
Können Sie sich noch an Jürgen Dumpelnik erinnern? Richtig: Das war der fast fixe neue Magistratsdirektor der Landeshauptstadt Klagenfurt. Aber eben nur fast. Denn Dumpelnik wurde Ende April und Anfang Mai letzten Jahres tagelang durch die Medien gereicht, weil er in einem Interview mit der Kleinen Zeitung Folgendes gesagt hatte: “Was im Antrag der SPÖ steht, wusste ich davor nicht.” Das war, wie sich später herausstellte und Dumpelnik folglich selbst eingestand, eine falsche Auskunft. Denn der Fast-Magistratsdirektor wusste, was in seinem Bestellungsantrag für den obersten Angestelltenjob im Rathaus stand: Er hatte nämlich am Antrag mitgearbeitet, war aber, wie Mediapartizan-Recherchen zeigten, auch einer möglichen Datenfälschung ausgesetzt gewesen.
Jetzt gibt es wieder so einen Fall – nur ohne Dumpelnik. Dafür aber mit Patrick Jonke (Liste Scheider). Der 34-Jährige ist seit 29. April Vizebürgermeister der Landeshauptstadt Klagenfurt. Auch er stand der Kleinen Zeitung in einer Art Antritts-Interview am 9. Mai Rede und Antwort. Weil Gerüchte um Jonke kursierten, dass er in der Vergangenheit Telefonate aufgezeichnet haben soll, fragten ihn die Redakteure im Interview: “Haben Sie Personen geheim aufgezeichnet?” Jonkes knappe Antwort: “Sicher nicht.”
Jonke nimmt Telefonat mit FPÖ-Mann auf
Wie Mediapartizan.at zugespieltes Material nun aber zeigt, hat Jonke jedenfalls ein (1) Gespräch mit einer Person aufgezeichnet. Mediapartizan ist im Besitz des entsprechenden Tonbandes. Darauf befindet sich ein Telefonat mit einem damaligen FPÖ-Funktionär, der bei der Stadt Klagenfurt angestellt ist.
Das Tonband ist knappe drei Minuten lang und gibt das Gespräch zwischen Jonke und dem einstigen blauen Funktionär wieder. Inhaltlich geht es darin um den heutigen Bürgermeister Christian Scheider, der damals, im Jahr 2020, noch Stadtrat für die FPÖ war. Im Vordergrund ist eindeutig Jonkes Stimme zu erkennen, die Stimme des Gesprächsteilnehmers ist disloziert am anderen Ende der Leitung zu hören. Jonke ist zu dieser Zeit, wie sein Gegenüber, im politischen Dunstkreis der FPÖ verortet, vor allem an der Seite Scheiders. Ein paar Monate danach wird er mit Scheider nach gewonnener Wahl triumphal als dessen Büroleiter, Gemeinderat und Klubobmann ins Rathaus einziehen.
“Ihr Waschweiber”
Jonke eröffnet das Telefonat mit: “Was ist denn jetzt schon wieder los?”
Der Gesprächspartner antwortet aufgebracht: “Ja, dass du das gleich wieder dem Scheider erzählen musst, was ich Dir sage. Für was ich Dir überhaupt was sage, das ist …” (wird unterbrochen)
Jonke: “Schau [Name], schau [Name], ich habe gar nichts dem Scheider gesagt, du hast von mir erwartet, dass ich das an die Presse weiterspiele, das mach ich nicht, das ist das Einzige, aber ich laufe nicht dann zum Christian und erzähle ihm irgendwas.”
So geht es dann weiter, es ist ein Hin und Her. Gegen Schluss sagt der FPÖ-Funktionär zu Jonke:
“Ihr Waschweiber.” Offenbar enttäuscht in der Annahme, dass Jonke Scheider vertrauliche Informationen weitergegeben hätte.
Mediapartizan wurden ebenfalls Dokumente zugespielt, aus denen der Kontext der Unterhaltung ablesbar ist. Es ist offenbar darum gegangen, dass der FPÖ-Mann bekannt machen wollte, dass Scheider aus der FPÖ zum Team Kärnten von Gerhard Köfer wechseln werde (was später auch so kam). Dadurch dass Scheider aber noch Stadtrat bei den Blauen war, eine nicht zu unterschätzende Führungsposition, fürchtete der FPÖ-Funktionär offenbar, dass der heutige Bürgermeister dies von Jonke erfahren haben könnte. Am Schluss verabschiedet man sich, ohne auf ein konkretes Ergebnis gekommen zu sein.
Von Aufnahme gewusst? “Nein”
Dazu befragt, ob der FPÖ-Funktionär wusste, dass das Gespräch mit Jonke aufgezeichnet wurde, sagt dieser heute: “Nein, das habe ich nicht gewusst.” Der Mann stand in Folge vor einem Schiedsgericht der FPÖ, da einige Kräfte ihn wegen dieses Vorfalls aus der Partei ausschließen wollten. Doch: Er gewann vor dem Schiedsgericht. Er sagt, “weil ich die Wahrheit gesagt habe”. Das Tonband habe man ihm nicht vorgespielt, offenbar deshalb, weil “mir Jonke nicht gesagt hat”, dass das Telefonat aufgenommen werde.
Jonke selbst sagt auf Anfrage: “Ich kann mich nicht erinnern, ein Telefonat aufgenommen zu haben.” Er bleibe bei der Aussage, er habe “keine Aufnahmen” angefertigt.
Das Mediapartizan.at vorliegende Tonband beweist das Gegenteil.
Kann mich noch erinnern, als Patrick Rene Jonke eins sagte: “Ich schätze Hrn. Miklautz sehr und habe ein gutes Einvernehmen und Verhältnis mit ihm.
Ist das immer noch so?
Hr. Miklautz ist Investigativjournalist und als solcher nur Einem verpflichtet: der Wahrheit – und diese Verpflichtung beweisen Sie in beeindruckender Weise Hr. Miklautz. Bitte weiter so, keiner der Damen und Herren Politiker soll sich bei etwaigen schmutzigen Deals sicher sein können.
Zu Herrn Jonke: wenn die Story inhaltlich stimmt, gibt es da wohl nur eine Konsequenz – und zwar dieselbe wie beim Hr. Dumpelnik, der beim Lügen erwischt wurde: sofortiger RÜCKTRITT, ein offenbar lügender Vizebürgermeister (oder Politiker oder Gemeinderat) ist UNTRAGBAR und eine Schande, damit ist das Privileg Volksvertreter zu sein verwirkt. Was für Vorbilder für die Jugend… zum Ko…n. Der juristischen Vollständigkeit halber: es gilt die Unschuldsvermutung.
Herzlichen Dank für den netten Zuspruch!