“130.000 bis 140.000 Passagiere” wollte Flughafen-Geschäftsführer Nils Witt im abgelaufenen Jahr 2022 erreichen. Das kündigte er im Rahmen der Präsentation der Ryanair-Rückkehr an den Flughafen Klagenfurt im Mai bei einer Pressekonferenz an. Doch: Witt wird dieser Tage wohl mit der harten Realität konfrontiert. Denn die neuesten Zahlen der Passagierentwicklung am Klagenfurter Airport sind ernüchternd: Bis Ende November fertigte der Flughafen laut Statistik Austria gerade mal 70.662 Fluggäste ab – die Flüge der Ryanair schon inkludiert. Die brachten im November 7.390 Passagiere, was deutlich unter der Frequenz einzelner Sommermonate lag. Angenommen der Dezember bringt – hoch geschätzt – noch einmal 10.000 Passagiere, dann bliebe Witt mit gut 80.000 Fluggästen rund 50.000 bis 60.000 Passagiere unter seiner eigenen Prognose. Und der Flughafen rund 20.000 unter der Mindesthöhe von 100.000 Passagieren, unter der die Minderheitsgesellschafter Land Kärnten und Stadt Klagenfurt die Call Option, also die Rückholung des Flughafens, ziehen könnten.
Liliair Luftfahrt GmbH: Umbenannte Orasch-Gesellschaft mit negativem Eigenkapital
Wie aber bekannt, stellt sich die Kärntner SPÖ unter Landeshauptmann Peter Kaiser gegen die Rückholung des Airports in die öffentliche Hand. Diese wird aber von der ÖVP, vertreten durch Landesrat Martin Gruber, vehement gefordert. Indes hatte die Lilihill-Gruppe Mitte Dezember eine eigene Fluglinie vorgestellt, was von Gruber als “Ablenkungsmanöver von nicht eingehaltenen Versprechen” des Mehrheitseigentümers und Lilihill-Chefs Franz Peter Orasch eingestuft wird. Ein 16,5 Jahre alter Jet, eine Bombardier CRJ 900, wurde zu Präsentationszwecken eingeflogen und – auf einer Seite – mit “Liliair”-Klebern bestückt. Auf der anderen – während der Pressekonferenz nicht sichtbaren – Seite blieben die alten Lufthansa-Kleber angebracht. Nach der Pressekonferenz auf beiden Seiten wieder zurück auf Lufthansa getrimmt, flog der Jet Richtung Maastricht weiter.
Wie dieser Tage im Firmenbuch ersichtlich, gründete Orasch für seine präsentierte Fluglinie die Liliair Luftfahrt GmbH. Bei dieser handelt es sich um eine seit 2018 bestehende und nun umbenannte Gesellschaft Oraschs namens Lilihill 2018 Eins GmbH. Diese weist im letzten verfügbaren Online-Firmenbuch-Jahresabschluss von 2020 ein negatives Eigenkapital von 144.000 Euro aus. Auffällig ist auch, dass die Stammkapitalisierung der Gesellschaft für eine Fluglinie mit den für eine normale GmbH üblichen 35.000 Euro recht überschaubar erscheint, davon sind 17.500 Euro einbezahlt. Der Jahresabschluss 2021 steht mit Stichtag 31. Dezeber 2022 im Online-Firmenbuch noch nicht zur Verfügung.
Orasch und Kandlhofer im Cockpit der Airline
Sowohl Orasch als auch Dieter Kandlhofer, ehemaliger Generalsekretär im Verteidigungsministerium (BMLV), sitzen als Geschäftsführer im Cockpit der Airline. Kandlhofer war erst im September zur Lilihill-Gruppe gestoßen. Er erregte in Zusammenhang mit dem Flughafen Aufmerksamkeit, weil er noch als BMLV-Generalsekretär den Bau einer Großkaserne auf Flughafen-Grund forcierte, den Orasch von der Flughafen-Betriebsgesellschaft haben wollte. Zusätzlich sollte Orasch den Auftrag zur Errichtung der Kaserne bekommen. Außerdem hatten die Beiden während den Verhandlungen um die Kaserne eine gemeinsame Firma namens Hydrotaurus C Tech GmbH, was ebenfalls für öffentliche Aufmerksamkeit sorgte.
Kandlhofer hatte während oben erwähnter Pressekonferenz laut “Kleine Zeitung” erklärt, dass für die Fluglinie jahrelange Vorbereitungen stattgefunden hätten. Das ist möglich, aber eher nicht über die Lilihill 2018 Eins GmbH. Wie aus dem Notariatsakt über die Erklärung zur Errichtung der Firma aus dem Jahr 2018 ersichtlich wird, war der Unternehmensgegenstand unter anderem auf das Immobiliengeschäft ausgerichtet (siehe oben). Darin findet sich kein Passus über den Betrieb einer Airline. Weshalb die Errichtungserklärung Ende Dezember auch neu formuliert werden musste.
Spagat: Aufsichtsrat am Flughafen und Geschäftsführer der Airline
Spannend wird zu beobachten sein, ob es zu Interessenkonflikten der Funktionen Oraschs und Kandlhofers kommt: Orasch ist fast 75-Prozent-Eigentümer (und Geschäftsführer) des Flughafens und muss als solcher Sorge für die wirtschaftliche Prosperität des Airports tragen. Als Liliair-Geschäftsführer muss er hingegen das Wohl der Fluglinie im Blick haben. Das Gleiche gilt für Kandlhofer. Er soll in den Aufsichtsrat des Flughafens einziehen. Das zeigen Unterlagen “zur Bestellung eines weiteren Aufsichtsratsmitgliedes der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft mbH mit beschränkter Haftung, – Herrn Mag. Dieter KANDLHOFER”. Gleichzeitig ist er Geschäftsführer der Airline. Obwohl Kandlhofer Interessenkonflikte bei der Pressekonferenz verneinte, wie die “Kleine Zeitung” berichtete, ist nicht auszuschließen, dass solche auftreten, da Land und Stadt naturgemäß nur die Interessen des Flughafens zu vertreten haben. Nicht die von Oraschs Airline.
Malanik offenbar als Geschäftsführer der Airline vorgesehen – jedoch wieder abberufen
Offenbar war Peter Malanik, erfahrener und jahrelanger Austrian-Airlines-Vorstand, bereits für die Geschäftsführung der Liliair vorgesehen. Dies erlangte jedoch anscheinend keine reale Wirkung. Jedenfalls suggeriert das ein Gesellschafterbeschluss der Lilihill. Aus dem geht hervor, dass Malanik mit 12. Dezember dieses Jahres als Geschäftsführer der Lilihill 2018 Eins GmbH (“künftig: LiliAir Luftfahrt GmbH”) wieder abberufen wird. Stattdessen stieg Orasch ins Cockpit ein. Malanik war in der (ersten) OTS-Aussendung zur Präsentation der Liliair noch als deren Geschäftsführer tituliert worden. In der – aufgrund einer Verschiebung – erfolgten zweiten Aussendung dann aber “nur mehr” als “Senior Aviation Advisor”.
Lilihill beantwortet keine Journalisten-Anfragen.
Der Möchtegern-Branson (statt Virgin eben Lilli) macht sich die Welt, wie es ihm gefällt… was in Kärnten auch leicht ist, wenn man die blinde Liebe vom Landesfürst genießt.
Hoffnung bleibt, dass das gemeine Wahlvolk zumindest im März mal ihr Hirn nutzt.
Es geht ja um die Grundstücke. Damit wurde in Klagenfurt schon seit jeher anständig Profit gemacht. Man denke nur an den vorletzten Hallenbadstandort bei Minimundus. Die Aussage einer der VerkäuferInnen war legendär: ” Die Stadt hätte es auch um eine Million billiger haben können, die Million Verkaufsprovision noch gar nicht mitgerechnet.
Aber Wahlkämpfe sind halt teuer, da nimmt man, was man kriegen kann – am liebesten natürlich Steuergeld!
Ein für manche ertragreiches neues Jahr und möge alles so weitergehen wie bisher!
… ob es wirklich nur beim Steuergeld bleibt? Sowohl bei der unsäglichen Hallenbadaktion als auch jetzt beim Flughafen agieren die Vertreterinnen und Vertreter der sozialdemokratischen (? steht ihr diese Bezeichnung überhaupt noch zu ?) Partei derart dubios, dass man den Eindruck gewinnt, dass hier in den Hinterstübchen von Herrengasse und anderswo ganz andere Karten gemischt werden.