
Die gute Nachricht: Zwei der sieben Klagenfurter Stadtsenatsmitglieder können sich entspannt zurücklehnen. Das sind Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) und (Noch-)Stadtrat Max Habenicht (ÖVP). Beide haben bei der umstrittenen Vergabe des medial diskutierten Gutachtens von Wirtschaftsprüfer Ulrich Kraßnig dagegen gestimmt. Kraßnig erstellte im Juli des heurigen Jahres ein Gutachten, für das er der Stadt nun 72.000 Euro brutto in Rechnung stellt. Sein Auftrag: Er solle eine „Einschätzung der Kompatibilität zwischen der Vermögenssituation zur Finanzierung des Hallenbades und den vorgeschlagenen Strukturmaßnahmen“ geben.
Das Gutachten musste zeitlich rasch gefertigt werden, da es in einer bereits anberaumten Gemeinderatssitzung am 15. Juli dieses Jahres als rechtliche Leitplanke für Beschlüsse zu Budget und Hallenbad dienen sollte. Kraßnig fing deshalb am 7. Juli mit der Erstellung an, obwohl der Beschluss zur Vergabe erst am 8. Juli 2025 im Stadtsenat gefasst wurde – und das im Blindflug.
Auftragsvergabe im Blindflug
Fünf der sieben Stadtsenatsmitglieder stimmten der Vergabe nämlich zu, ohne zu wissen, wie viel das Gutachten kosten wird. Drei von der SPÖ und zwei von der Bürgermeisterpartei FSP. Auf Anfrage, ob die nunmehrigen Kosten von 72.000 Euro oder irgendein Preis bekannt war, antwortet das Bürgermeisterbüro: „Nein.“ Weder Scheider noch Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP) hätten den Preis vorher gewusst. Auch der erste Vizebürgermeister Ronald Rabitsch (SPÖ) musste auf Anfrage eingestehen, dass er und seine beiden roten Stadtsenatskollegen keine Preisinformationen hatten – und trotzdem die Hand hoben. Rabitsch kommt der jetzige Preis „sehr hoch vor, deshalb habe ich gebeten, dass Herr Kraßnig die Summe im Stadtsenat erklärt“. Was bis jetzt nicht geschehen sei. „Weswegen ich ihm meine Fragen nun schriftlich stellen werde.“
Auf die Frage, wie man einen Auftrag erteilen kann, wenn man den Preis nicht weiß, antwortet das Bürgermeisterbüro, „dass aufgrund der Unsicherheiten der Gemeinderatsmitglieder betreffend Abstimmung über das Budget 2025 dringend eine Hilfestellung und Absicherung für die Mandatare erstellt werden musste“. Rabitsch schlägt in die gleiche Kerbe.
Auftragserteilung am 8. Juli – Angebot erst am 6. August
Das Angebot Kraßnigs ist nach Mediapartizan-Recherchen überhaupt erst am 6. August im Rathaus eingetrudelt. Das Gutachten umfasst 139 Seiten, von denen jedoch mehr als 80 Seiten aus dem sogenannten Bericht des Konsolidierungsbeirates stammen und weitere Einheiten umformulierte Bestandteile aus einem Stadtsenatsantrag vom 3. Juli 2025 mit dem Betreff „Maßnahmenbeschluss zur nachhaltigen Konsolidierung der finanziellen Situation der Landeshauptstadt Klagenfurt a. W.“ darstellen. In Kraßnigs Angebot steht als Preisschätzung übrigens 65.000 Euro netto. Mit Mehrwertsteuer wären das sogar 78.000 Euro brutto. Das Angebot wurde auch erst am 6. August erstellt, auch wenn es als Datum den 7. Juli trägt.
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