Es ist keine zwei Tage her, dass ein ORF-Redakteur ein bemerkenswertes Foto auf Facebook postete: Das für alle am Flughafen Klagenfurt gelandeten Passagiere weithin sichtbare blaue Logo der Lilihill-Gruppe wurde offenbar mit Jahresbeginn abmontiert. Womit die letzten Insignien der Herrschaft der Lilihill-Gruppe und ihres Eigentümers, des Immobilienmagnaten Franz Peter Orasch, nun auch optisch verschwunden sind. Die “Kleine Zeitung” berichtete schon am 21. Dezember darüber. Jenem Tag, an dem das Logo abgetragen wurde.
Vom Aufgeben jedoch hält Orasch offenbar nichts. Wie bekannt haben die Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) und die Stadt Klagenfurt im vergangenen Juli die Call Option gezogen. Diese war 2018 auf Drängen der damaligen KBV-Landesaufsicht in Person von Landesrätin Gaby Schaunig (SPÖ) in den Deal mit Orasch aufgenommen worden. Der hatte 8,1 Millionen Euro ins Gesellschaftskapital eingezahlt, aber – wie der Rechnungshof feststellte – keinen Kaufpreis aufs Landeskonto geleistet. Womit Orasch ab 2018 fast 75 Prozent (genau: 74,9) des Flughafens und seiner weitläufigen Grundstücksflächen gehörten.
Tiefflug-Passagieraufkommen
Auf Initiative des nunmehrigen schwarzen Landeshauptmannstellvertreters Martin Gruber zogen KBV und Stadt die Call Option, weil der Flughafen unter Lilihill-Führung im Jahr 2022 die Mindestpassagieranzahl von 100.000 trotz vollmundiger Ankündigungen nicht erreichte. Am Ende des Jahres pilgerten nur rund 83.000 Fluggäste über das Klagenfurter Rollfeld. Orasch erklärte von Anfang an, dass er sich nicht aus dem Cockpit werde drängen lassen und kündigte rechtliche Schritte an. Die nun in Form des Jahresabschlusses 2022 der Lilihill Aviation City Beteiligung GmbH vorliegen. Und es in sich haben.
Diese Orasch-Gesellschaft hielt die knapp 75 Prozent am Flughafen. Im Jahresabschluss 2022 finden sich unter Finanzanlagen Werte in Höhe von fast 8,4 Millionen Euro. Dabei dürfte es sich um die Anteile am Flughafen handeln. Denn: Subtrahiert man die von Orasch im Bilanzanhang erwähnten 48,6 Prozent (dazu gleich) von diesem Wert, kommt fast exakt jener Betrag heraus, den Orasch von KBV und Stadt für den Rückkauf der Anteile im Rahmen der Call Option erhalten hat: 4,3 Millionen – mit guten vier Millionen Euro war Orasch im Juli nämlich abgefunden worden.
Gesellschaft würde gehöriger Verlust erwachsen
Besagte 48,6 Prozent gibt Orasch im Bilanzanhang selbst an: “Bei vertragskonformem Ausüben der Call Option ergibt sich für Lilihill Aviation City Beteiligung GmbH ein Verlust, da der Ausübungspreis der Call Option um rund 48,6 % unter dem Buchwert der Beteiligung liegt.” Das bedeutet: Stünden unter Finanzanlagen nicht die 8,4, sondern die oben errechneten 4,3 Millionen, sähe es für das Unternehmen nicht mehr sonderlich rosig aus. Die Lilihill-Gruppe geht laut Anhang selbst davon aus, dass dann ein (gehöriger) Verlust eintreten würde. Aber: “Die Geschäftsführung (Orasch, Anm.) steht, gestützt auf die Auskunft und Einschätzung der von ihr konsultierten Juristen, auf dem Standpunkt, dass die Call Option vertragswidrig gezogen wurde, sodass Lilihill Aviation City Beteiligung GmbH beim Handelsgericht Wien eine Klage auf Feststellung der aufrechten und unveränderten Gesellschafterstellung eingebracht hat.”
Kapitalisierungszusage wäre nötig
Wenn das Handelsgericht allerdings zugunsten der rechtmäßigen Ziehung der Call Option entscheidet, würde das derzeitige Eigenkapital von jetzt schon minus 261.000 Euro auf über vier Millionen Miese anwachsen. Wofür die Gesellschaft dann eine Kapitalisierungszusage einer übergeordneten Lilihill-Gesellschaft bräuchte.
Oraschs “Mutter aller Gesellschaften”
Ob diese Zusage (z.B. Patronatserklärung) von der übergeordneten Lilihill Capital Beteiligung GmbH kommen könnte, scheint fraglich. Denn: Auch deren Jahresabschluss ist nicht besonders erbaulich. Sie hat ein negatives Eigenkapital von 11,7 Millionen Euro. Die Firma ist nur nicht insolvent, weil Oraschs “Mutter aller Gesellschaften”, die Lilihill Capital Group GmbH, für die Verbindlichkeiten gerade steht. Sie legt für 13 Millionen Euro die Hand ins Feuer.
Die Zahlen der Lilihill Capital Group GmbH können sich allerdings sehen lassen: Sie weist ein Eigenkapital 2022 von über 30 Millionen Euro aus. Und obwohl konsolidierte Zahlen im Orasch-Reich selten sind, dürften seine Gesellschaften in Sachen Eigenkapital insgesamt deutlich im Plus sein.
Am Firmenfriedhof begraben
In der Zwischenzeit hat Orasch acht seiner mit dem Flughafen verbundenen Unternehmen am Firmenfriedhof begraben: Die Entwicklungsgesellschafen Avicon, Avilog, Avioffice, Avipark, Avipower, Avitel, Klu Baufeld 1 und Klu Baufeld 2 wurden laut dem Informationsdienstleister Northdata mit der Lilihill Aviation City Klagenfurt Entwicklungs GmbH verschmolzen.
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Foto(s): Eigene
Mit demselben Geschäftsmodell war schon Benko mit Signa höchst erfolgreich!
Jetzt erst der 2022-Abschluss? Erinnert an SIGNA. Dort diente die nicht rechtzeitige Veröffentlichung offenbar der Verschleierung, hier auch?
Übrigens: Galeria Kaufhof geht auch gerade pleite.
Und um wieviel hat Kärnten zu viel gezahlt für den Rückkauf, weil man ein Jahr durch politische Verzögerungstaktik versäumt hat? In jedem anderen Bundesland ein Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft ( Kärnten ist anders, siehe Rohrer-Grundstück für ehemaligen Hallenbadstandort)