Wie ein Friedhofsgrundstück mehr als das Doppelte dessen wert sein kann, was Orasch für den Flughafen-Grund bezahlen wollte

Ein Grundstück am Annabichler Friedhof war mehr als das Doppelte dessen wert, was Investor Orasch für Flughafengründe zahlen wollte. (c) Pixabay/artbejo
Ein Grundstück am Annabichler Friedhof war mehr als das Doppelte dessen wert, was Investor Orasch für Flughafengründe zahlen wollte. (c) Pixabay/artbejo

In der Nachbarschaft des Klagenfurter Flughafens ist es still. Totenstill. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich der mehr als 18 Hektar große Zentralfriedhof Klagenfurt, besser bekannt als Annabichler Ruhestätte. Tausende Gräber befinden sich dort. Wahrscheinlich sind Zehntausende Klagenfurter dort zur ewigen Ruhe gebettet.

Käuferin: Rumänisch orthodoxe Kirchengemeinde „Zur heiligen Auferstehung“

Was Mediapartizan nun ausgegraben hat, dürfte in die Rubrik „Kurioses“ passen. Gepaart mit ein bisschen „Makaber“. Bei Recherchen stießen wir auf einen Kaufvertrag der Stadt Klagenfurt. Die Stadt fungierte in diesem Deal als Verkäuferin. Die Käuferin: Die Rumänisch orthodoxe Kirche „Zur heiligen Auferstehung“. 2019 kaufte deren Pfarre „Heiliger Märtyrer Dimitrios“ der Stadt, in deren Eigentum sich der Friedhof befindet, ein 1.200 Quadratmeter großes Grundstück im südöstlichen Teil des Friedhofs ab.

410/2: Die Grundstücksnummer des im Südosten des Friedhofs Annabichl liegenden Grundstücks (Quelle: KaGis)

83 Euro pro Quadratmeter vs. durchschnittlich 37 Euro Oraschs für Flughafengrund

Die Kirche zahlte mehr als das Doppelte dessen, was Orasch Ende 2021 per sogenanntem ÖRAG-Gutachten durchschnittlich für die Flughafengründe zu zahlen bereit war: 37 Euro pro Quadratmeter bei einer Gesamtfläche von damalig begehrten rund 49 Hektar Flughafengrund. Im Vergleich dazu zahlte die Pfarre „Märtyrer Dimitrios“ 83 Euro pro Quadratmeter für ein Friedhofsgrundstück. Bei 1.200 Quadratmeter waren das 99.000 Euro für die Stadtkasse.

2019 nahm die Stadt durch den Verkauf des Friedhofsgrundstücks 99.000 Euro ein

Heftig kritisiertes Gutachten: „Nach Gutdünken“

Mittlerweile möchte Orasch die Gründe per 99-jährigem Baurecht übertragen bekommen. Der durchschnittliche Bauzins für gut 37 Hektar Flughafenland beträgt 10 Cent pro Quadratmeter. Ein Preis, den der bekannte Immobiliengutachter Franz Josef Seiser in einer von der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) beauftragten Plausibilierung Anfang Februar geradezu zerlegte. Das Land sei ein „Vielfaches“ dessen wert, was Orasch zu zahlen bereit sei. Seiser ortete im zugrundeliegenden Gutachten „Gutdünken“, „Vorgaben des Auftraggebers“ und ein „ungeeignetes Verfahren, das noch dazu unrichtig angewendet wurde“.

Vier Bäume

Die Stadt Klagenfurt übrigens hat den Vertrag mit der Rumänischen Kirche penibelst genau geregelt: Sogar die vier Bäume auf dem Grundstück sollten erhalten bleiben. Wenn die Bäume in irgendeiner Weise angefasst werden müssten, so ginge das nur in Abstimmung mit dem Magistrat. Selbst bei Baumkrankheit wäre das Umschneiden nur „im Einvernehmen“ mit der Stadt Klagenfurt möglich.

Bleibt zu erwarten, dass sie mit den Flughafen-Grundstücken – sie ist noch immer Fünf-Prozent-Eigentümer – gleich penibel umgeht.

1 Kommentar

  1. Ich habe letztens einen Unternehmer getroffen, der mir erklärte, warum Herr Orasch aus Eisenkappel in Klagenfurt investiert. Er hätte das auch in Villach, Graz oder Bruck/Mur tun können. Er suchte sich bewußt jenen Ort aus, an dem er sicher sein konnte, auf jene Politiker und Politikerinnen zu treffen, die am leichtesten über den Tisch zu ziehen sind. Bis zu einem gewissen Grad mag ihm das gelungen sein. Mit dem Flughafen hat er es allerdings überzogen. Wobei dies weniger der Aufmerksamkeit der Stadtväter und -mütter geschuldet ist. Vielmehr hat hier das Land in Person von LR Gruber solange Radau gemacht, bis auch der letzte in der Pendeluhr schlafende Protagonist aufgewacht ist. Nur die FPÖ mag weiterhin zuschauen, wie das Vermögen von Stadt und Land um einen Nippes verschleudert wird. Oder sind es Silberlinge, die auf Umwegen wieder in deren Parteikassen zurückfinden?

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