Flughafen: Für den Tourismus „kaum Bedeutung“?

Für Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig, ÖVP, spielt der Flughafen Klagenfurt für den Fremdenverkehr offenbar keine Rolle. Sollte er aber. Wie im geheimen Strategieplan des Investors Franz Peter Orasch verankert ist.

Es ist nur ein unscheinbarer Satz. Eine Randnotiz. Eine „Bildunterschrift“, kurz „BU“, wie wir Journalisten sagen. Wer mit der Materie nichts zu tun hat, dem fällt die Aussage in der gestrigen Ausgabe der „Kleinen Zeitung“ nicht einmal auf. Dort war Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) doppelseitig interviewt worden. Und er wird mit folgendem Satz zitiert: „Für den Tourismus hat der Flughafen Klagenfurt kaum Bedeutung. Für Wirtschaft und Industrie brauchen wir ihn aber.“ Wie gesagt: Unaufdringlich.

Dennoch: Der Satz ist bemerkenswert. Denn die Aussage Schuschnigs spricht den Flughafen in gewisser Weise frei. Frei von der Aufgabe, Hotelbetten zu füllen, Seebäder auszulasten, Restaurants zu beschicken. Und zwar mit zahlungskräftigen Touristen. Denn diese Aufgabe hätte er. Belegt durch den geheimen Strategieplan des Airports. Er liegt Mediapartizan.at vor.

Der Flughafen: Keine Rolle für Kärntner Tourismus? Im Gegenteil!

Ein Blick in das Papier, es war integrierter Bestandteil des Angebots von Immobilieninvestor und Lilihill-Eigner Franz Peter Orasch bei der Privatisierung des Flughafens, zeichnet ein Bild, das im krassen Widerspruch zu Schuschnigs Aussage steht, die wohl als leidige Erfahrung mit dem Flughafen zu verstehen ist. Der Airport aber hätte seit der Teilprivatisierung 2018 sogar als „Tourismusflughafen“ positioniert werden sollen:

500.000 Passagiere versprach Orasch den Altgesellschaftern Land Kärnten und Stadt Klagenfurt für das Jahr 2027. Und das mitunter genau mit der Fokusierung auf den Tourismus. Natürlich kam Orasch 2020 Corona dazwischen, ob er die Zahlen im Jahr 2027 ohne Corona erreicht hätte, bleibt aber fraglich. Denn der Flughafen schwächelte schon vor der Pandemie: 2019, im ersten vollen Jahr unter Lilihill-Mehrheitseigentümerschaft, fertigte der Airport nur 209.000 Passagiere ab. Prophezeit hatte Orasch gut 320.000. Die jedoch fairerweise zu relativieren sind, da zwischen dem Abschluss des Strategieplans und der tatsächlichen Privatisierung des Flughafens doch einige Monate der Verzögerung ins Land zogen.

„Mit dem Fokus auf Flugtouristen“

Dennoch: Die Grundaussage bleibt die gleiche – der Airport sollte mit der Konzentration auf den Tourismus punkten, wie folgendes Faksimile zeigt:

Von „gezielter Produktentwicklung“ für das Tourismussegment ist hier die Rede. Zusammen mit dem Fokus auf touristische Fluggäste „die mit Abstand größte Herausforderung zur Standortsicherung“. Wie wichtig die Tourismus-Ausrichtung bei der Privatisierung war, zeigt auch folgendes Chart:

Die Lilihill-Strategen wollten aus den Ankünften (mit anderen Verkehrsmitteln) „20 % für eine Flugreise nach Kärnten“ gewinnen. Das wären laut Lilihill-Rechnung „177.000 Passagiere pro Jahr zusätzlich“ für den Airport gewesen.

Aufweichung der Passagierziele?

So gesehen, stimmt Schuschnigs Aussage wohl für den Status Quo. Sie sollte aber Orasch nicht entlasten, liefern zu müssen. Bleibt die Frage, ob der Sager des Tourismuslandesrates nicht genau dafür den Boden bereiten soll: Für die Verwässerung und Aufweichung von Oraschs selbst prophezeiten Passagierzielen?

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Bildausschnitt/Montage: (c) Kleine Zeitung/Traussnig

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