Vom Flughafen Klagenfurt, seiner Selbstkannibalisierung und dem Schick eines Containerdorfs

Seit vorgestern ist es soweit: Die erste Ryanair-Maschine landete Dienstag-Nachmittag am Klagenfurter Flughafen. Es war der Auftakt zur mutmaßlich letzten Chance von Flughafen-Mehrheitseigentümer und Lilihill-Chef Franz Peter Orasch, noch auf das Miniaturmaß von 100.000 Passagieren im heurigen Jahr zu kommen. Mit Ende September liegt Orasch bei 56.990 abgefertigten Fluggästen. Ryanair soll für den Immobilien-Magnaten nun wohl noch im letzten Abdruck die Kohlen aus dem Feuer holen.

„Teuer erkauftes Ablenkungsmanöver“

Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) ließ gestern per Aussendung wissen, dass „die Ryanair-Flüge ein teuer erkauftes Ablenkungsmanöver sind, mit dem Franz Orasch über seine vielen nicht erfüllten Versprechen hinwegtäuschen will“. Auch Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer feuerte eine kleine Salve aus der Bordkanone: Er kritisierte, dass es die von Lilihill zugesagte Hub-Verbindung noch immer nicht gebe.

Rückgang der Passagierzahlen aufgrund „Re-positionierung (sic!) des Flughafens als Ryanair-Basis“

Neun Jahre ist es her, dass Ryanair regelmäßig vom Klagenfurter Flughafen abhob – damals noch üppig alimentiert mit Marketinggeldern aus dem Steuertopf, damit die Iren ihre Maschinen überhaupt in Klagenfurt aufsetzen ließen. Heuer aber, das sagte zumindest Flughafen-Geschäftsführer Nils Witt im Mai bei der Präsentation des jetzigen Flugprogramms, sei alles anders: Für Ryanair würden dieselben Start- und Landetarife gelten wie für alle anderen Airlines – keine Extrawürste, keine Subventionitis mehr. Verträge dazu hat er allerdings nicht vorgelegt. Wie Mediapartizan-Recherchen in den Flughafen-Archiven nun aber ergaben, war man während der Zeit des ersten Engagements der Ryanair in Klagenfurt alles andere als happy mit dem Billigflieger.

Aus dem Businessplan der KFBG 2014

Wegen Ryanair: „Zahlende“ Fluglinien schwer zu halten

Da wollte man den Carrier nämlich eher weg- als wieder zurückkommen sehen, wie aus einem vertraulichen Businessplan der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft (KFBG) aus dem Jahr 2014 und einem Aufsichtsratsprotokoll von 2013 hervorgeht. Im Businessplan wurde das damalige Engagement der Iren quasi als wirtschaftliche Selbstkannibaliserung dargestellt: „Wenn ein Flughafen Ryanair verstärkt zulässt, ist es schwierig gleichzeitig Fluglinien zu halten, die bereit sind, einen angemessenen Preis für die Nutzung der Flughafeninfrastruktur zu bezahlen.“ Mehr noch: Die Verfasser des Werkes, das immerhin mit der Unterschrift des (auch noch heutigen) Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Malanik endgezeichnet ist, gehen davon aus, dass „der Grund für den Rückgang der Passagierzahlen einerseits in der zu schwachen Auslastung der Flüge und andererseits in der Re-positionierung des Flughafens als Ryanair-Basis zu finden“ sei. Starker Tobak.

Schon ein gutes Jahr davor, in einer KFBG-Aufsichtsratssitzung noch unter Hans Schönegger, liebäugelte das Kontrollgremium mit einer „Beendigung der Kooperation mit Ryanair“.

Das neue „Terminal“: Ein Containerdorf

Die nun aber wieder Klagenfurt anfliegt. Und das mit durchaus pittoreskem Antlitz für die ankommenden Passagiere. Dass nämlich in den letzten viereinhalb Jahren nicht – wie von Orasch versprochen – in neue Abfertigungsanlagen investiert wurde, rächt sich nun: Das neue „Terminal“ hat gelinde gesagt den Schick eines Containerdorfes.

Das neue „Terminal“ für die Passagierabfertigung der Ryanairflüge (während der Errichtung)

Dabei sprach Orasch in seinem Strategieplan aus dem Jahr 2017 von 1,2 Millionen Euro an Investitionen für einen neuen Abfertigungsbereich. Dieser Plan, mit dem Orasch mit großen Worten und hochfliegenden Ideen die Landespolitik auf seine Seite zog, wurde aber bis heute nicht umgesetzt.

Bis heute ein Hirngespinst: Der neue Abfertigungsbereich (Quelle: Strategieplan von Lilihill)

Einen Vorteil hat das Container-„Terminal“ jedoch: Es ist schnell wieder abgebaut, sollte es mit Ryanair zum zweiten Mal nichts werden. Womit Orasch dann jedoch bewiesen hätte, was ihm seit geraumer Zeit nachgesagt wird: Ein Immobilienentwickler zu sein. Der vom Fluggeschäft keine Ahnung hat.

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Foto(s): KK, Ryanair

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