Lieber zum „Schmidl“ als zum Schmied

Im Rennen um den Auftrag zur Stadtwerke-Abschlussprüfung 2015 installierte Bürgermeisterin den Letztgereihten. Und verneinte, dass der Aufsichtsrat eine „Empfehlung“ abgegeben habe. Doch: Das hat er.

Gleich zwei Seiten widmet der Rechnungshof (RH) in seinem aktuellen Prüfbericht über die Stadtwerke Klagenfurt (STW) der Auswahl des Abschlussprüfers für das Jahr 2015. Der RH kritisiert darin, „dass die Eigentümervertreterin bei der Bestellung des Abschlussprüfers (…) weder den Ergebnissen des Ausschreibungsverfahrens noch dem Vorschlag des Aufsichtsrats folgte und die letztgereihte Gesellschaft zum Abschlussprüfer berief“. Eigentümervertreterin war und ist Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ). Und die reagierte in der letzten Klagenfurter Gemeinderatssitzung auf den Vorwurf so: Es habe sich beim Vorschlag des Aufsichtsrats um „keine Empfehlung“, sondern bloß um eine Reihung gehandelt, in der es nur um den Preis gegangen sei. Was, wenn man ins Protokoll der Hauptversammlung vom 12. Mail 2015 sieht, nicht stimmen kann: Dort ist nämlich erwähnt, dass der Aufsichtsrat sehr wohl eine „Empfehlung, die KPMG Austria mit der Prüfung des Jahresabschlusses zu betrauen“ abgegeben hat .

Letztgereihter bekommt Auftrag

Trotzdem kürte Mathiaschitz den Letztgereihten, die SOT Südost Treuhand des Wirtschaftsprüfers Anton Schmidl, zum Prüfer. Sein Angebot lag um fast 10.000 Euro über jenem der anderen Bewerber. Die ersten vier Angebote hatten eine Bandbreite von 68.780 bis 69.755 Euro. Das billigste Angebot legte Ernst&Young. Jenes der SOT lag bei 79.450. Mathiaschitz begründete ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die SOT die Prüfung auch zum Preis des billigsten Anbieters machen würde.

KPMG kam nicht zum Zug. Stattdessen der Letztgereihte, der es schließlich zum niedrigst angebotenen Preis machte.

Wie Mediapartizan.at zugespielte Dokumente belegen, dürfte aber schon vorher festgestanden haben, dass die KPMG nicht zum Zug kommen würde. Bereits am 8. Mai, vier Tage vor der Hauptversammlung, schickt STW-Anwalt Martin Wiedenbauer ein E-Mail an die beiden Vorstände Romed Karré und Christian Peham. Darin eine Textpassage, die später unter „Allfälliges“ ins Protokoll der Hauptversammlung Eingang finden wird. Die Passage beinhaltet übersetzt, dass sich Mathiaschitz einen Überblick über die Stadtwerke machen möchte. Das ist nichts Ungewöhnliches, war sie doch gerade erst Bürgermeisterin geworden, der ein Status Quo über das wichtigste städtische Unternehmen zusteht. Ungewöhnlich ist aber, dass die Stadtwerke diese Überblicksbeschaffung bezahlen sollten. In Wiedenbauers Textpassage ist von einer Evaluierung der Verbindung zwischen Stadt und Stadtwerken unter „Einbindung externer Experten“ die Rede. Vulgo Sonderprüfung. Diesfalls durch den nächsten Wirtschaftsprüfer. Die SOT.

Schmidl schon in der Sitzung

Was aber noch wichtiger ist: Aus Wiedenbauers E-Mail geht hervor, dass Schmidl als Prüfer schon vorher gesetzt war: „Wäre es nicht hilfreich“, schreibt Wiedenbauer an Karré und Peham, „wenn A. Schmidl (als zukünftiger Abschlussprüfer) an der HV teilnimmt, um den Punkt allenfalls zu erklären?“ Womit rückblickend die Ausschreibung, jedenfalls aber die Empfehlung durch den Aufsichtsrat den Eindruck einer Fleißaufgabe vermitteln. Mediapartizan.at verfügt außerdem über Papiere, die eine noch frühere Involvierung Schmidls vermuten lassen.

Makaber: In der Hauptversammlung anwesend ist als Prüfer des Jahres 2014 auch Moore-Stephens-Chef Ulrich Krassnig. Auch er hat für das Jahr 2015 angeboten. Doch er blickt in der Sitzung bereits seiner Ablöse in die Augen. Schmidl war „als Gast“ nämlich auch schon da.

Eine Anfrage um Stellungnahme blieb sowohl von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz als auch Anton Schmidl unbeantwortet.

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