Stromstoß für Stadtwerke: Villach steigt aus Solarstromgesellschaft aus

Bei den STW wollte ein Mitarbeiter einen Lieferanten um eine PV-Ratenzahlung prellen. Er wurde laut Vorstand Smole "fristlos entlassen". (c) Hoan Ngoc
Bei den STW wollte ein Mitarbeiter einen Lieferanten um eine PV-Ratenzahlung prellen. Er wurde laut Vorstand Smole "fristlos entlassen". (c) Hoan Ngoc

Die Vorgeschichte ist leicht erklärt: 2023 gründeten die Stadtwerke Klagenfurt (STW) und die Stadt Villach die Villacher Dachstromgesellschaft (VDSG). Die Firma sollte dafür sorgen, dass in der Draustadt öffentliche Gebäude mit Photovoltaik (PV)-Anlagen bestückt werden, damit Bürger in den Genuss nachhaltigen und günstigen Stroms kommen. Soweit die Idee.

Scheidung unter Stromstößen

Den Lead überließ die Stadt Villach den STW, genauer: der STW-Tochter Energie Klagenfurt GmbH (EKG), die 51 Prozent an der Gesellschaft besitzt. Villach hält 49 Prozent – das aber nur mehr am Papier. Denn am 2. Juli liquidierte der Villacher Gemeinderat in seltener Einigkeit das gemeinsame Unterfangen mit den STW. Und das, so scheint´s, unter ziemlichen Stromstößen.

Der Magistrat Villach sei in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den STW Klagenfurt “ziemlich ernüchtert”, so eine Quelle aus dem Villacher Rathaus. “Da ist überhaupt nichts weitergegangen.” Laufend seien Projekte verschoben und schließlich nicht angegangen worden, die Mitarbeiterfluktuation bei Smart, der innerhalb der STW gegründeten Organisationseinheit für die Umsetzung der PV-Anlagen, sei “immens” gewesen. “Laufend änderten sich unsere Ansprechpartner”, so der Kenntnisträger. Letztlich sei die Zusammenarbeit an der Untätigkeit der STW gescheitert.

Villach: “Zusammenarbeit sinnlos”

Offiziell erklärt Villach den Ausstieg ein wenig diplomatischer, wenngleich man auch hier zwischen den Zeilen Ernüchterung erahnt: “Zu wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen kamen Umstrukturierungen innerhalb der STW, die eine weitere Zusammenarbeit für uns sinnlos machten. Daher wurde Anfang Juli im Gemeinderat einstimmig beschlossen, die gemeinsame Gesellschaft zu liquidieren und die PV-Anlagen künftig selbst zu betreiben”, schreibt die Stadt auf Anfrage.

STW: “Keine Krisensituation”

STW-Vorstand Erwin Smole relativiert: “Da gab es keine Krisensituation. Wir können nur umsetzen, was wirtschaftlich darstellbar ist. Und ist es das nicht, können wir das Projekt eben nicht angehen.” Smole erklärt, dass die mit PV-Anlagen zu bestückenden Gebäude “saniert hätten werden müssen”. Letztlich sei die Trennung zwischen den Villachern und den STW dann “zum Buchwert und einer Runde am Villacher Kirchtag” erfolgt, feixt er. Den Mitarbeiterwechsel bei Smart bestätigt er aber. Und mit einem dieser Mitarbeiter dürfte es ein gröberes Problem gegeben haben.

Smole: “Fristlos entlassen”

Wie Mediapartizan aus internen Quellen erfuhr, soll sich ein Smart-Mitarbeiter sein Eigenheim mit einer PV-Anlage ausstatten haben lassen. Was noch nicht bemerkenswert wäre. Die Kosten dafür waren offenbar in Raten zu begleichen. Als die letzte Rate zu bezahlen gewesen sei, habe der entsprechende Mitarbeiter aber “dem Lieferanten gesagt, wenn er sie zahlen muss, kriegt der Lieferant keine Aufträge mehr von uns”. Als man bei den STW auf den Schiefstand draufkam, “haben wir ihn fristlos entlassen”, so Smole. “Außerdem musste er die letzte Rate für die PV-Anlage natürlich bezahlen.” Der Beschäftigte habe daraufhin die STW verlassen müssen. “Sonst hätten wir ihm noch Schlimmeres angedroht”, erklärt Smole.

STW nehmen verwarnten Stadtmitarbeiter auf

Zu einer Auffälligkeit ist es offenbar bei der Aufnahme eines anderen Mitarbeiters gekommen. Der ist im Vorjahr von einer Tochterfirma der Stadt gekündigt worden. Dieser Mitarbeiter habe, so zwei Quellen übereinstimmend, in den letzten sieben Jahren im Dienst für die Stadt Klagenfurt zwei Verwarnungen wegen unzureichender Arbeitsleistung ausgefasst. Und dann im Herbst vorigen Jahres der Schlussstrich mit der Kündigung, weil er der Tochterfirma einen Schaden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro zugefügt haben soll, den das Tochterunternehmen dann der Mutter, also der Stadt Klagenfurt, zurückzahlen habe müssen, so interne Stadtquellen.

Jonke bestätigt Fall “grundsätzlich”

Von offiziellen Ansprechpartnern bei der Stadt lässt sich nur Vizebürgermeister Patrick Jonke (FSP) zitieren. Er bestätigt den Fall “grundsätzlich”, habe jedoch “noch keine detaillierte Information zum Status” erhalten. Eine weitere Quelle aus dem Rathaus-Politapparat bestätigt die Sache ebenso, will aber nicht zitiert werden.

Die Aufnahme des Mitarbeiters bei den STW drückt offenbar auf die Motivation bei der Belegschaft der Stadttochter, bei der er gekündigt wurde. Niemandem sei es anschaulich zu machen, dass jemand trotz mutmaßlicher Verfehlungen gerade bei einer anderen Stadttochter – also den STW – sofort wieder einen Job bekomme.

“Nach unserem Wissen gibt es kein Verfahren gegen den Mitarbeiter”, sagt Smole, der aber bezüglich Aufnahme selbstkritisch von einem “Schnitzer” spricht. Dass es kein Verfahren gäbe, sieht man bei der Staatsanwaltschaft (StA) Klagenfurt anders: Es seien Ermittlungen gegen mehrere Personen anhängig, darunter auch besagter Mitarbeiter, so Behördensprecher Markus Kitz. “Der Vorwurf lautet auf Untreue.”

Weicher Fall

Bei der Stadttochter, die den Mann gekündigt hat, sieht man den Schaden mittlerweile offenbar als gegeben an und versteht nicht, warum dieser ohne Konsequenzen für den Ex-Mitarbeiter bleibe. Dabei lege man Wert darauf, dass man dem Mann seine Zukunft nicht verbauen wolle, die Unschuldsvermutung gelte, und dennoch sei man über den weichen Fall in den Schoß der größten Stadttochter STW in hohem Maße irritiert.

Smole: “Wie gesagt, es gilt die Unschuldsvermutung. Sollte Anklage erhoben werden, ist der Arbeitsvertrag natürlich passé.” Der Mitarbeiter habe sich in einem Stechen gegen einen anderen Bewerber klar durchgesetzt. “Das Screening fiel eindeutig für ihn aus”, so Smole. “Da ist unsere Personalabteilung firm.” Ob von politischer Seite für den Mann interveniert worden sei? Smole: “Nein.”

1 Kommentar

  1. Kärnten ist ein Land der Selbstbedienungsläden, wo man hinschaut… Während im Rest der Welt die politische Korruption und Freunderlwirtschaft immer mehr zurückgehen (ausgenommen USA und Russland), blüht sie hier anscheinend erneut auf. Was zählt, ist nicht die Kompetenz, sondern die richtigen Freunde, die dann auch mal den Teppich hochhalten, damit der Schmutz darunter gekehrt werden kann.
    Das kann so offensichtlich sein wie hier oder auch “ganz legal”, wenn ein Mitarbeiter einer anderen Partei nach gutbezahlten Jahren in Tätigkeit zur KAGEB “zurückkehren” kann. Warum man dort überhaupt für sowas überhaupt karenziert werden darf, fragt sich wohl jeder Bürger, der unter der finanziellen Last der diversen Selbstbedienungsvereine in Kärnten leidet. In der Privatwirtschaft gäbe es das jedenfalls nicht – aber dort müssten sich diese Personen auch auf Basis ihrer Kompetenz behaupten…

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