAS erstmals den Auftrag für die Toiletten-Betreuung erhielt, hatte sie bei Rechnungslegung (7. November) noch nicht einmal das Gewerbe für WC-Dienstleistungen. Das bekam sie erst zwei Tage danach am 9. November.

3 Kommentare

  1. Ich kann da nur Kopfschütteln. Wer kontrolliert das eingenommene Geld?
    Es gilt die Unschuldsvermutung . . . .
    Die beteiligten Personen sind ja alle „Stadtbekannt“ und sie werden es schon richtig machen 🙂 meinte heute ein Bekannter

  2. Davon können sie ausgehen, dass diese Personen es „richtig“ machen – diverse Gerüchte über Spenden an Politik und Beamte bei Grundstücksgeschäften gibt es ja einige und einige Artikel zum Kauf der Rohrer-Gründe die quasi über Nacht um 1 Mio teurer wurden, wie konnte das passieren…selbst die Fr. Rohrer hat sich das als eigentliche Verkäuferin gefragt, warum man da plötzlich eine Firma dazwischengeschalten hat und nicht direkt von den Rohrer-Eigentümern gekauft hat. Aber hoppla, bei diesem WC Geschäft ist das natürlich nicht der Fall und natürlich gilt die Unschuldsvermutung

  3. Alle Tiere sind gleich, nur manche eben gleicher… oink oink!

    Wenn man übrigens jeden Mobilfunkuser in der City als Marktbesucher wertet, wird man wohl mit Garantie falsche Zahlen erhalten.

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