Rein, raus und wieder rein: Wie die Liliair aus dem Abflugsystem des Frankfurter Flughafens verschwand und dann wieder auftauchte

Foto: Fraport AG
Foto: Fraport AG

Donnerstag, 23. März 2023: An diesem Tag werden am Flughafen Frankfurt, einem der größten Airports Europas, Tausende Passagiere ankommen und wegfliegen. Die Fraport, der Betreiber des Flughafens, verzeichnete im Jahr 2022 fast 49 Millionen Fluggäste. Im Vergleich dazu: Der größte österreichische Flughafen in Wien zählte im vorigen Jahr knapp 24 Millionen Passagiere. Damit ist Frankfurt doppelt so groß wie VIE.

Weshalb der Airport auch eine gewisse, man könnte sagen, prestigeträchtige Anziehungskraft ausübt. Frankfurt ist auf alle Fälle das größte Drehkreuz in Kontinentaleuropa. Von hier aus geht es nahezu überall hin. Weshalb sich der Airport auch unter jenen Destinationen befand, die die neu gegründete Liliair von Franz Peter Orasch im Dezember bei einer großen Pressekonferenz als Anflugsort präsentierte. Neben den Destinationen München und Hamburg.

Liliair nur Platzhalter?

Ob diese Präsentation nur Show war oder ernstzunehmen ist, wird sich in den nächsten Tagen weisen. Auf der Website der Orasch-Airline kann man wenige Wochen vor dem versprochenen Start (23. April) noch immer keine Flüge buchen. Lediglich Vorreservierungen sind möglich. Mehr noch: Wie Recherchen von Mediapartizan.at ergaben, flog die Liliair aus der Abflugmaske auf der Website des Airport Frankfurt. Dort befanden sich an besagtem 23. März 2023 noch Eintragungen, die eine Verbindung zwischen Klagenfurt, der Homebase der Liliair, und Frankfurt anzeigten. Allerdings mit fraglicher „Signatur“.

Liliair innerhalb von 48 Stunden verschwunden

Denn: Scheinen andere Airlines in der Abflugliste des Frankfurter Flughafens mit dem sogenannten Two-Letter-Code auf – etwa die Austrian Airlines mit „OS“ oder die British Airways mit „BA“ – war die Liliair dort mit „KLU“ angezeigt. Also dem IATA-Code für den Flughafen Klagenfurt. IATA ist die Organisation, die die Codes zur eindeutigen Kennzeichnung von Flughäfen vergibt. Hat also mit einer Airline in diesem Zusammenhang nichts zu tun. Außerdem bekäme die Liliair bei Vorliegen eines Betriebskonzepts keinen eigenen Code der IATA, sondern den Code der durchführenden Airline (z.B. Flite, Marathon etc.).

Siehe nachstehenden Screenshot vom Airport Frankfurt vom 23. März:

Vorher: Am Donnerstag dieser Woche befand sich die Orasch-Airline noch in der Abflugmaske

Wer jedoch am heutigen Tag in der gleichen Maske wieder nach Verbindungen der Liliair von Frankfurt nach Klagenfurt suchte, bekam diese Maske serviert: Keine Abflüge mehr.

Nachher: Keine Verbindung mehr zu finden (25. März 2023)

Liliair „drei Jahre akribisch geplant“

Innerhalb von 48 Stunden ist die Liliair sprichwörtlich von der Frankfurter Bildfläche verschwunden. Dazwischen lag eine Anfrage des Autors an den Flughafen Frankfurt mit der Bitte um Auskunft, ob es sich bei den Eintragungen sozusagen um Platzhalter gehandelt haben könnte? Ob diese Anfrage der Ausschlag für die Löschung gewesen ist, kann nicht gesagt werden. Die Antwort der Fraport steht noch aus. Was gesagt werden kann: Die Liliair ist (möglicherweise vorerst) nicht mehr in der Abflugliste des größten deutschen Airports. Obwohl, wie Liliair-Geschäftsführer Dieter Kandlhofer noch im Dezember gegenüber der „Kleinen Zeitung“ gesagt hatte, die Fluglinie „drei Jahre akribisch“ geplant worden sei.

Das Versprechen im „10 Punkte Plan“

Branchen-Insider vermuten, dass Orasch die Zeit davon läuft. Er hatte im sogenannten „10 Punkte Plan für die Zukunft des Flughafen Klagenfurt“ versprochen, die Flieger spätestens im April abheben zu lassen. Die Buchbarkeit sollte schon seit vorigem Jahr gegeben sein. Aber das hatte Orasch, wie viele andere Versprechen, nicht eingehalten.

Aus dem vertraulichen „10 Punkte Plan“: „Buchbar ab Herbst 2022“ (Papier vom Juli 2022; Faksimile dem Original nachgebaut)

Der Plan war unter anderem von Orasch und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) unterschrieben worden. Der für Beteiligungen zuständige Landesrat Martin Gruber (ÖVP) hatte sich hingegen geweigert, seine Signatur darunter zu setzen. Er will den Flughafen zurück in Landeshand holen, da er wie er sagt, „nicht eingehaltene Versprechungen Oraschs“ Leid sei. Im Juni hatte das Land von Orasch gefordert, dass die Flüge ab April stattfinden müssten. Der Plan der SPÖ war es offenbar, Orasch das Ziehen der sogenannten Call Option (Rückholung des Airport) zu erlassen, wenn er einen Hub anfliegt:

Juni 2022: „Flüge ab April 2023“: Für Orasch wird die Zeit immer knapper (Faksimile dem Original nachgebaut)

Die Lilihill-Gruppe gibt auf Journalistenanfragen keine Auskunft. Die Hauptfrage ist nun: Findet Orasch bis zum versprochenen Take-off-Termin, dem 23. April, eine Airline mit AOC (Air Operator Certificate; Flugbetriebslizenz) oder nicht? Sollte das negativ ausgehen, bringt er Kaiser und die SPÖ abermals unter heftigen Druck. Damit würde Kaisers Widerstand zum Ziehen der Call Option immer unpopulärer. Bonmot: Ein Meeting mit der griechischen Marathon Air, die für Orasch die Flüge im Wetleasing – angemietete Jets, bei denen die Crew, Kabinenpersonal, Versicherung und Wartung von Orasch zu bezahlen wäre – durchführen könnte, soll Brancheninsidern zufolge kurz nach der Kärntner Landtagswahl abgesagt worden sein. Bei der die SPÖ neun Prozentpunkte verloren hatte.

Die Frage, die sich nun stellt: Schafft es die Liliair in einen Slot am Frankfurter Flughafen? Oder ist alles nur Show?

Update 26. März, 9.55 Uhr

Heute scheinen die Flüge, jedoch mit besagtem „KLU“-Code, im Abflugsystem der Fraport wieder auf. Ob sie per Hand gelöscht und wieder hinzugefügt wurden oder es sich um ein Softwarethema handelt, dazu wird wohl erst die von der Fraport noch zu beantwortende Presseanfrage Aufschluss geben.

Wieder drin: Die Verbindung scheint heute, Sonntag, wieder auf.

1 Kommentar

  1. Wie wird sich die SPÖ bei der Aufsichtsratssitzung nächste Woche wohl wieder aus der Verantwortung gegenüber den Bürgern rauswinden?

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