
131 Seiten umfasst der druckfrische und noch geheime Rohbericht der Prüfung des Flughafens Klagenfurt durch den Kärntner Landesrechnungshof (LRH). Der Fokus lag auf den Jahren 2018 bis 2023. Und der Bericht enthält durchaus kuriose bis brisante Details.
Noch befindet sich der Bericht im Status der Einholung von Stellungnahmen zu den Kritikpunkten des LRH. Mediapartizan.at liegt er aber schon jetzt vor. Der Airport gehörte von 2018 bis 2023 zu 74,9 Prozent zur Lilihill-Gruppe von Immobilieninvestor Franz Peter Orasch, um den es in letzter Zeit ruhig geworden ist. 25,1 Prozent unterstanden Land Kärnten und Stadt Klagenfurt. Orasch hatte seinen Anteil für eine Kapitalerhöhung von etwas über acht Millionen Euro übernommen. Doch Land und Stadt zogen 2023 die sogenannte Call Option, kauften den Airport zurück. Grund: Der Flughafen erreichte unter Orasch nicht die Mindestanzahl von 100.000 Passagieren. Orasch bekämpft den Rückkauf seither gerichtlich.
Abenteuerausflug zum Weintrauben klauben
Der Rohbericht verrät nun, dass es im September 2022 zu einer ungewöhnlichen Einladung gekommen sein soll: Über die Lilihill Capital Group GmbH, diese ist sozusagen die Dachgesellschaft im Orasch-Reich, sollen ein Aufsichtsrat, die Geschäftsführung und Verwaltungsangestellte des Airports auf die Domäne Lilienberg, das ist das Weingut der Familie Orasch, eingeladen worden sein, um dort bei der Weinernte tätig zu werden. Ob es tatsächlich dazu kam, überliefert der Bericht nicht. Offenbar im Gegenzug bezog der Flughafen Leihpersonal von der Domäne und zahlte dafür rund 4100 Euro.
“Auffällige Sachverhalte” bei Geschäftsbeziehungen
Auf den letzten Seiten des Berichts steigt die Spannung sprunghaft an: Der Rechnungshof sieht “mögliche Ansprüche gegen ehemalige Organe und Geschäftsführer” des Flughafens. Dies deshalb, weil ihm “auffällige Sachverhalte” bei der Prüfung der Geschäftsbeziehungen des Flughafens mit Lilihill-Unternehmen untergekommen seien. Damit meint der LRH, dass zum Beispiel die Buchhaltung des Airports an die Lilihill Financial Services ausgelagert wurde – eine Orasch-Gesellschaft. Wobei die operativen Tätigkeiten der Buchhaltung beim Flughafen verblieben. Das kostete die Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft (KFBG) bis zu 273.000 Euro jährlich. Honorarnoten der Lilihill Financial Services seien aber nicht auffindbar gewesen, monieren die Kontrollore.
Mögliches Insichgeschäft Pachtvertrag
Ein Pachtvertrag über 140 Hektar nicht betriebsnotwendiger Grundstücke, den die KFBG – Orasch war in Personalunion Mehrheitseigner, Geschäftsführer und Lilihill-Eigentümer – mit einem anderen Lilihill-Unternehmen schloss, sei laut einem Gutachter “ein Insichgeschäft” gewesen, so der LRH. Zwar habe man den Pachtvertrag im Aufsichtsrat besprochen, man habe aber nicht über den Interessenkonflikt informiert und zudem keine Genehmigung der KFBG-Generalversammlung eingeholt. Die Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV), sie verwaltet die Landesanteile, bekämpfte den Pachtvertrag gerichtlich. Lilihill wies den Vorwurf des Insichgeschäfts zurück.
Kritisch sieht der LRH offenbar auch die Kosten eines Hausverwaltungsvertrags zwischen der KFBG und der Lilihill Asset Management GmbH. Diese Aufwendungen machten rund 121.000 Euro aus. Dafür soll es keinen schriftlich unterfertigten Hausverwaltungsvertrag geben. Die Prüfer schreiben auch, dass eine hernach beschäftigte Hausverwaltungsfirma “für ihre Leistungen deutlich weniger” verrechnete.
Halbe Million Konzeptkosten für nicht umgesetzte Pläne
Außerdem seien für die Planung der sogenannten Aviation City, Oraschs Vision eines Milliardenflughafens, von der KFBG fast 563.000 Euro ausgegeben worden – “der Großteil wurde nie umgesetzt”, wird bemängelt.
Liliair mit offener Rechnung
“Gegebenenfalls sollten finanzstrafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige gebracht werden”, bemerken die Prüfer. Die von Orasch geplante Fluglinie Liliair schulde dem Flughafen noch rund 13.400 Euro für Hangar- und Personalkosten, Folierungen und Landetarife. Dabei dürfte es sich um ein kurzzeitig präsentiertes Flugzeug handeln, das für eine Pressekonferenz “eingeflogen” worden war und die (nie flügge gewordene) Liliair bewerben sollte. Die Rechnung sei einem Inkassobüro übergeben worden.
Zu wenig Passagiere
Die Prüfer kritisieren aber auch die nicht erreichten Passagierziele. So sollten 2024 wenigstens 180.000 Fluggäste abgefertigt werden. Es sind jedoch nur rund 138.000 geworden. Man sei damit “deutlich unter Plan”, urteilt der LRH. Bis 2028 wolle die KFBG 400.000 Passagiere erreichen. Ein, blickt man auf das Jahr 2024, schwierig zu erklimmender Gipfel. Schritte in Richtung Selbsterhaltung wären aber dringend nötig, bekam der Airport Anfang 2024 doch 11,1 Millionen Euro Steuergeld Zuschuss von der KBV.
Update 1. Februar: “Call Option zu ziehen war richtig”
Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sagte in einer Aussendung, die Call Option zu ziehen, war „die einzig richtige Entscheidung, die allerdings viel zu lange hinausgezögert wurde“. Die von Orasch versprochenen Meilensteine wie Aviation City oder Liliair “waren scheinbar ausschließlich Luftschlösser, die niemals das Licht der Welt erblickten”.
FPÖ-Chef Erwin Angerer wundert sich, dass der Rohbericht ans Licht der Öffentlichkeit kam. Er sagt: „Sobald uns der tatsächliche Endbericht vorliegt, werden wir darüber entscheiden, ob wir das Verlangen zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses einbringen.”
Ab Dezember ÖBB Klagenfurt Graz in 45 min. plus 15 min Taxi zum Flughafen Graz! Die lächerlichen 11 Mio € Betriebskosten werden doch wohl die Flicks und Glocks für ihre privaten Flieger sicher aufbringen. Kommerziell ist der FH Klagenfurt tot.