Man kann durchaus von Ausdauer sprechen. Immerhin ist es der dritte Anlauf Patrick Jonkes, um das zweithöchste politische Amt der Landeshauptstadt Klagenfurt einzunehmen: Den Posten eines Vizebürgermeisters. Genauer gesagt jenen des zweiten Vizestadtchefs. Der erste wird von Ronald Rabitsch (SPÖ) gestellt.
Beim dritten Versuch hat es Jonke nun geschafft. Er beerbt den noch nicht einmal ein Jahr im Amt befindlichen Alexander Kastner. Staffelübergabe soll am 29. April 2025 sein. Dann soll Jonke (vorerst) am Ziel seiner politischen Ambitionen sein und neben Bürgermeister Christian Scheider, ebenfalls Team Kärnten, in die Stadtregierung einziehen. Kastner fallen derzeit die Agenden Klagenfurt Wohnen, Sanierung, Neubau, Klima- und Umweltschutz, Energie und Europäische Angelegenheiten zu. Es ist damit zu rechnen, dass es hier zu Rochaden kommt, sobald Jonke im Vizebürgermeistersessel Platz nimmt.
Köfer: “Nehme das so zur Kenntnis”
Landespartei-Chef Gerhard Köfer weiß von den Plänen. Ihm sei “die Entscheidung der Klagenfurter Fraktion mitgeteilt worden. Ich nehme das so zur Kenntnis”. Glücklich über diese Entwicklung soll Köfer nicht sein. Kastner war für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen. Jonke bestätigt auf Anfrage die Vorgehensweise und kündigte eine umgehende Presseaussendung an.
Bis zur Installierung zu Scheiders Rechten war es ein weiter Weg: Schon im Herbst 2021 zeichnete sich ein Machtkampf zwischen Jonke und dem damaligen Vizebürgermeister Alois Dolinar (Team Kärnten) ab. Dieser endete mit despektierlichen Meldungen über Dolinar in der Öffentlichkeit. Doch der heute 69-jährige Dolinar “überlebte”.
Reißverschlusssystem
Der Machtkampf zwischen Jonke und Dolinar ereignete sich nur ein halbes Jahr nachdem die Stadtregierung Scheider II ihr Amt antrat. Hinter den Kulissen, das wissen die Wenigsten, gab es eine schriftliche Vereinbarung zwischen Scheider und Landespartei-Chef Gerhard Köfer – das sogenannte Reißverschlusssystem. Dieses bestimmte, dass jeweils ein Proponent jeder Seite abwechselnd einen Platz auf der Wahlliste erhält. Nummer eins war Scheider, Nummer zwei René Cerne (Köfer-Mann), Nummer drei Jonke (Scheider-Mann), Nummer vier Dolinar (Köfer-Mann) und so weiter. Wobei ausgemacht war, dass Dolinar eine Zeit lang Vizebürgermeister wird. Doch diese Zeit war dem karriereorientierten Jonke offenbar zu lang.
Dolinars Abgang
Dann kam der Jänner 2024. Der zweite Anlauf Jonkes. Da traf es sich offenbar, dass Dolinar in eine öffentliche Wohnungs-Causa verstrickt war. Einem Familienmitglied Dolinars war von der Stadt eine Genossenschaftswohnung zugeteilt worden. Und zwar unter Zustimmung Dolinars. Der argumentierte zuerst, dass er seinem Familienmitglied in einer schweren Lage nur helfen habe wollen, tags darauf lautete die Argumentation dann aber: Ein Ex-Mitarbeiter Dolinars habe die Sache ohne Wissen von Wohnungsreferent Dolinar eingefädelt. Das habe der ehemalige Mitarbeiter Dolinars auch selbst so erklärt.
Obwohl Dolinars Abgang als Vizebürgermeister, wie Parteichef Gerhard Köfer damals erklärte, bereits fixiert gewesen sei, trug die Wohnungsaffäre zumindest öffentlich wohl zum Eindruck eines beschleunigten Rückzugs bei. Doch der nachdrängende Jonke ging leer aus. Er matchte sich damals mit Michael Gußnig, der Dolinar ebenfalls beerben wollte. Ausschlaggebend dafür, dass Köfer Jonke nicht inthroniserte, war auch, dass gegen den aktuellen Büroleiter Scheiders damals noch von der Staatsanwaltschaft ermittelt wurde: Grund: Mutmaßlich zu Unrecht gebuchte Überstunden. Diese Ermittlungen wurden vom Landesgericht Klagenfurt jedoch kürzlich allesamt eingestellt. Nur mehr ein Strang ist offen. Dabei geht es um eine Auftragsvergabe an eine Werbeagentur. Es gilt die Unschuldsvermutung. Die bisherige Verteidigung kostete Jonke nach Eigenangaben zwischen 30.000 und 40.000 Euro.
Jonkes Überstunden
Wenn Jonke Kastner im April nachfolgt, wird er als Büroleiter Scheiders Hunderte Überstunden angesammelt haben. Das bestätigt Jonke auf Nachfrage. Was mit diesen Überstunden passiert, ob sie ausgezahlt werden oder ob Jonke Zeitausgleich nehmen wird, “das ist noch nicht entschieden”. Einen Ersatz als Scheiders Büroleiter habe man schon im Auge, so Jonke. Der Name werde aber noch nicht verraten.
Kastner statt Jonke
Köfer zog daraufhin Alexander Kastner aus dem Hut. Der Bundesheer-Offizier gilt als so etwas wie die Antipode zur Team-Kärnten-Politik: Ruhig, besonnen, ein Sir. Um Kastner in den Rang des Vizebürgermeisters zu bringen, mussten Etliche vor ihm auf der Liste auf den Einzug in den Gemeinderat verzichten. Das tat nicht jeder: Dolinars wohnversorgtes Familienmitglied, auf Listenplatz 12, verzichtete nicht und zog in den Gemeinderat ein. Zwei bereits tätigte Mandatare verließen das Gremium.
Jonke statt Kastner
Und nun also Jonke: Der Vater einer Tochter hat den TK-Gemeinderat hinter sich versammelt. Die Entscheidung zur Bestellung zum Vizebürgermeister soll einstimmig für ihn ausgefallen sein. TK-Gemeinderätin Ulrike Herzig bestätigt diese Angaben Jonkes. Dieser gilt als zielstrebig und lernfähig. Im Umgang mit den anderen Parteien als ruppig. Gegner bezeichnen ihn als “skrupellos” und “kaltblütig”, während ihn seine eigenen Leute als “immer da, wenn man ihn braucht”, “Workoholic” und “unüberwindliche Mauer” einschätzen. Doch auch in seinen eigenen Reihen bezeichnet es eine Jonke kritisch gegenüber stehende Person als “Putsch”, den Jonke nun an Kastner durchgeführt haben soll. Er selbst sieht das naturgemäß nicht so: “Es hat eine demokratische Abstimmung im Club gegeben.” Diese hat offenbar am 29. November um 12 Uhr mittags stattgefunden. “High Noon” eben. Wer zieht schneller? Die politische Devise des Patrick Jonke.
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