
Mitte November 2024 macht eine Mitarbeiterin der Stadt Klagenfurt klick. Mit der Maus auf ihrem Monitor. Die Angestellte befindet sich in einem Workflowsystem, das Rechnungen abbildet. Rechnungen von Lieferanten an die Stadt Klagenfurt. Und nun wartet eine solche Rechnung auf Freigabe. Es geht um fast 36.000 Euro.
Die Rechnung wurde am 9. November 2024 geschrieben. Direkt an besagte Mitarbeiterin in ihrer Funktion als Marktkoordinatorin. Über sie läuft das Management der beliebten Klagenfurter Publikumsmärkte. So auch des Klagenfurter Christkindlmarkts. „Um baldige Überweisung“ wird gebeten.
Die rund 36.000 Euro brutto sollen grob gesagt für Klo-Dienste fließen. Ausgestellt hat die Rechnung die TAS GmbH. „TAS“ ist die Abkürzung für Teatro am See. Die Firma betreibt die Gastronomie im Strandbad Loretto am Wörthersee, das den Stadtwerken Klagenfurt (STW) gehört. Firmenanschrift ist deshalb: Lorettoweg 48. Aber was hat ein – laut Gesellschaftsvertrag – Gastronomiebetrieb mit der Bereitstellung, Betreuung, Reinigung und Inkasso von WC-Containern am Klagenfurter Weihnachtsmarkt zu tun?
Eilig zur Klo-Lizenz
Das wussten bis ein Jahr davor vielleicht nicht einmal die Protagonisten der TAS GmbH selbst. Denn: Vor dem Christkindlmarkt 2023 versuchte man offenbar noch eilig eine Gewerbelizenz für den WC-Betrieb zu bekommen. Eine solche wurde der TAS dann am 9. November 2023 auch ausgestellt – nur wenige Tage bevor am Neuen Platz die Punschhütten öffneten.

Aber zurück ins Jahr 2024: Den Wunsch nach „baldiger Überweisung“ erfüllt die Stadt offenbar. Nachdem die Mitarbeiterin die Rechnung freigibt und eine übergeordnete Instanz dasselbe tut, werden die knapp 36.000 Euro noch vor Ende November gebucht. Und das obwohl die Leistung noch nicht vollständig erbracht worden sein konnte: Die Christkindlmärkte am Neuen Platz dauern traditionell von Mitte November bis Ende Dezember.
TAS-Gesellschafter aus Jonkes ehemaligem Geschäftsnetzwerk
Erwähnenswert ist der Fall aus zwei Gründen: Einerseits, weil die Leistung der TAS GmbH von 2023 auf 2024 um fast 100 Prozent teurer wurde. Und andererseits weil die TAS unmittel- oder mittelbar im Miteigentum mehrerer Personen steht, zu denen der heutige Klagenfurter Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP) bis 2020 Geschäftsbeziehungen oder über diesen Zeitpunkt hinaus persönliche Freundschaften unterhielt. Etwa zu Johannes Moser, dem Eigentümer der Synelution Holding GmbH, die 50 Prozent an der TAS besitzt. Moser, so wird Jonke in der Kleinen Zeitung vom 5. November 2024 indirekt zitiert, „sei ein langjähriger Freund von ihm“.
Oder der bekannte Steuerberater Dieter Kienberger, der über die Universal Mars GmbH an der TAS beteiligt ist. Kienberger war bis September 2020 Gesellschafter und Geschäftsführer der AC Trading & Invest GmbH. Einer Firma, in der zur selben Zeit auch Jonke engagiert war und die heute zu 100 Prozent in seinem Eigentum steht. Ihr gehört die Autowaschstraße Carlovers im Osten Klagenfurts. Und dann ist da noch Josef Michael Jahrmann. Auch er ist über die Universal Mars an der TAS beteiligt und war bis zum heurigen Frühjahr auch deren Geschäftsführer. Jahrmann hielt bis September 2020 ebenfalls eine Beteiligung an Jonkes AC Trading & Invest. Mit im Boot, jedoch ohne Schnittmenge zu Jonkes Firma, ist der Klagenfurter Gastronom Gert Höferer (Bar Teatro). Er hält (mit einer weiteren Person) über die WHP Betriebs GmbH Anteile an der TAS.

Compliance-Richtlinien
Nun wäre all das vielleicht von untergeordnetem Belang, wäre da nicht der Umstand, dass die Mitarbeiterin, die die fast 36.000 Euro freigegeben hat, Jonkes Lebensgefährtin ist. Zwar gibt es bis zur finalen Buchung wie erwähnt weitere Instanzen über ihr, also wohl ein Vier-Augen-Prinzip, aber wäre es nicht ästhetischer gewesen, sich gänzlich aus dem Spiel zu nehmen, um auch bloß den entferntesten Anschein von Befangenheit vermeiden zu können? Die Republik Österreich gab 2020 einen Verhaltenscodex für den öffentlichen Dienst heraus. Darin steht: „Könnte (auch nur der Anschein von) Befangenheit vorliegen, melde ich dies unverzüglich meiner Führungskraft.“
Die Frage ist, ob die Mitarbeiterin das getan hat? Eine Anfrage an die Stadt, ob ihr Verhalten die Compliance-Regeln der Stadt strapaziert habe, beantwortet das Rathaus mit: Nein. „Die Auftragsvergabe erfolgte im Einklang mit den internen Compliance- und Vergaberichtlinien.“
TAS verdoppelte Preis – bei gleichbleibender Leistung
Doch auch ein zweiter Punkt ist eine Fußnote wert: Warum haben sich die Kosten der TAS GmbH von 2023 auf 2024 von zuerst 18.000 auf rund 36.000 Euro fast verdoppelt? Bei nahezu identer Leistung. Dazu bemüht die Stadt Allgemeinvokabular: „Die Marktverwaltung geht davon aus, dass angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen und der flächendeckenden Teuerung in ganz Österreich auch dieses Angebot nachträglich kalkuliert wurde.“ Nachgefragt, warum die TAS plötzlich 100 Prozent mehr verlangte, hat man aber offenbar nicht. Auch eine nachträgliche Kalkulation, sofern dies zeitlich zu verstehen ist, fand nicht statt: Die Buchung der rund 36.000-Euro-Rechnung fand wie erwähnt bereits Ende November 2024 statt. Vor Leistungsende.
Die 2023er-Rechnung mit 18.000 Euro nahm noch ein anderer Marktkoordinator entgegen. Die Mitarbeiterin folgte ihm im Februar 2024. Die Stadt erklärt, in beiden Jahren „ordnungsgemäß drei Angebote von Firmen eingeholt“ und den „Auftrag an den Bestbieter vergeben“ zu haben: Die TAS.
TAS verdoppelte auch WC-Nutzungsentgelt
Die bekam 2024 aber nicht nur die rund 36.000 Euro. Sondern auch das gesamte Nutzungsentgelt für die WCs. Also das, was die Gäste für den WC-Besuch bezahlen. Und auch hier verdoppelte die TAS den Preis: Verlangte sie 2023 noch 50 Cent pro Nutzung, mussten Besucher im Jahr 2024 einen Euro bezahlen. Die Stadt bestätigt diese Zahlen auf Anfrage.
Ob die TAS damit tatsächlich Bestbieter war, wie die Marktverwaltung behauptet, könnte noch Gegenstand nachträglicher Beleuchtung werden. Denn ein anderer von Mediapartizan.at kontaktierter Anbieter erklärt zwar, dass man aufgrund der Personalkosten für die Betreuung schon mal auf einen Preis von „30.000 Euro plus Container“ komme. Das Inkasso aber, also das Nutzungsentgelt für die WCs, verbleibe beim Auftraggeber. „Wir verdienen mit unserer Dienstleistung.“ Das Inkasso mache man nur ungern. Werde es dennoch gewünscht, liefere man das Geld am Schluss beim Auftraggeber ab. Der Anbieter, ein bekanntes Unternehmen, bat um Anonymität.
Schenkte Stadt der TAS Tausende Euro?
Wie viel die TAS mit den WC-Gebühren lukriert hat, kann die Stadt nicht sagen. Es sei zudem schwer, die Besucherzahl des Christkindlmarkts zu ermitteln. Anhand von Mobilfunkdaten kann aber „von einer grob geschätzten Besucherzahl in der Kernzone der Stadt von 250.000 bis 350.000 in sechs Wochen ausgegangen werden“, so das Rathaus diesfalls transparent. Nähme man hier die Unterkante und davon ein Zehntel, das einem dringenden Bedürfnis nachgegangen sein könnte, käme man für 2024 auf spekulative 25.000 Euro zusätzlich für die TAS. Geld, das bei Inanspruchnahme des oben erwähnten Anbieters laut dessen Angabe bei der Stadt verblieben wäre.
Der Ordnung halber sei erwähnt, dass schon die 50 Cent Nutzungsentgelt unter dem vorigen Marktkoordinator an die TAS GmbH gingen. Wie gesagt, jedoch bei halber Rechnungshöhe.

Und es geht auch anders herum. Für den heurigen Weihnachtsmarkt soll sich für die WC-Dienste ein neuer Anbieter ins Spiel gebracht haben. Er fährt anscheinend ein Mischmodell: Für Container und Betreuung verlangt das Unternehmen rund 14.500 Euro. Dafür verbleiben die WC-Gebühren bei der Firma.
Offenbar ist dieser Anbieter von „allgemeinen wirtschaftlichen Herausforderungen und der flächendeckenden Teuerung in ganz Österreich“ verschont geblieben.
Eine Anfrage beim aktuellen Geschäftsführer der TAS GmbH blieb ohne Reaktion.
Das ist ja wieder einmal typisch für manche Politiker, auch in unserer Stadt, haben überall ihre Finger drinnen, wo es etwas zum bereichern gibt und haben oben drein, keinerlei Moral gegenüber der steuerbezahlenden Bevölkerung. Es müßte gesetzlich verboten sein, dass Politiker, die mit ihrem Einkommen ohnehin schon genug kassieren, darüber hinaus mit verschiedensten Funktionen und Beteiligungen zusätzlich noch Einkommen lukrieren und über Netzwerke auf gemeideeigene Verantwortungsträger:innen bei Entscheidungen wesentlichen Einfluss haben. Die Bürger:innen der Stadt wissen nicht, wie sie monatlich mit ihrem Einkommen über die Runden kommen sollen, aber so manchen Mandataren ist das egal und spielen sich als „bürgernahe“ auf! Nehmen Sie den Hut Herr Jonke!!!
Guten Tag Hr. Willroider, der Magistrat ist zu einem guten Teil eine Versorgungsstelle für Family & Friends der Politiker bzw. für die Politiker selbst. Der Herr Bürgermeister hat vor dem sogenannten Aufnahmestopp noch schnell seine Frau „ermutigt“ sich zu bewerben und die ist, zum Glück, doch noch tatsächlich eingestellt worden. Diverse Parteifreunde wie Strutz haben auch ihr Auskommen bekommen. Wer einmal am Trog sitzt, will da nicht wieder weg. Deshalb ist Ihre Aufforderung an den Hr. Jonke (und der Hr. Scheider sollte gleich mitgehen, der die Stadt zusammen mit seinen Polit-Kollegen finanziell an die Wand gefahren hat) zwar richtig und ehrenhaft, aber es wird eher auf der Venus schneien, als das in Österreich sowas wie eine Rücktrittskultur Einzug hält. Siehe dazu auch den Fall Wöginger der Österreichischen Verhöhnungs-, entschuldigen Sie, der Österreichischen Volkspartei ÖVP. Man wird als Bürger von der politischen Kaste nur mehr verhöhnt. Aber wer sowas wählt ist auch selbst schuld – es wurde wie bestellt auch geliefert. Dafür brennen wir jedes Jahr mehr an Gebühren und die Straßen bleiben wie im albanischen Hinterland und jetzt wird mit Gewalt ein Hallenbad zu unglaublichen 72 (!!!!) Millionen Euro durchgedrückt. Das hätte man schon vor 10 Jahren zu einem Bruchteil der Kosten erledigen müssen. Und es wird nicht bei den 72 Mio. und dem jährlichen Abgang bleiben, da werden leider leider wieder unvorhersehbare Zusatzkosten kommen. Aber macht nix, wir haben’s ja eh…