Aus Schmid-Chats: Kandlhofer versuchte 2018, Benko-Mann Stadlhuber in ÖBAG-Aufsichtsrat zu platzieren

Fast auf den Tag genau einen Monat ist es her, dass Lillihill es alle wissen ließ: Auf der OTS-Plattform der APA ging eine Presseaussendung hinaus, die Dieter Kandlhofer als neuen Manager der Lilihill-Gruppe ankündigte. Der Chef selber rückte zu einer seiner seltenen Wortspenden aus: Kandlhofer habe „in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichsten Funktionen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er mit seinem Engagement, seiner Durchsetzungsstärke und seiner Innovationskraft vieles bewegen kann“, erklärte Lilihill-Chef Franz Peter Orasch.

Posten-Interventions-SMS garniert mit Sonnenbrillen-Smiley

Engagement ist Kandlhofer tatsächlich nicht abzusprechen. Auch der Einsatz für andere nicht. Das zeigen die Chats des im Vorjahr tief gefallenen ehemaligen Sebastian-Kurz-Jüngers Thomas Schmid. Der damalige Generalsekretär des ÖVP-geführten Finanzministeriums und in der Folge ÖBAG-Vorstand erhält am 17. Februar 2018 eine SMS-Nachricht von Kandlhofer. Der ist zu dieser Zeit Generalsekretär im Bundeskanzleramt – unter Sebastian Kurz (ÖVP). Um 10.45 Uhr trudelt die erste Nachricht Kandlhofers am Handy von Schmid ein: „Lieber Thomas, denkst du bei der ÖBIB auch an Christoph Stadlhuber…“ Garniert ist die Nachricht mit einem Sonnenbrillen-Smiley. Die ÖBIB ist die Vorgängergesellschaft der heutigen ÖBAG, also dem Konstrukt, das die Milliardenbeteiligungen des Bundes verwaltet.

Die Chats zwischen Kandlhofer und Schmid aus den Akten der WKStA

Wer ist Christoph Stadlhuber?

Stadlhuber ist zu dieser Zeit Manager im Immobilien-Imperium von René Benko. Damit hat er etwas mit Orasch gemein: Auch der arbeitete für den Tiroler Milliardär. An einer Gesellschaft Benkos war Orasch mit seiner Lilihill Capital Beteiligungs GmbH sogar beteiligt: An der Signa Real Estate Management GmbH. Orasch hielt 5.000 Euro vom Gesamtstammkapital von 50.000 Euro. Aber nicht sehr lange. Er stieg im November 2014 ein und im Februar 2016 wieder aus. Just ein paar Tage danach wurde Stadlhuber Geschäftsführer der Benko-Firma.

Aufsichtsratsposten in der ÖBAG

Auf die Frage Kandlhofers antwortet Schmid: „Was will er?“ Das ist aber offenbar nicht so zu verstehen, als dass Schmid meinte, was will der überhaupt? Denn Kandlhofer schickt in seiner nächsten Nachricht gleich den Positionswunsch mit: Stadlhuber „würde für eine Funktion zur Verfügung stehen, ich weiß ehrlich gesagt aber nicht welche Aufsichtsfunktionen es da gibt (…)“. Und Schmid versteht den Wunsch auch gleich richtig. Denn er impliziert damit eine Spitzenposition in der ÖBAG: einen Aufsichtsratsposten.

Oraschs und Stadlhubers Jobs bei der Signa

In zumindest drei Gesellschaften der Signa waren Orasch und Stadlhuber zeitgleich Geschäftsführer. Und zwar in der Wohnen am Belvedere Management GmbH, in der Hotel am Belvedere GmbH und in der Wohnen am Belvedere GmbH. Dies jedoch einige Jahre vor Kandlhofers Chat-Nachrichten an Schmid und nur für kurze Zeit.

Kurz „hat 3000 Zusagen gemacht für 9 AR Jobs ;-)“

„AR macht Sebastian selber“, schreibt Schmid an Kandlhofer zurück. Mit dem Kürzel AR ist Aufsichtsrat gemeint. Und der Ex-Kanzler hatte laut Schmid schon etlichen Leuten eine Zusage für den begehrten Kontrolleurs-Job gegeben: Kurz habe „3000 Zusagen für 9 AR Jobs ;-)“ gemacht, tippt Schmid. Aber er setze Kandlhofers Wunschkandidaten „auf die BMF Liste“. Damit ist offenbar eine Namensliste des Finanzministeriums für den ÖBAG-Aufsichtsrat gemeint.

„Ja, Basti sagt gerne Dinge zu“

Woraufhin Kandlhofer zurück-simst: „Ja, Basti sagt gerne Dinge zu.“ Laut Firmenbuch dürfte es aber zu keinem Engagement Stadlhubers bei der ÖBAG gekommen sein. Ob Kandlhofer wegen dieser Intervention auch Teil der Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ist, wollte Caroline Czedik-Eysenberg von der WKStA auf Anfrage nicht sagen: „Wir prüfen alle Aussagen, geben aber aus Personenschutzgründen keine Namen und konkreten Ergebnisse preis.“

Kandlhofer schon einmal mit fragwüdigen Praktiken

Nach der Zeit im Bundeskanzleramt dockte Kandlhofer (ebenso) als Generalsekretär im Verteidigungsministerium (BMLV) von Klaudia Tanner (ÖVP) an. Im Frühjahr 2022 wurden Pläne bekannt, dass das BMLV eine Großkaserne am Klagenfurter Flughafen plant, dessen Mehrheitseigentümer (75 Prozent) Orasch ist. Einer der Treiber dieser Pläne war Kandlhofer – noch in seiner Funktion als Tanners Nummer zwei im BMLV. Aus vertraulichen Unterlagen, die die Unterschrift Kandlhofers und Oraschs (und zweier Büroleiter in der Landesregierung) tragen, wurde deutlich, dass Orasch nicht nur der Bauauftrag für die Kaserne zugeschanzt werden sollte, sondern auch, dass über besagtes Protokoll auf Flughafen-Agenden der Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV) Einfluss genommen werden sollte. Und zwar zugunsten Oraschs.

Durch BMLV-Abgang den Schmid-Chats zuvorgekommen?

Zu allem Überfluss deckte der Autor dieser Geschichte für die Plattform „5Minuten.at“ auch noch auf, dass Kandlhofer zu besagter Zeit eine gemeinsame Firma mit Orasch hatte: Die Hydrotaurus C-Tech GmbH. Das brachte Tanner parlamentarische Anfragen und harsche Kritik ein. Kandlhofer verließ in der Folge das BMLV. Ob freiwillig oder nicht, ist nicht bekannt. Möglich, dass man mit dem Abgang den Kandlhofer-Schmid-Chats zuvorkommen wollte. Im September dann fing Kandlhofer bei Orasch an.

Mit großem „Engagement und Durchsetzungskraft“.

Die Lilihill-Gruppe gibt auf Journalistenfragen keine Auskunft.

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Fotos: lilihill.at/info-channel, APA Picturedesk.com/Hans Punz

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