
Ulrich Kraßnig selbst bezeichnete seine Arbeit gegenüber der Kleinen Zeitung als „Bericht“. Seit gestern gehen wegen dieses „Berichts“ die Wogen hoch. Nach einer Neos-Pressekonferenz von Parteichef Janos Juvan berichteten „Kleine“ und Kronen Zeitung über das Papier. Bei der Unterlage handelt es sich um einen Auftrag, den die Stadt Klagenfurt dem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Ulrich Kraßnig erteilte. Er sollte eine Analyse zur Haushaltslage, zur Konsolidierungsstrategie und zur Investitionsplanung durchführen. So sinngemäß das Deckblatt von Kraßnigs Arbeit.
72.000 Euro Kosten
Juvan teilte gestern mit, dass Kraßnigs Gutachten „72.000 Euro“ koste (brutto). Offenbar wurde Kraßnig gestern von der Kleinen Zeitung mit diesen Kosten konfrontiert. Jedenfalls antwortete er: „Eine Prüfung kostet Geld.“ Die Zeitung schreibt, Kraßnig spreche „in Anbetracht der Umstände von einer verhältnismäßig niedrigen Summe“. Und dann: „Der Bericht hat über 100 Seiten, wurde mit mehreren Mitarbeitern in zwei Wochen erstellt, (…).“
Seite 55 – 118 aus Konsolidierungsbericht
Nun, das mit den „über 100 Seiten“ stimmt schon. Aber die stammen inhaltlich überwiegend nicht von Kraßnig. Mediapartizan.at hat Kraßnigs Bericht mit dem längst abgeschlossenen Bericht des Konsolidierungsstabs verglichen. Und siehe da: Allein 64 Seiten von Kraßnigs Papier, nämlich Seite 55 bis 118, sind 1:1 aus dem Bericht des Konsolidierungsstabs vom Juni 2025. Kraßnig weist diese Seiten zwar ordnungsgemäß als Appendix aus. Aber seine Aussage, „der Bericht hat mehr als 100 Seiten“ suggeriert, dass diese von ihm und seinen Mitarbeitern erarbeitet worden seien. Das ist nicht der Fall.
Insgesamt sind fast 60 Prozent des „Berichts“ inhaltlich nicht von Kraßnig erstellt worden. Denn auch weitere Seiten entstammen fremden Federn. So etwa von der Stadt selbst: Die schrieb am 3. Juli einen „Maßnahmenbeschluss zur nachhaltigen Konsolidierung“ der Finanzen der Stadt. Das ist ein Antragspapier an den Gemeinderat. Insgesamt sieben Seiten, von 121 – 127. Und auch die flossen in die „über 100 Seiten“ des Kraßnig-„Berichts“ ein.
Keine Abbildungs- und Tabellennummerierung
Auf den Seiten 129 – 139 (der letzten Seite) kommt es dann zum Anlagenspiegel der Stadt. Auch diese zehn Seiten stammen nicht von Kraßnig, sondern aus dem Rechnungsabschluss der Stadt Klagenfurt. Kraßnigs Bericht lässt weiters eine Abbildungsnummerierung, wie sie etwa im Papier des Konsolidierungsstabs vom Juni zu finden ist, vermissen. Auch Tabellen wurden nicht nummeriert. Der Netto-Bericht Kraßnigs hat auch kein Abbildungsverzeichnis.
„35 bis 40 Seiten Eigenleistung“
Von den 139 Gesamtseiten sind netto „35 bis 40 Seiten Eigenleistung“, sagt Kraßnig auf Vorhalt von Mediapartizan.at. Er habe „ja auch den Konsolidierungsbericht plausibilisieren“ und das „Haftungsrisiko übernehmen müssen, das lasse ich mir natürlich abgelten. Außerdem könnten auch fünf Seiten 72.000 Euro kosten. Von denen nur 60.000 an mich gehen. Und netto bleiben mir vielleicht 20.000“, sagt Kraßnig. Gegenüber der Kleinen Zeitung sagte er gestern, „vergleichbare Arbeiten bei der Kelag“ würden „rund 400.000 Euro kosten“. – „Bei den Stadtwerken rund 120.000 Euro“.
SPÖ stimmt Auftrag an Kraßnig zu – ohne Preis zu wissen
Der Antrag für den Auftrag an Kraßnig wurde im Stadtsenat dem Vernehmen nach von der Bürgermeisterpartei FSP eingebracht. Die SPÖ soll zugestimmt haben, ohne dass der Preis festgestanden wäre. Die ÖVP sei nicht dafür gewesen, sagt Stadtparteichef Julian Geier. Auch FPÖ-Stadträtin Sandra Wassermann hat dagegen gestimmt.
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