Umstrittenes Badehaus: Unterlagen zeigen, dass Sauna anfangs im neuen Hallenbad und nicht in Wörthersee-Ostbucht untergebracht werden sollte

Die geplante "Sauna am See" (Badehaus) der Stadtwerke Klagenfurt (Symbolfoto (c) STW)
Die geplante "Sauna am See" (Badehaus) der Stadtwerke Klagenfurt (Symbolfoto (c) STW)

Es kam ohne großes Tam-Tam. Die geplante Sauna am See – das sogenannte Badehaus – der Stadtwerke Klagenfurt (STW) in der Wörthersee-Ostbucht wurde nicht gerade mit Pauken und Trompeten hinausposaunt. PR-technisch könnte man meinen, dies falle in die Kategorie „Ungewöhnlich“: Ein 18-Millionen-Euro-Projekt ist nichts, was die STW tagtäglich aufs Reißbrett zaubern. Und die Unternehmenskommunikation des städtischen Energieversorgers hat auch schon für blassere Vorhaben die Marketingkeule geschwungen, um Zeitungs- und Sendeplatz zu ergattern.

Badehaus: SPÖ kritisch, Grüne wollen Flächen erhalten

Das Projekt Badehaus ist umstritten. Die SPÖ ist zwar für eine Sauna, verlangt aber von den Stadtwerken die Beantwortung eines Fragenkatalogs, in dem es mitunter um den Standort in der Ostbucht geht. „Die Fragen sind von den Stadtwerken noch nicht beantwortet worden“, sagt Stadtplanungs-Referentin Corinna Smrecnik (SPÖ). Zumindest habe sie noch kein Rückschreiben erhalten. Die Grünen wollen den Standort in der Ostbucht verhindern, um die Flächen in Zeiten der Klimakrise zu erhalten: „Unser Ziel ist es, dass nicht gebaut wird“, sagte Landessprecherin Olga Voglauer vor einigen Wochen.

Begründung der STW für Standort Ostbucht: Im Hallenbad ist kein Platz für Sauna

Den STW weht also rauer Wind entgegen. Dennoch bleibt Vorstand Erwin Smole bei der Realisierung des Vorhabens. Er sagte dem ORF Kärnten, das Badehaus sei eine „Ergänzung zum geplanten neuen Hallenbad“, das allerdings am Klagenfurter Südring entstehen soll, fast 4,5 Kilometer entfernt. Smole erklärte dem ORF außerdem, dass man die Sauna „im neuen Hallenbad nicht mehr unterbekommen“ hätte, „weil einfach die Kubatur durch das 50-Meter-Becken verbraucht ist und dafür brauchen wir einen Standort“. Kurz gesagt: Am Hallenbadgrund ist kein Platz für die Sauna.

Derzeit suchen am Baugrundstück noch Archäologen nach Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg. Baustart für das Hallenbad soll im November sein.

Beim alten Bad in der Gasometergasse war die Sauna noch integriert. Das Grundstück, auf dem das aufgelassene Bad derzeit noch steht, verkauften die STW um einen selbst in Immobilienkreisen geachteten Preis von neun Millionen Euro an die HGS Bauträger GmbH und GWS Gemeinnützige Alpenländische Gesellschaft für Wohnungsbau und Siedlungswesen, die dort Wohnungen und Geschäfte errichten wollen.

STW-Vorstand Erwin Smole

Projektstudie sprach schon 2021 von „optionaler Sauna“ – aber am Standort Südring

Aber ist Smoles Argumentation, im neuen Hallenbad sei kein Platz mehr für eine Sauna, stimmig? Auf den ersten Blick: Nein. Denn wie Projektunterlagen, die Mediapartizan vorliegen, zeigen, hat der Gemeinderat das neue Hallenbad am 29. Dezember 2021 inklusive einer „optionalen Sauna“ abgesegnet. Und zwar am Südring! In die Sauna sollten 50.000 Besucher pro Jahr pilgern:

Die Sauna war als „optionales Modul 5“ am Standort Südring in Planung.

Sogar Surfwelle sollte „optional“ Platz finden

Das gut zwei Hektar große Areal wurde von den STW um 100.000 Euro pro Jahr im Baurechtsweg von der Kirchengemeinde St. Ruprecht erworben. Für die Dauer von 30 Jahren, mit Verlängerungsoption. Doch die Sauna war nicht alles, was die Projektstudie der STW, sie war Grundlage für den Gemeinderatsbeschluss, beinhaltete. Als „MODUL 6“ sollte am Hallenbadgrund auch eine sogenannte „Surfwelle“ entstehen. Damals war also offenbar (noch) keine Rede davon, die Sauna in die Wörthersee-Ostbucht zu verlagern.

In den Unterlagen zählen die STW vier Bereiche des neuen Hallenbades auf. Darunter eine Sauna (optional).
Der Standort zwischen Jumpworld One und Wagner-Arena am Südring stand am 29. Dezember 2021 schon fest.

Smole: Platz für Retentionsbecken

Mittlerweile hat sich der Projekttitel des Bades (Karawankenblick-Bad) in seinen tatsächlichen Namen gewandelt: Alpen-Adria-Sportbad. Den Architektenwettbewerb hat das Grazer Atelier Thomas Pucher gewonnen. Gewandelt haben sich offenbar auch die Tatsachen innerhalb des Projekts. Mit der eigenen Projektstudie konfrontiert und dass die Sachlage auch so wahrgenommen werden könnte, als hätte man die Sauna nachträglich aus dem Hallenbad entfernt, um das Badehaus direkt am See bauen zu können, sagt Smole: „Das stimmt keinesfalls.“ Bei der Projektstudie sei es um ein „grundsätzliches“ Papier gegangen. „Das war weit davon entfernt, das tatsächliche Konzeptpapier zu sein. Es war irgendein Konzept“, so der STW-Vorstand. Gegenüber dem ORF führt Smole auch an, dass der Platz im Hallenbad durch das 50-Meter-Becken verbraucht sei. Aber das Becken war, wie man an den Unterlagen erkennen kann, 2021 auch schon geplant. Doch offenbar haben die STW Auflagen bekommen. Jedenfalls erklärt Smole es so: „Das Retentionsbecken, das wir am Grundstück haben müssen, verbraucht sehr viel Platz. Dort kann ich nichts bauen.“ Dieses Becken dürfte mitunter deshalb vorgeschrieben worden sein, weil das neue Bad nahe eines sensiblen Gebiets unweit der Sattnitz entsteht, in deren direktem Umfeld es heuer zu teils schweren Hochwassern gekommen ist. Doch diese Information war nicht Bestandteil der Gemeinderats-Unterlagen vom Dezember 2021.

„Almosen-Seezugänge“

„Ich hätte auch gern höher gebaut“, sagt Smole. Aber auch das sei behördlich nicht möglich gewesen. Weswegen man schlussendlich mit der Sauna an den See ging. Das Seegrundstück ist laut Smrecnik noch nicht gewidmet. Smole rechnet aber in Kürze damit. Vom Eintritt her will er „unter den Badehäusern St. Kanzian oder Millstätter See“ liegen. Smrecnik wie auch andere Klagenfurter Stadtparteien wollen „einen Ganzjahresbetrieb im Sinne der Leistbarkeit“. Doch nicht nur die Grünen protestieren gegen das Badehaus. Auch ein Zusammenschluss von Bürgern will das Vorhaben noch verhindern. Die Argumente dafür laufen jeden Tag im TV: Bodenversiegelung, Klimawandel, Verbau von für die Allgemeinheit bedeutenden Flächen. Was am Wörthersee tatsächlich schwer wiegt: Das Gewässer ist zu mehr als 90 Prozent nicht mehr öffentlich zugänglich. Politiker üben sich im Bereitstellen von „Almosenzugängen“ zum Wasser, die oft nicht größer sind als wenige Quadratmeter. Und jetzt soll weiterer Platz am See verbaut werden. Wobei die STW betonen, dass der direkte Seezugang durch das Badehaus nicht beeinträchtigt sein werde.

Ostbucht wurde als Hallenbad-Standort abgelehnt

Skurril: Als nach jahrelangem Polit-Hick-Hack eine Bürgerkommission den Standort für das neue Hallenbad aussuchte (damals noch die sog. Rohrergründe vis-a-vis des Minimundus) wurde die Ostbucht für den Badbau abgelehnt. Jetzt soll dennoch das Badehaus dorthin.

Skizze des Alpe-Adria-Sportbades am Südring (c) STW/Atelier Th. Pucher

Kosten für Hallenbad „derzeit bei 67 Millionen“

Ins neue Hallenbad soll auch das Klagenfurter Olympiazentrum einziehen. Das Rathaus hat für das Bad 50 Millionen Euro bereitgestellt. „Mehr wird es die Stadt auch nicht kosten“, sagt Smole. Inklusive des Olympiazentrums lagen die Gesamtkosten bei der Präsentation des Siegerprojekts im Jänner bei 60 Millionen Euro. Die zehn Millionen Euro Differenz sollen über Förderungen bestritten werden. „Derzeit kostet das Gesamtprojekt aufgrund der gestiegenen Baupreise 67 Millionen Euro“, erklärt Smole. Auch diese Erhöhung sei über Förderungen gedeckt, „außerdem werden die Baupreise wieder sinken“, glaubt der STW-Chef.

Umbau des Strandbades: Abriss des Bootshauses und Vergrößerung der Gastronomie

Klagenfurt verfügt über das größte Binnenstrandbad Europas. Es gehört den STW. Und die liebäugeln mit einer nicht unwesentlichen Idee: Das Bad, das nächstes Jahr 100 Jahre alt wird und im Sommer 2022 von fast 420.000 Menschen besucht wurde, soll an seinen Flanken wesentlich erneuert werden. Angedacht ist, das Bootshaus komplett abzureißen. Die Gastronomie wechselt vergrößert in ein neu zu errichtendes Gebäude am jetzigen Standort der Wasserrettung (Nordteil). Im Erdgeschoss des Neubaus soll es Systemgastronomie (wie bisher nahe des Eingangsbereichs) geben, im ersten Stock stellt man sich ein Lokal mit Sonnenuntergangs-Feeling und Service vor.

Durch den Abriss des Bootshauses soll eine Sichtachse bis zur Loretto-Halbinsel entstehen. Einher gehen soll das Projekt mit merklichen Boden-Entsiegelungen, wie Smole ankündigt. Außerdem sollen Sanierungen im Strandbad vorgenommen werden. Das Lokal „Sunset“ und der Bootsverleih sollen direkt ans Ufer des Sees wechseln, wenn die Bucht vom Bootshaus frei ist. So gesehen dürfte die Sauna am anderen Ende des Strandbades (wo das Beachvolleyball-Turnier von Hannes Jagerhofer stattgefunden hat) der Anfang einer Neuausrichtung des Badeterrains der Klagenfurter sein. Das Badehaus werde die Stadt kein Geld kosten, für den Bau gäbe es außerdem Förderungen. Smole verspricht, keine privaten Investoren für die Neubauten an Bord zu holen.

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Foto(s): Eigene; STW/Atelier Thomas Pucher

3 Kommentare

  1. danke für die information, zum großteil ja bekannt, da ich 2017 im bürgerrat war und das komplette hallenbad inkl. sauna mit der politik und den stadtwerken gemeinsam beschlossen habe, aber ich freue mich, daß noch nicht alles verloren ist, morgen bin ich bei frau gemeinderat wassermann. werde dann berichten, hoffentlich positives aus meiner sicht!

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