
“Wer zu den Sandplätzen geht, bekommt ein Freibier!” So soll – zumindest laut “Kronen Zeitung” – die Erfolgsgeschichte des Beach-Volleyball-Events am Klagenfurter Wörthersee begonnen haben. Der Satz soll aus dem Lautsprecher des Klagenfurter Strandbades gekommen sein. Durchgesagt vom Bademeister vor fast 30 Jahren. Ans Ufer des türkisen Sees hatte das damals erste Beach-Volleyball-Turnier ein seinerzeit nicht so bekannter Kärntner gebracht: Hannes Jagerhofer. Mit dem Turnier katapultiert sich Jagerhofer aber in den Promi-Himmel. Jagerhofer hatte den aufkommenden Volleyball-Boom erkannt. Von da an haut er Jahr für Jahr ein immer spektakuläreres Event raus. Der einzigartige Standort zieht Volleyballprofis aus der ganzen Welt an. 2001 holt Jagerhofer die Weltmeisterschaft nach Klagenfurt. Sponsoren suchen sein Licht. Im Publikum singen Tausende “That’s the Way (aha aha I Like It)”. Jagerhofer pusht die Menge, lässt Feuerwehrschläuche auffahren, kühlt damit die erhitzten Leiber auf den Rängen. Zwischen den Aufschlägen fetzt der DJ einen Hit nach dem anderen aus den Musikboxen. Im VIP-Bereich machen Promis und Celebrities Party. Wenn Jagerhofer ruft, kommen sie alle.
Wiener Stadtrat Hacker: Finanzielle Vorstellungen zu hoch
Im Zentrum der Organisation: Jagerhofer. Er macht eine prima Figur beim Fundraising. 2017 wechselt der Beach dann in die Bundeshauptstadt. In Kärnten ist man sich bezüglich Förderungen nicht mehr grün geworden. Doch Wien sollte schlussendlich nur ein Seitensprung bleiben. Denn dort wollte Jagerhofer laut “sportsbusiness.at” heuer eine Multisportveranstaltung hochziehen. Offenbar einigte man sich aber mit dem Wiener Rathaus nicht auf die gewollten Förderungen: „Die Stadt Wien war bereit, die Unterstützung für die Veranstaltung im vollen bisherigen Ausmaß fortzusetzen. Leider wollte Hannes Jagerhofer statt des etablierten und erfolgreichen Formats Beachvolleyball ein Multisport-Event organisieren. Die damit verbundenen finanziellen Vorstellungen waren um ein Vielfaches höher als bisher und daher für die Stadt nicht realisierbar”, wird das Büro des Wiener Stadtrats Peter Hacker (SPÖ) auf dem Sportportal zitiert. Jagerhofers Agentur Acts kommentierte eine entsprechende Nachfrage der Website so: „Es ist noch nichts endgültig entschieden von unserer Seite.“
Auch kein Multisport am Wörthersee
Daraufhin schlug Jagerhofer Ende 2024 wieder in Kärnten auf und wollte das Multisportevent 2025 am Wörthersee hochziehen. Dazu wurde der 62-Jährige auch bei der Kärnten Werbung vorstellig, warb dort offenbar um Förderungen. Doch aus dem Comeback an den Wörthersee wird nichts. Jagerhofer teilte im Dezember letzten Jahres überraschend mit, dass ihm der Titelsponsor A1 abgesprungen sei. Seitdem herrscht Ruhe.
Aber nur scheinbar. Denn hinter den Kulissen tobt jedenfalls seit 2023 ein mit juristischen Mitteln gefochtener Degenkampf. Jagerhofers Gegenspieler: Riedergarten-Chef Herbert Waldner. Nicht gerade für den feinen Florettkampf bekannt. In dem Streit geht es um 650.000 Euro, die Waldner von Jagerhofer haben will. Vorweg: Das Bezirksgericht (BG) Döbling bewilligte Waldner in der Causa am 12. August 2024 weitreichende Eingriffe in Jagerhofers Vermögen. Darunter Zwangsversteigerung und Pfandrechte auf seine Firmen. Aber der Reihe nach.

Waldner übernimmt fünf Prozent an Jagerhofers Paketdienst
Am 19. Oktober 2021 übernimmt die AAHW Beteiligungen GmbH, die zu 51 Prozent Waldners WH Holding GmbH und zu 49 Prozent Aaron Waldner (Familienmitglied) gehört, rund fünf Prozent an der myrobin GmbH, deren Mastermind Jagerhofer ist. Der hält an der myrobin laut Gericht 31,8 Prozent. Die myrobin beschreibt sich selbst als “die Mitfahrgelegenheit für Dinge aller Art”. Eine Internetplattform, die “Menschen, die etwas zu versenden haben, mit Menschen, die ohnehin auf dieser Strecke unterwegs sind”, vernetzt. Wenn man so will: Ein privater Paketdienst.

Red-Bull-Erbe bei Jagerhofer an Bord
Die fünf Prozent kosten Waldner vorweg rund 4540 Euro. Überschaubar. Die myrobin GmbH weist eine Stammkapitalisierung von knapp über 90.000 Euro aus. An ihr sind aktuell andere bekannte Namen beteiligt. Etwa Red-Bull-Milliardenerbe Mark Mateschitz mit seiner Beteiligungsfirma. Oder neben Jagerhofer ein weiterer bekannter Kärntner: Unternehmer und Mäzen Hans Schmid. Auch Ex-Kika-Eigner Herbert Koch, die Eder Privatstiftung (Humanomed) oder Seven Ventures (aus dem Umfeld von ProSiebenSateins) sind mit im Paketdienst.
Doch mit der Übernahme der fünf Prozent ist auch ein Zuschuss von mehr als 645.000 Euro verbunden, die die AAHW in Jagerhofers myrobin pumpt. Zusammen also 650.000 Euro. Jagerhofer und AAHW vereinbaren eine sogenannte Put-Call-Option. Das ist nichts anderes als ein vorab vereinbarter Abtretungsvertrag der Firmenanteile. Einmal, wenn sie jemand auf- oder zurückkaufen will (Call), das andere Mal, wenn sie jemand verkaufen will (Put). Und genau das macht Waldner: Er dient Jagerhofer am 4. April 2023 seine Anteile an der myrobin GmbH an. “Wir haben nicht zusammen gepasst”, sagt Waldner auf Anfrage. Er habe “raus wollen”.
Da dies innerhalb der vorab fixierten Frist passierte, ist es laut Handelsgericht Wien rechtens und Jagerhofer muss die Put-Option Waldners annehmen. Doch Jagerhofer ist säumig. Als Begründung führt “Mr. Beachvolleyball” in den Gerichtsunterlagen verschiedene Punkte an. Er wirft Waldner vor, “die Interessen der Gesellschaft gefährdet” zu haben. “Das Verhalten der klagenden Partei (AAHW, Anm.) sei daher treuwidrig gewesen”, so die Gerichtsakten. Der Richter sah das aber nicht so.
Zugriff auf Jagerhofers Vermögen
Am 12. August 2024 bewilligte das BG Döbling die Zwangsversteigerung zweier Liegenschaften Jagerhofers zur Hereinbringung der 650.000 Euro. Diese befinden sich in den Bezirken Villach und St. Veit an der Glan. Den Unterlagen des BG Döbling, sie liegen Mediapartizan exklusiv vor, ist aber auch zu entnehmen, dass Waldner weitere Möglichkeiten eingräumt werden, das Geld einzusammeln. So ist in der Exekutionsbewilligung von einer “Pfändung” von Jagerhofers Geschäftsanteilen die Rede. Und zwar an den Firmen “HJ Holding FlexCo, AUFTRIEB Werbe GmbH (Anm.: Sie ist im Firmenbuch liquidiert), myrobin GmbH” und “Acts Communication”. Und: Den genannten Gesellschaften, aber auch Drittschuldnern “wird verboten, aufgrund der gepfändeten Rechte an die verpflichtete Partei zu leisten.” Die verpflichtete Partei ist Jagerhofer.

Waldner bewirkte auch eine Forderungsexekution gegen drei der genannten Jagerhofer-Firmen und drei weitere. Er sagt, “derzeit schauen wir uns gerade an, was die beiden Liegenschaften Jagerhofers wert sind”.
Dem Vernehmen nach soll Jagerhofer im Vorjahr für sein – damals noch geplantes – Multisportevent am Wörthersee um Gelder aus dem Tourismus geworben haben. Angeblich auch bei der Kärnten Werbung. Dort sei, so übereinstimmende Aussagen, Wirtschaftskammer-Präsident Jügen Mandl dafür eingetreten, Jagerhofer 200.000 Euro an Förderungen zukommen zu lassen. Das stimme nicht, so Mandl. “Über die Höhe einer Förderung zu diskutieren, steht mir gar nicht zu”, sagt Mandl auf Anfrage. “Aber ich war ein Befürworter des Multisportevents.”
Jagerhofer war trotz mehrmaligem Versuch nicht zu erreichen. Laut Agentur ist er derzeit in den USA.
Update 11:35 Uhr: Jagerhofer meldet sich aus den USA
Kurz nach Veröffentlichung des Artikels meldete sich Hannes Jagerhofer aus den USA. Er sei bei Verhandlungen über einen Einstieg einer US-Firma bei myrobin. Jagerhofer sagte, “ich habe vor Gericht verloren, das muss man so zur Kenntnis nehmen”. Er werde Waldner “die 650.000 Euro bezahlen. Ich habe eine der Liegenschaften verkauft. Das muss nur mehr notariell beglaubigt werden”. Daraus finanziere er die Rückzahlung an die AAHW.
***
Fotos: KK, EVA MANHART / APA / picturedesk.com
Hinterlasse jetzt einen Kommentar