Hallenbad neu: Stadt will „geringstmöglichen finanziellen Einsatz“

Partnerwahl: Was in den Unterlagen zur „Innovationspartnerschaft“ steht, warum sich der Hallenbad-Bau bis 2023 eher nicht ausgehen wird und warum das neue Bad ein „Pfahlbau“ wird.

Seit bald zwei Jahrzehnten zieht es sich jetzt: Das Klagenfurter Hallenbad hat schon etliche Erneuerungswellen hinter sich. Immer ohne Realisierung. Schon Mitte der 2000er Jahre gab es Anläufe, das alte Hallenbad nähe Bahnhof trockenzulegen und ein neues zu bauen. Nun: Sehr viel weiter ist man auch heute nicht.
(Korrektur, 26.4., 11:49 Uhr: Laut Pressemeldungen sollen sich vier Interessenten auf die Ausschreibung gemeldet haben. Eine diesbezügliche Anfrage vom 7. April und nochmalige Nachfrage vom 10. April beim Pressesprecher von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz war jedoch unbeantwortet geblieben. Auch eine Anfrage vom 20. April bei STW-Vorstand Erwin Smole ist nicht beantwortet worden.)

Eröffnung erst 2024

Abgesehen davon, dass im März ein sogenannter Innovationspartner gesucht wurde: Finanzierung, Architektur, Betrieb – steht alles noch in den Sternen. In internen Papieren der Stadtwerke Klagenfurt (STW) geht man davon aus, dass das „Vitalbad“ eine Projektdauer von 60 Monaten hat: „Wettbewerbsabwicklung ca. 9 Monate, Planungsabwicklung ca. 18 Monate, Bauabwicklung ca. 26 Monate, Pre-Opening/Inbetriebnahme ca. 3 Monate, Projektabschluss ca. 4 Monate.“ Alleine die Bauphase soll über zwei Jahre dauern. Politisch wird immer wieder 2023 als Wunsch-Eröffnungsdatum genannt. Aber selbst wenn man die Zeit für Wettbewerbsabwicklung, Pre-Opening und Projektabschluss abzöge und im Mai 2020 bereits Behördenverfahren beginnen könnten, käme man laut diesen Papieren mit der Eröffnung ins Jahr 2024. 2023 als Eröffnungsdatum schwimmt der Politik davon.

Bis zu 290.000 Besucher

Die STW erwarten sich laut den Unterlagen 226.000 bis 290.000 Besucher pro Jahr. Eine Erschwernis beim Bauen könnte sich hinsichtlich des Untergrunds ergeben: „Die Bebaubarkeit des Grundstückes ist auf Grund der Bodenbeschaffenheit eingeschränkt. (…) Der hohe Grundwasserspiegel erfordert (…) ein entsprechendes Entwässerungskonzept“, sind dem Thema mehrere Grafiken im Papier gewidmet. Man gehe von „einer Pfahlgründung (Tiefe bis zu ca. 50m) aus“. Was das Vorhaben wohl nicht günstiger machen wird.

Als Kosten schwirrten zuerst 40, dann 42, im Rechnungshofbericht schließlich bis zu 44 Millionen Euro herum. Seit Erwerb der sogenannten Rohrergründe beziffert die Politik die Kosten nicht mehr, da sie mit einem sogenannten „Innovationspartner“ das nunmehr 7,5 Hektar große Gesamtgrundstück entwickeln will. Die Frage ist, wie viel von den Kosten Stadt und Stadtwerke stemmen können, und wie viel von dem Kuchen man einem Investor überlassen muss, ohne das Zepter aus der Hand zu geben. Je höher das Investment des Finanziers, desto mehr Begehrlichkeiten werden geweckt. Und verdient wird bei einem Hallenbad mit den Eintrittspreisen.

Stadt will an „Betriebsführung des Sport- und Vitalbads“ beteiligt werden

Die „Innovationspartnerschaft“ ist eine neue Form der Vergabe, bei der interessierte Anbieter schon in einem Frühstadium ins Projekt involviert werden können. Die Entwicklung des Gesamtgrundstücks soll also bereits mit der Geldgeberseite stattfinden. Als Eckpfeiler des Projekts werden neben dem Bad immer wieder ein Hotel und eine Hochgarage ins Gespräch gebracht. Die Teilnehmerunterlagen, die Mediapartizan.at vorliegen, sprechen eine klare Sprache: Die Stadt möchte den „geringstmöglichen finanziellen Einsatz“ leisten, jedoch an der „Betriebsführung des Sport- und Vitalbads“ beteiligt werden. Zu hoch das Risiko unleistbarer Ticketpreise.

Das wirtschaftliche Angebot, in dessen Rahmen sich die Stadt diesen „geringstmöglichen Einsatz“ wünscht, wird dementsprechend auch am höchsten gewichtet: mit 40 Prozent. Das technische und organisatorische mit je 30. Der Einsatz der Stadt kann auch in der Bereitstellung von Grundstücken oder Baurechten liegen. Verfahrensabwickler ist die Kanzlei Wiedenbauer, Mutz, Winkler & Partner (WMWP).

Derzeitige Hallenbad-Mitarbeiter „nach Möglichkeit“ integrieren

Als mögliche Leistung, die vom Partner zu erbringen ist, wird in dem Papier auch „allenfalls“ die „Wahrnehmung der Betriebsführung“ des Bades genannt. „Wobei bisherige MitarbeiterInnen des Bereichs ,Bäder‘ der Stadtwerke Klagenfurt Aktiengesellschaft nach Möglichkeit zu integrieren sind“.

Interessant: Die Überlegungen der STW beinhalten auch, das neue Hallenbad als „Energiezelle“ zu nutzen. Damit wäre der Problematik der Bodenbeschaffenheit auch ein Vorteil abgerungen: Die Bohrpfähle sollen Energie aus dem Erdreich ans Tageslicht transferieren und sich Erdwärme zunutze machen. Damit wäre eine CO2-Reduktion und ein ökologischer Betrieb möglich, so das Papier.

Die Frist der Partnersuche hätte bereits am 16. März auslaufen sollen. Sie wurde aber bis 31. März verlängert. Wegen regen Interesses, hieß es. Seither schweigt die Stadt.

Eine Anfrage um Stellungnahme bei STW-Vorstand Erwin Smole blieb trotz Beantwortungszusage letztlich ergebnislos.
Auch eine Anfrage bei Markus Vouk, Pressesprecher von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, blieb unbeantwortet.

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Foto(s): Eigene

2 Kommentare

  1. Die steirischen Thermen produzieren Abgänge, das neue Villacher Warmbad ist auch kein Geschäft, aber ein Hallenbad in Klagenfurt wird einen Millionengewinn bringen. Deshalb stehen die Investoren Schlange. Eine bessere Gelegenheit Geld uu verbrennen gibt es gar nicht!

  2. 2023 finden in Kärnten die Landtagswahlen statt. Da wird die Politik dieses überteuerte Millionenprojekt sicher nicht eröffnen. Die Stadt Klagenfurt hat jmit den Bürgerräten schon im Vorfeld für ein richtiges Trauerspiel gesorgt. Wenn Frau Mathiaschitz- Tschabuschnig diesbezüglich von einem Bürgerbeteiligungsprozess spricht, dann ist das absolut lächerlich. 23 Bürgerräte durften über die Standortfrage diskutieren, in einer Landeshauptstadt mit 100.000 Einwohnern. Dazu gab es im Kurier folgende Schlagzeile: Klagenfurter Hallenbad Streit: “ Bürgerrat wurde gelenkt“. ( Kurier vom 29.08.2018)
    Ich war bei der Präsentation persönlich anwesend. Echte Bürgerbeteiligung sieht ganz anders aus! Als Villacher rate ich jedem, sich den Rechnungshofbericht der Kärnten Therme anzusehen: massive Baukostenüberschreitungen.
    Mit 44 Millionen Euro wird man meiner Meinung nach niemals auskommen.Das lasse ich so im Raum stehen und werde 2024 bei der Eröffnung nochmals darauf zurückkommen.

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