Gerhard Köfer hat es eigentlich gern ruhig. Der Chef der Landtagspartei Team Kärnten hatte es in den letzten Jahren nicht so mit lauten Sprüchen. Dennoch kommt Köfer relativ zur Parteigröße wahrscheinlich am Öftesten in den Medien vor. Das liegt einerseits an der Themensetzung und andererseits an Köfers rechter Hand: Thomas Fian. Er ist gleichzeitig Klubdirektor des Team Kärnten und Presseverantwortlicher der Partei. Als letzterer ist Fian vermutlich der “auflagenstärkste” PR-Mann diesseits der Pack.
Dem Treiben “seines” Satelliten-Gebildes in Klagenfurt sah Köfer lange zu. Nahm nur Stellung, wenn Journalisten ihn um ein Statement zum Team Kärnten Christian Scheider, wie die Klagenfurt-Zweigstelle richtig heißt, anriefen. Nun ist aber aus dem politischen Geniestreich, sich mit Christian Scheider 2021 auf ein Tandem geschwungen zu haben, ein veritabler Rohrkrepierer geworden. Weniger für Köfer, mehr für die Klagenfurt-Filiale. Scheider, das muss man ihm zugestehen, ist von Null auf Bürgermeister geworden. Das muss ihm erst mal einer nachmachen. Vom in Selbstüberschätzung brillierenden Wolfgang Germ aus der FPÖ gedrängt, stieß Scheider als Team Kärnten-Kandidat 2021 Maria-Luise Mathiaschitz vom Bürgermeister-Thron. Und dennoch hängt die Klagenfurt-Fraktion nun taumelnd in den Seilen. Denn Köfer zog heute die Reißleine.
Wichtiger Finanzier bricht weg
Eine Riege rund um Scheider, spekuliert heute die Kleine Zeitung, wolle nämlich zurück zur FPÖ. Schon seit Monaten hält sich dieses Gerücht hartnäckig in den Rathausfluren: Eine Wiedervereingung von Scheider und der FPÖ sei nicht ausgeschlossen. Was zu einem Affront gegenüber Köfer führen musste.
Köfer dürfte auch die Demontage “seines” Mannes – Vizebürgermeister Alexander Kastner – durch Team-Kärnten-Klagenfurt Klubobmann Patrick Jonke sauer aufgestoßen sein. Die Klagenfurter dürften damit die sogenannte “Reißverschlussvereinbarung” mit Köfer gebrochen haben. Diese besagt, dass im Klagenfurter Gemeinderat abwechselnd je ein Vertrauter Scheiders bzw. Köfers sitzen muss. Also: Nummer 1 Scheider, Nummer 2 eine Person Köfers (Kastner), Nummer 3 wieder eine von Scheider und Nummer vier wieder von Köfer usw. Bis das Volumen ausgeschöpft ist. Jetzt stellt die Scheider-Partie aber Platz eins und zwei, weil Jonke mit 29. April den Vize-Sessel von Kastner übernimmt.
Ausbedingen konnte sich Köfer dieses Reißverschlusssystem, weil er den Wahlkampf Scheiders massiv unterstützte. Beobachter schätzen die Kosten des Wahlkampfs 2021 auf mindestens 400.000 Euro, wovon Köfers Landespartei einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet haben soll. Das wird in Zukunft wohl nicht mehr der Fall sein: „Wir haben dem Team in Klagenfurt alle Freiheiten und Chancen ermöglicht und uns bewusst aus den politischen und inneren Angelegenheiten herausgehalten, um der Liste Scheider größtmögliche Eigenständigkeit zu gewähren. Leider mussten wir feststellen, dass interne Querelen und eine fehlende politische Konsistenz in den vergangenen Jahren die Zusammenarbeit erschwerten. Ein Weiter wie bisher kann es nicht geben”, so Köfer heute zu den bläulichen Entwicklungen seiner Klagenfurter Parteifreunde.
Bei Jost-Vergleich unter die Arme gegriffen?
Und Köfer soll auch an anderer Stelle geholfen haben. Die Landespartei soll einen “hohen fünfstelligen Betrag” an die Zweigstelle Klagenfurt überwiesen haben, wie ein Indiser berichtet. Dieser Betrag kam zwar mit dem Label “Unterstützung für die Klubarbeit” am Konto der Klagenfurter an, allerdings traf er zeitlich angeblich unweit zur Vergleichszahlung des Team Kärnten Klagenfurt an den ehemaligen Magistratsdirektor Peter Jost ein. Dieser Vergleich soll Scheider & Co. rund 339.000 Euro gekostet haben, wovon 170.000 Euro netto auf Josts Konto landeten.
Mitentscheider Kickl
Damit wäre verständlich, warum Köfer heute die Nabelschnur zu den Klagenfurtern gekappt hat. Das bedeutet, dass die Mittel für den nächsten Wahlkampf nicht mehr von Köfers Landespartei kommen werden. Haben Scheider und Jonke das nötige Kleingeld aber nicht parat, hätten sie sich mit dem Schritt der Annäherung an die Blauen eben denen geradezu ausgeliefert. Bei der FPÖ wird man sich allerdings gut überlegen, Scheider samt Entourage zurückzunehmen. Und zwar aus drei Gründen: 1. Die Blauen haben mit Sandra Wassermann selbst eine Kandidatin im Rennen, die über Fleiss kontinuierlich Meter macht. 2. Die Freiheitlichen sind bundesweit ohnehin im Aufwind. Gegner Scheiders könnten argumentieren, man werde sowieso gewinnen und brauche Scheider nicht. Scheider wird bei der nächsten regulären Wahl 2027 zudem 63 Jahre alt sein, ihn als frische neue Hoffnung zu verkaufen würde wohl auch erfahrene Wahlkampfkommunikatoren vor unlösbare Aufgaben stellen. Und 3. Ein neuerlicher Parteiwechsel würde Scheider wahrscheinlich den Titel eines politischen Wanderpokals eintragen. Und das wäre vielleicht noch das schmeichelndste Prädikat.
Allerdings: Scheider und Jonke bringen insgesamt zehn Stimmen mit. Zusammen mit den Freiheitlichen hätte man derzeit 16 der 45 Sitze im Gemeinderat. Aber nur wenn es das Team Kärnten Klagenfurt nicht zerbröselt. Denn vom einen oder anderen Mandatar ist bereits zu hören, den Weg von Scheider und Jonke nicht mitgehen zu wollen.
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