Nickname ausgehoben: Fast-Magistratsdirektor Dumpelnik klagt Hirsch-Servo-Vorstand Kogler

"Robinhood": Harald Kogler ist auch Aufsichtsratsvorsitzender bei den Kärntner Messen (c) Peter Just
"Robinhood": Harald Kogler ist auch Aufsichtsratsvorsitzender bei den Kärntner Messen (c) Peter Just

Harald Kogler ist üblicherweise nicht dafür bekannt, seine Standpunkte mit großer Verklausulierung auszusprechen. Der Vorstand des Kärntner Konzerns Hirsch Servo AG gilt als freizügiger Formulierer, als jemand, der nicht unbedingt auf Verschnörkelung aus ist und schon mal zur Sache kommen kann. Diese Woche sollen Kogler, der Hirsch Servo zu anerkannten Erfolgen führte, und Peter Pilz (vom Wirtschaftsprüfer BDO) der Stadt Klagenfurt erklärt haben, dass sie sich das geplante Hallenbad am Südring nicht leisten kann. Kogler und Pilz sind Mitglieder des beratenden Konsolidierungsstabes der Stadt, der Sparpotenziale identifizieren soll, um das Rathaus vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren.

“Robinhood” bei Styria Medien AG ausgehoben

Nun könnte Kogler, er ist auch Aufsichtsrats-Chef bei den Kärntner Messen, sein freizügiges Formulieren aber in Bedrängnis bringen. Denn der knapp 65-Jährige sieht sich mit einer Privatklage konfrontiert. Und die hat kein Unbekannter beim Landesgericht für Strafsachen Graz eingebracht: Jürgen Dumpelnik. Der war bis Ende April 2024 der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge von Peter Jost als Klagenfurter Magistratsdirektor. Und das reizte Kogler offenbar, in die Tasten zu greifen. Er betätigte sich im Online-Forum der Kleinen Zeitung als Kommentator. Allerdings nicht mit Klarnamen. Kogler wählte dafür die Deckung eines Nicknames (Deckname). Und der war “Robinhood”, wie Dumpelniks Anwalt bei der Konzernrechtsabteilung der Styria Medien AG herausfand. Unter diesem fiktiven Namen postete Kogler etwa Folgendes:

Mit seiner Qualifikation wird er in der Privatwirtschaft genau gar nichts, höchstens bei der KELAG, die ist aber nicht privat sondern im öffentlichen Eigentum. Übrigens ist in der Privatwirtschaft All in standard.
20 Jahre Vordienstzeiten sind auch ein Hohn für alle die schon 20 Jahre gearbeitet haben. Der Kandidat sicher nicht.

“Robinhood” alias Harald Kogler

Gepostet hatte Kogler diesen Kommentar unter dem Kleine-Artikel “Wirbel um ,Traumgage’ für neuen Magistratsdirektor”. Erschienen ist dieser Beitrag am 21. April des Vorjahres. Kogler dürfte seinen Beitrag kurz danach verfasst haben. Es geht dabei auch um den (bevorstehenden) Arbeitsvertrag von Dumpelnik mit der Stadt. “All in” bedeutet, dass alle Überstunden im Gehalt schon berücksichtigt wären, was in der Privatwirtschaft tatsächlich Usus ist.

Die Kleine Zeitung hat mittlerweile alle inkriminierten Postings Koglers, die gegen die Forenregeln verstießen, offline gestellt. Denn Dumpelnik hat weitere Kogler-Kommentare als Beweismittel eingebracht. Etwa einen, in dem Kogler im Konjunktiv mutmaßt, ob Dumpelnik, er ist Mehrfachakademiker, bei “Prüfungen geschummelt” haben könnte.

(…)

Und die Anzahl der Studien hat nichts mit Erfolgen in der Privatwirtschaft zu tun.
Könnte ja auch sein, dass schon bei den Prüfungen geschummelt wurde. Wo bleiben die Plagiatsjäger?

“Robinhood” alias Harald Kogler

Insgesamt hat Dumpelnik sechs Kommentare Koglers als kreditschädigend, beleidigend und aus seiner Sicht in übler Nachrede verfasst eingeklagt. Etwa auch diesen:

Besser diese Gage als arbeitslos, denkt sich der Magistratsdirektor in spe. Mit dem Lebenslauf wird er in der Privatwirtschaft kaum Karriere machen.

“Robinhood” alias Harald Kogler

Weitere bekannte Namen hinter Nicknames

Die Leiterin der Medienstelle des LG für Strafsachen Graz, Barbara Schwarz, bestätigt das Einlangen der Privatanklage. Ein Einzelrichter des angerufenen Landesgerichtes sei dafür sachlich zuständig. Von einem Privatanklagedelikt spricht man, wenn die Strafverfolgung nur auf Verlangen der verletzten Person erfolgt. Dumpelnik fordert von Kogler die Veröffentlichung des Urteils und Kostenersatz für das Verfahren. Sein Anwalt hat bei der Styria übrigens 12 weitere reale Namen ausgehoben, die hinter Nicknames stehen, gegen die Dumpelnik offenbar rechtlich noch vorgehen möchte. Darunter mehrere – zum Teil sehr – bekannte Klagenfurter Personen bis hin zu einer Verwaltungsrichterin. Auch hier wurden jene Postings von der Styria offline gestellt, die gegen die Forenregeln der Kleinen Zeitung verstießen.

“Kogler ist nur einer von Mehreren”, sagt Dumpelnik auf Anfrage. Seinen Beweggrund zur Klage erklärt er so: “Es ist einfach nicht in Ordnung, dass man in der Anonymität des Internet ungestraft Aussagen macht, die verleumderisch, beleidigend und kreditschädigend sind. Wenn keiner was dagegen unternimmt, wird das zur neuen Normalität. Und das kann nicht sein.”

Kogler: “Beschützer von Klagenfurter Bürgern”

Kogler streitet nicht ab, hinter dem Nickname “Robinhood” zu stehen. “Ich befinde mich da ja in guter Gesellschaft”, weist auch er auf weitere Personen hin, die Dumpelnik ausforschen ließ. “Diese Klage ist anhängig und wir sind gerade bei der Beantwortung. Ich hab das zynisch pointiert”, sagt Kogler über seine Postings. Er habe “als Robin Hood, als aufrechter Klagenfurter und Beschützer von Klagenfurter Bürgern, einen Kommentar abgegeben. Mehr kann ich dazu nicht sagen.” Es gilt die Unschuldsvermutung.

SPÖ sattelte auf Zernig um

Dumpelnik hatte in einem Interview im April des Vorjahres erklärt, er habe nicht gewusst, was in seinem Bestellantrag (für den Magistratsdirektorposten) gestanden sei. Wie sich später herausstellte, entsprach das nicht der Wahrheit. Eine digitale Datei machte damals die Runde, in der Dumpelniks Name als Urheber des Bestellantrags aufschien. Wie eine Recherche von Mediapartizan aber ergab, kann nicht ausgeschlossen werden, dass in diese Datei eingegriffen wurde, um Dumpelnik bloßzustellen. Er räumte in Folge ein, Mitautor, jedoch nicht Initiator der Datei gewesen zu sein. Der 46-Jährige und der damalige rote Vizebürgermeister Philipp Liesnig unterhielten eine Freundschaft, woraus beide aber nie einen Hehl machten.

Dumpelnik war ex aequo mit Michael Zernig von drei Magistratsdirektoren (Graz, Salzburg, Wels) an erster Stelle für die Nachfolge Josts gereiht worden. Infolge der Affäre um die Datei und Dumpelniks Aussage über den Bestellantrag, löste sich die SPÖ von ihm und schlug Zernig als neue Frontfigur vor. Bürgermeister Christian Scheider (LS) aber ließ die Magistratsdirektorenwahl wiederholen, aus der dann Isabella Jandl als Siegerin hervorging. Dumpelnik schied im Sog der Sache im Vorjahr auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke (STW) Klagenfurt aus. Ihm folgte der bekannte Wirtschaftsprüfer Johann Neuner.

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