Land Kärnten und Stadt Klagenfurt planen Studenten-Wohnungen um 230 Euro – warm!

Am Parkplatz neben dem Sportpark soll die Studentenbleibe entstehen
Am Parkplatz neben dem Sportpark soll die Studentenbleibe entstehen

Die Stadt Klagenfurt hat ein Zukunftsproblem: Sie hat zu wenig Wohnraum für Studenten. Das ist ein Problem für die Universität Klagenfurt, die so um Studierende “umfällt”. Gut 200 Wohnungen für junge Leute fehlen, berichtete die Kleine Zeitung Anfang des Jahres.

Nun könnte die Not maßgeblich gelindert werden. Und das zu Konditionen, die es Studierenden schmackhaft machen könnte, für ein Studium in Klagenfurt zu bleiben oder hierher zu kommen – und gut ausgebildet vielleicht auch zu bleiben. Stadt Klagenfurt, Land Kärnten und die Neue Heimat planen ein Studentenheim im Stadtteil Waidmannsdort. Kosten für einen Platz pro Kopf und Monat: 230 Euro – warm! Es sind 64 Apartments zu je 40 Quadratmeter für je zwei Studierende geplant. Die Wohnung (eigentlich WG), sie besteht aus je einem Zimmer, separatem Bad und WC und einer Kochgelegenheit, wird also 460 Euro (durch zwei) kosten. Inklusive Betriebskosten.

Scheider: “Dienst an der Universität”

Auf Willhaben.at ist in dieser Kategorie aktuell kein Objekt zu finden. Möglich wird dieser Preis, weil die Stadt auf einen hohen Baurechtszins für das Grundstück verzichtet. Sie verrechnet der Neuen Heimat, dem Errichter und Erhalter des Studentenheims, nur einen symbolischen Euro pro Jahr. Zuvor war am Standort hinter dem Billa, gleich angrenzend an das Sportparkgelände, eine Sportherberge der SP Sportshome GmbH geplant, die im Einflussbereich des Pörtschacher Unternehmers Martin Ramusch steht. Die hätte 33.000 Euro Baurechtszins pro Jahr bezahlen sollen. Letztlich nahm die SP Sportshome aber Abstand vom Bau der Sportherberge und die Neue Heimat kam ins Rennen um den Baurechtsvertrag. “Wir haben gesehen, dass in Sachen Studentenwohnungen Not herrscht. Deshalb sehen wir den günstigen 1-Euro-Baurechtszins als Unterstützung und Dienst an der Universität”, sagt Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten). “Nachdem es im Mozartheim mit Wohnplätzen nicht so gut aussieht, ist das eine Entscheidung für die Zukunft der Stadt.”

Rabitsch: “Hohe Umwegrentabilität”

Eingefädelt wurde der Deal von Vizebürgermeister Ronald Rabitsch zusammen mit Landeswohnbaureferentin Gaby Schaunig (beide SPÖ). Rabitsch sieht “eine große Umwegrentabilität auf Klagenfurt” zukommen. “Es sind immerhin fast 130 Studierende auf einen Schlag, denen wir eine Wohnmöglichkeit bieten können.” Er erklärt, dass dieses Projekt auch Geldmittel für Klagenfurt “rettet”, weil die Stadt säumig gewesen sei, entsprechende Wohnprojekte bei Schaunig einzumelden, für die es Wohnbauförderung gegeben hätte. “Die sind nun mit diesem Projekt wieder gesichert”, sagt Rabitsch. Sowohl er als auch Scheider erklären den Bau der Studentenwohnungen auch der Koralmbahn geschuldet. Wenn von auswärts Studierende kommen, könne man nun günstig Platz anbieten. Und auch einheimische Hochschüler fänden Wohnraum.

50 Förderungsobjekte wären weggefallen

Seitens des Landes wird erklärt, dass das Wohnheim komplett neu errichtet wird. Der Standort neben dem Stadion biete den Vorteil, dass keine (vollständige) Neuversiegelung stattfinden müsse, da es sich derzeit bereits um einen Parkplatz handle. Die günstigen Mietpreise kommen auch dadurch zustande, weil das Land der Neuen Heimat einen niedrig verzinsten Kredit für die Errichtung einräume. Der Baustart soll schon 2025 erfolgen, Fertigstellung: 2027. Das Land bestätigt, dass 50 Objekte aus dem Wohnbauprogramm gefallen wären. Durch eine Umschichtung in Richtung Studentenwohnheim blieben der Stadt die Gelder nun aber erhalten.

Die Neue Heimat erklärt, die Wohneinheiten “viel günstiger als private Bauträger anbieten” zu können, “weil wir gemeinnützig sind”. Das bedeutet, dass die Wohnbaugenossenschaft kostendeckend sein muss, aber keine Gewinne erwirtschaften darf. Neue-Heimat-Chef Harald Repar dröselt im Wesentlichen drei Kostenblöcke auf. “Das sind die Errichtungskosten, die Betriebs- und Heizkosten und die Grundstückskosten. Der günstige Mietpreis kommt zustande, weil einerseits die Stadt das Grundstück so günstig zur Verfügung stellt und wir für die Errichtung einen Kredit vom Land erhalten, der 80 Prozent der Gesamtkosten umfasst und mit nur einem halben Prozentpunkt verzinst ist.” Am Markt bezahle man derzeit vier Prozent – “das Achtfache”, so Repar. Insgesamt werden 11,5 Millionen Euro verbaut. Der Baurechtsvertrag soll 80 Jahre laufen, mit Verlängerungsmöglichkeit auf 100 Jahre.

Wassermann: “Hinterzimmergeschäft”

Aber nicht jeder ist Fan des geplanten Projekts. “Es ist für mich absolut unverständlich, wie SPÖ, ÖVP und Team Kärnten ohne Rücksprache mit den Fachabteilungen und ohne juristische Sicherheit für die Stadt einen unausgereiften Antrag auf Kosten der Steuerzahler um nur einen Euro beschlossen haben”, sagt Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ), die dagegen stimmte. Sie bezeichnet den Deal als “Hinterzimmergeschäft”. Die FPÖ fordere eine “komplette Neuverhandlung dieser Idee, die vom Bedarf her durchaus nachvollziehbar und unterstützenswert” sei.

Geier: “Vertrag nicht optimal”

ÖVP-Clubobmann Julian Geier begrüßt das Projekt “grundsätzlich. Es gibt einen großen Bedarf an Wohnungen für Studierende. Und es ist gut, wenn wir junge Leute in Klagenfurt behalten können oder welche von außen zu uns kommen. Aber der Vertrag ist nicht optimal”. Er spreche damit “den Baurechtszins von nur einem Euro” an. Aber: “Wenn die jungen Leute dann in Klagenfurt bleiben – umso besser. Aber dazu wird die Stadtpolitik wohl noch ein bisschen mehr leisten müssen”, sagt Geier.

Offenbar hat auch die Fachabteilung Facility Management nicht nur Freude mit dem Vorhaben: Man verweist darauf, dass man das Grundstück von der SP Sportshome zurück bekäme, würde diese nicht bis 2026 das erwähnte Sporthotel bauen. Danach könne man die Liegenschaft zu einem besseren Preis verwerten. Und ein weiterer Punkt stößt auf: Hätte die Sportshome nach Baurechtsende (30 Jahre) die Liegenschaft an die Stadt zurückgestellt, hätte die Stadt das Wahlrecht gehabt, es mit oder ohne Gebäude zurückzunehmen. Der Abriss hätte von der Sportshome bezahlt werden müssen. Das wolle die Neue Heimat im Fall der Stundentenwohnungen nicht.

2 Kommentare

  1. Angeblich gibt es in Klagenfurt rund 12.000 leerstehende Wohnungen? Warum werden bei so vielen nicht vermieteten Wohnungen in der Landeshauptstadt (darunter ebenfalls geförderte?) mit Steuergeld weitere Wohnungen gebaut?

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*