
Wirft man einen Blick ins Firmenbuch, gehört der Flughafen Klagenfurt zu 100 Prozent der öffentlichen Hand. 91,4 Prozent gehören dem Land Kärnten, gemanagt von der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV). 8,6 Prozent ressortieren zur Stadt Klagenfurt, die – um an ihre ursprünglichen 20 Prozent Eigentümerschaft heranzukommen – rund 2,8 Millionen Euro Kapitalerhöhung nachschießen müsste.
Und noch etwas macht das Firmenbuch klar: Der Airport gehört nicht mehr zur Lillihill-Gruppe von Immobilieninvestor Franz Peter Orasch. Der hatte bis zum Vorjahr das Sagen in Klagenfurt/Annabichl. Orasch brachte 2018 über acht Millionen Euro in die Kärntner Flughafen Betriebs GmbH (KFBG) ein und sicherte sich so 74,9 Prozent am Airport. Doch um die KFBG geht es hier nicht.
Orasch versucht immer noch, “seine” Anteile an der KFBG zurück zu bekommen. Bekanntlich haben Land und Stadt im Vorjahr die sogenannte Call Option gezogen, weil der Flughafen unter Oraschs Lufthoheit unter den Mindest-Passagierzahlen geblieben ist (100.000).
Aber auch wenn es nicht um die KFBG geht, geht es dennoch um eine mit dem Flughafen verbundene Gesellschaft: Die Lilihill Aviation City Klagenfurt Entwicklungs GmbH. Deren historischer Firmenname lautet Klu Bizpark II Entwicklungs GmbH. Am 17. August 2022 erfolgte die Umfirmierung in besagte Lilihill Aviation City Klagenfurt Entwicklungs GmbH. Sie gehört zu 100 Prozent zum Reich von Franz Peter Orasch.
Mediapartizan.at wurden zwei Seiten eines angeblichen Notariatsakts zugespielt, die zeigen sollen, dass Orasch 20 Prozent dieser Gesellschaft an einen “ausländischen Finanzinvestor” verkaufen habe wollen, wie es in einem Begleitschreiben heißt. Für den Deal unter der Geschäftszahl “GZ 3563” sei eine Treuhandkonstruktion geplant gewesen. “Ab Closing hält die VERKAUFENDE PARTEI für die KAUFENDE PARTEI – jedoch im eigenen Namen – den GESCHÄFTSANTEIL 2 ausschließlich als Treuhänder für die KAUFENDE PARTEI als Treugeber”, ist den angeblichen Notariatsakt-Seiten zu entnehmen. Der Kaufpreis für die 20 Prozent: Offenbar 38 Millionen Euro.
Das wäre ein enormer Preis, bedenkt man, dass besagte Gesellschaft gründungsprivilegiert (10.000 Euro Stammkapital) und davon nur die Hälfte eingezahlt ist. Doch bei Immobilienprojekten spielen Visionen eine große Rolle. Und davon hatte Orasch reichlich. Der angepeilte und laut Begleitschreiben letztlich nicht durchgezogene Verkauf soll über die Muttergesellschaft, die Lilihill Aviation City Beteiligung GmbH, geplant gewesen sein. Dort lagerten Oraschs Flughafenanteile. Ihr Name wird auf den zugespielten Seiten auch genannt.
Warum ist der historische Firmenname Klu Bizpark II Entwicklungs GmbH interessant: Weil er in einem Teilwortlaut in einem vertraulichen Dokument vom 10. Februar 2022 auftaucht. Es ist das Protokoll eines Zusammentreffens von Orasch, dem damaligen Generalsekretär des Verteidigungsministeriums Dieter Kandlhofer, und den beiden Büroleitern von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), Leo Murer, bzw. des damaligen Landesrats Martin Gruber (ÖVP), Thomas Kornek-Goritschnig. Kandlhofer dockte nach seinem Abgang aus dem Verteidigungsministerium beruflich bei Orasch an.
In diesem Protokoll geht es um den Bau einer möglichen Kaserne beim Flughafen. Im Papier gibt es bereits eine Skizze für den Standort der “Großkaserne Klagenfurt”. Auf 9,8 ha der nicht betriebsnotwendigen Grundstücke des Airports sollte die Anlage entstehen. Errichtet von der Lilihill-Gruppe. Danach hätte das Verteidigungsministerium die Fläche von 9,8 ha kaufen sollen. Und hier taucht die Klu Bizpark II Entwicklungs GmbH auf, die laut einem Vertragsentwurf diese 9,8 ha vorher hätte kaufen sollen. Das Faksimile aus dem Besprechungsprotokoll verdeutlicht, dass offenbar das Ministerium “Hauptnutzer” dieser Fläche hätte sein sollen.

Was auch interessant ist: In den angeblichen Notariatsakt-Seiten spielt auch die Schweiz eine Rolle. Der Kaufpreis sei nämlich “binnen 5 (fünf) Werktagen nach Erfüllung der AUFSCHIEBENDEN BEDINGUNG (…) zur Zahlung (…) fällig”. Als Werktag gelte “jeder Tag, an dem Banken für den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb in Österreich und der Schweiz geöffnet haben”.
Weder die Lilihill-Gruppe, noch der anwaltliche Vertreter Oraschs antworteten auf einen Fragenkatalog, der von Mediapartizan elektronisch übermittelt wurde. Auch der (wahrscheinliche) Unternehmenssprecher Alexander Khaelss-Khaelssberg antwortete weder auf ein E-Mail noch auf einen Anruf. (Bis zumindest 14. August 2024 war Khaelss-Khaelssberg fix Unternehmenssprecher, wie man hier nachlesen kann.) Die Mailanfragen kamen sowohl am Lilihill-Server als auch auf den Servern des Anwalts und der Agentur an. Das Anfragemail wurde von der Lilihill-Gruppe als auch vom Anwalt nachweislich geöffnet.
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Exkurs: Was Mediapartizan.at explizit nicht behauptet
- Dass ein Teil einer Lilihill-Gesellschaft an wen auch immer verkauft wurde.
- Dass ein Teil einer Lilihill-Gesellschaft, die direkt oder indirekt mit dem Flughafen in Zusammenhang steht, an wen auch immer verkauft wurde.
- Dass die Lilihill-Gruppe in Bezug auf die beiden vorgenannten Punkte auch nur Versuche unternommen hätte, Geschäftsanteile welcher Gesellschaft auch immer an wen auch immer zu verkaufen.
- Dass es zu einer rechtlich fragwürdigen/moralisch verwerflichen Handlung gekommen wäre.
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