Flughafen plant Mitarbeiter-Abbau

(c) Christian Brandstätter

Mit knapp 298.000 Passagieren rechnet der Flughafen Klagenfurt im heurigen Jahr. Das wären um 215.000 Fluggäste mehr als der Airport im abgelaufenen Jahr 2022 eingeflogen hat. Da erreichte er nur 82.562 Passagiere. So gesehen kalkuliert die Flughafen-Geschäftsführung 2023 also mit mehr als dem dreieinhalbfachen Passagieraufkommen des Jahres 2022. Ob das wegen wegfallender Randverbindungen realistisch ist, bleibt eine brenzlige Frage. Zumal der Airport, angeführt von Mehrheitseigentümer und Lilihill-Eigentümer Franz Peter Orasch noch im Herbst des Vorjahres von 103.021 Passagieren für 2022 ausgegangen war. Was bei den erwähnten rund 83.000 Passagieren einer Fehleinschätzung von etwa 20.000 entspricht. Und für das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt, sie halten noch knapp über 25 Prozent des Flughafens, den Weg frei für die Ziehung der Call Option machen würde, also den Rückkauf des Airports von Orasch, wenn er unter 100.000 Passagieren bleibt.

Malerische Zukunft: 550.000 Passagiere im Jahr 2027

Eine weitere brisante Frage ist, wie die von der Flughafen-Geschäftsführung – in der sich neben Nils Witt und Orasch noch weitere Lilihill-Mitarbeiter befinden – errechneten Passagiere der Jahre 2024 bis 2027 zustande kommen sollen? 2024 rechnet Orasch mit 441.000 Passagieren. Diese Zahl soll 2025 auf 503.000 steigen, 2026 dann 532.000 erreichen – um 2027 in 549.000 Passagieren zu gipfeln.

„Todesdroge“ als Wachstumsträger

2023 sollen von den 298.000 Gesamtpassagieren rund 208.000 von Low Cost Carriern kommen. 2024 dann 323.000 über Billigflieger. Im Jahr darauf 355.000. 2026 gute 358.000. Und auch 2027 will Orasch 358.000 Passagiere über die Low-Cost-Schiene erreichen. Dabei hatte der Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens, der erfahrene ehemalige AUA-Chef Peter Malanik, den Billig-Carrier Ryanair vor einigen Jahren als „Todesdroge“ bezeichnet. Der gleich wieder abfliege, wenn die finanziellen Unterstützungen nicht mehr passten. Kritiker werfen Orasch deshalb bloße Ankündigungspolitik vor, der wenig Handfestes folgt.

2023: Mitarbeiterabbau geplant

Laut Mediapartizan-Recherchen wird der Airport 2023 aber trotz des geplanten mehr als dreieinhalbfachen Passagieraufwachstums nicht etwa die Belegschaft vergößern. Im Gegenteil: Die Aiport-Crew soll verkleinert werden. Das legen zumindest vertrauliche Informationen nahe. So sollen in der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft (KFBG) die Vollzeitstellen von derzeit knapp 60 bis Dezember 2023 auf gut 52 abgebaut werden. In Köpfen gerechnet ist eine Reduzierung von 68 auf 59 geplant. Auch in der Avisafe, die etwa Securitydienste für den Flughafen verrichtet und im Airport-Eigentum steht, ist ein Abbau der Vollzeitstellen vorgesehen: Von 92 auf gut 85. In Köpfen kalkuliert soll es bis Dezember um acht weniger geben (von 124 auf 116). Offenbar dürfte es im März zu Austritten kommen, ob freiwillig oder nicht, ist nicht bekannt.

Flughafen zahlt 140.000 Euro an Lilihill: Für Rechnungswesen und Controlling

Wie weitere Recherchen offen legen, soll der Flughafen heuer rund 140.000 Euro für Buchhaltungs- und Controlling-Leistungen an die Lilihill-Gruppe, hier vermutlich an die Lilihill Financial Services GmbH, zahlen. Deren Geschäftsführerin ist Katrin Teis. Sie ist in Personalunion auch Geschäftsführerin der Flughafengesellschaft. Konsolidiert mit der Avisafe dürfte der Airport sogar 170.000 Euro für Rechnungswesen und Controlling an die Lilihill abliefern, 30.000 davon offenbar von der Avisafe.

7,6 Millionen Euro für Incentives

Erlösen will der Airport im Aviationbereich heuer 10,9 Millionen Euro, was geschätzt mehr als das Doppelte des Jahres 2022 wäre. Von den 10,9 Millionen sollen aber 7,6 Millionen Euro wieder als Incentives ausgegeben werden. Im Non-Aviation-Segment sind konsolidierte Umsätze in der Höhe von 3,9 Millionen Euro geplant. Darunter fallen Einnahmen aus Parkraumbewirtschaftung, Miet- und Pachtverträgen oder von Shops.

Tank-Troubles: Polizei-Hubschrauber am Trockenen?

In der Zwischenzeit meldet Michael Kucher, Eigner einer Flugschule am Airport, Probleme beim Tanken seines Flugzeugs an. Kucher reklamiert, dass er aufgrund abrechnungstechnischer Probleme (er besitzt nach eigenen Angaben die notwendige Bezahl-Karte nicht, was er dem Flughafen ankreidet) nicht zum Flugsprit für seinen Flieger kommt und deshalb laut Eigenauskunft am Boden bleiben muss. Verlässliche Quellen berichten, dass der Hubschrauber des Innenministeriums, also das Polizei-Fluggerät, derzeit nicht vom Flughafen betankt wird. Es soll noch eine sogenannte „Verwaltungsvereinbarung“ zwischen Innenministerium und OMV fehlen. Die OMV liefert seit 1. Jänner den Sprit, zuvor hatte dies jahrzehntelang der Erdöl-Multi Shell/Skytanking erledigt, der jedoch mit Ende 2022 ausgestiegen ist. Dem Aufsteigen des BMI-Hubschraubers sei jedoch kein Abbruch getan: Die gleichen Quellen berichten über mehrere Alternativen angefangen von einem Tankwagen, der Betankung über den ÖAMTC oder Fuelling an einer Spritstelle nahe der Autobahn. „Der Einsatz des Hubschraubers ist gesichert“, so eine BMI-nahe Person.

395.000 Euro für Übernahme der Flugzeug-Tankstelle

395.000 Euro gibt der Flughafen für die Übernahme der Flugzeugbetankungs-Stelle aus, die wie gesagt von Shell betrieben worden war. Jedenfalls taucht diese Summe in den Planspielen der KFBG für das heurige Jahr auf.

Unterdessen ist durchgesickert, wo Orasch seine umstrittenen und bisher abgelehnten Baurechts-Objekte grob errichten will. Die Hochgarage Avipark soll im Norden im Umfeld des derzeitigen Parkplatzes gebaut werden und 1.200 Stellplätze umfassen. Das Hotel (Avitel) soll östlich davon entstehen. Und im Bereich der ehemaligen Hangars sollen Bürogebäude (Avioffice) und ein Schulungs- und Seminarzentrum (Avicon) aus dem Boden schießen. Sowohl das Land Kärnten vertreten durch KBV-Vorstand Martin Payer als auch die Stadt Klagenfurt in Person von Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ) lehnten die Vertragsvorschläge Oraschs im Dezember ab.

Ungefähre Verteilung der Lilihill-Bauvorhaben am Flughafen (nicht detail- und maßstabsgetreu), Teil 1, (c) Google Earth

Im Süden des Airports soll in Nähe der dahinter liegenden Einfamilienhäuser der Bereich Avilog/Avitech errichtet werden: Ein Logistik- und Technologiezentrum auf fast 300.000 Quadratmetern.

Ungefähre Verteilung der Lilihill-Bauvorhaben am Flughafen (nicht detail- und maßstabsgetreu), Teil 2, (c) Google Earth

Und im Osten soll auf einem Grundstück von 70.000 Quadratmetern eine Photovoltaikanlage aufgestellt werden.

Ungefähre Verteilung der Lilihill-Bauvorhaben am Flughafen (nicht detail- und maßstabsgetreu), Teil 3, (c) Google Earth

Haftungsfragen könnten schlagend werden

Spanned könnte noch die Möglichkeit der Call Option werden, die von der ÖVP eingebracht wurde, von der SPÖ aber abgelehnt wird. Denn dabei geht es um Haftungsfragen. Auch und vor allem für den Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) Payer. Er vertritt die Landesinteressen am Flughafen und gilt als Befürworter des Ausbaus der Flugaktivitäten, nicht aber der „Immobilienprojekte“ Oraschs. Und genau das ist der springende Punkt: Payer wird voraussichtlich versuchen, sich haftungsrechtlich schadlos zu halten. In Kärnten sind im Zuge des Birnbacher-Skandals schon Vorstände von Landesbeteiligungen strafrechtlich verurteilt worden und in Haft gekommen. Payer muss als Vorstand der KBV zum Wohl der Gesellschaft entscheiden. Die Frage wird sein, wie Payers Aufsichtsrat entscheidet und ob diese Entscheidung Schaden von der KBV abwendet? Die brenzlige Frage, die übrig bleibt: Machen sich Landesregierungsmitglieder, die – im Fall einer Ziehung der Call Option – die KBV overrulen und die Rückholung ablehen, persönlich haftbar, wenn dem Steuerzahler Schaden entstünde? Etwa weil der Flughafen nicht (rechtzeitig) zurückgekauft wird (der Rückkauf wird jedes Jahr um 810.000 Euro teurer). Es gibt Rechtsgutachten, die das eher bejahen.

Lilihill beantwortet keine Journalistenanfragen.

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Foto: Brandstätter

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