Liliair: Die geheime Kalkulation der Orasch-Fluglinie auf der Strecke Klagenfurt-Frankfurt

Flughafen-Aufsichtsrat Kay Kratky, Liliair-GF Dieter Kandlhofer und Airport-Aufsichtsrats-Chef Peter Malanik (v.l.); © leisure communications/APA-Fotoservice/Karlheinz Fessl
Flughafen-Aufsichtsrat Kay Kratky, Liliair-GF Dieter Kandlhofer und Airport-Aufsichtsrats-Chef Peter Malanik (v.l.); © leisure communications/APA-Fotoservice/Karlheinz Fessl

Die Papiere stammen aus dem Vorjahr. Und sie dürften unter der Ägide der obersten Lilihill-Führungsebene entstanden sein. Es geht dabei um den geheimen „Business Case“ der Liliair für den Flug von Klagenfurt nach Frankfurt. Inklusive detaillierter „Streckenerfolgsrechnung“. Ein Teil der Unterlagen, so die Vermutung, könnte direkt aus der Feder des Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Malanik stammen.

Lilihill abermals aus Abflugmaske des Frankfurter Flughafens verschwunden

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass Malanik die Erstellung der Unterlagen „nur“ begleitet hat. Im Kern umfasst das Papier betriebswirtschaftliche Details der Strecke Klagenfurt-Frankfurt. Apropos Frankfurt: Die Liliair verschwand gestern abermals aus der Abflugmaske des Frankfurter Flughafens. Wie Mediapartizan letzten Samstag recherchiert hatte, war das schon ein Mal der Fall.

28. März 2023: Nachdem die Liliair-Flüge letzten Samstag – mit dem Code des Klagenfurter Flughafens („KLU“) – aus dem System gefallen waren, waren sie am Sonntag wieder gelistet. Gestern und heute (29.3.2023) sind sie abermals aus der Flugsuche der Fraport verschwunden. Wie Fraport-Sprecher Dieter Hulick erklärte, dürfte es sich bei der Listung vorerst nur um Slot-Reservierungen gehandelt haben.

Der Presseverantwortliche des Flughafenbetreibers Fraport, Dieter Hulick, sagte, dass die Liliair noch kein abschließendes Statement abgegeben habe, den Slot tatsächlich zu besetzen. Bei der Fraport sei man deshalb in Warteposition, der Ball liege bei der Liliair.

Hub sollte schon seit Herbst 2022 buchbar sein

Ab 23. April, das verbrieft die Liliair-Website, sollte der Flug von Klagenfurt nach Frankfurt möglich sein. Doch zu buchen ist der Trip bis heute nicht. Orasch versprach die Buchbarkeit einer internationalen Hub-Anbindung bereits für Herbst 2022. Doch dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. Obwohl im Hintergrund offenbar eifrig Kalkulationen erstellt wurden.

Papier spricht von 60 Prozent Auslastung

Markantestes Detail des Mediapartizan zugespielten Papiers: Man rechnet darin mit einer gut 60-prozentigen Auslastung des Frankfurt-Fliegers. Das bedeutet, dass auf der geplanten Maschine, einer Bombardier CRJ900 mit gut 90 Sitzen, durchschnittlich mindestens 53 Sessel besetzt sein müssten. In diesem Fall rechnet die Lilihill-Gruppe mit „benötigten Durchschnittserträgen“ auf dem „Roundtrip“ (Klagenfurt-Frankfurt-Klagenfurt) von knapp 290 Euro. Diese „benötigten Durchschnittserträge“ decken nur die geplanten Kosten, Margen sind dabei noch nicht aufgeschlagen.

Fällt der Auslastungsgrad, steigen die „benötigten Durchschnittserträge“

In dieser Kalkulation sind Kosten wie etwa Flughafengebühren, operative Aufwände, Luftverkehrsabgabe oder Marketingausgaben berücksichtigt. Fällt der angepeilte Auslastungsgrad von rund 60 auf etwa 30 Prozent, steigen die „benötigten Durchschnittserträge“, also jene Größe, die es mindestens braucht, um die Fluglinie in der Luft zu halten, auf über 350 Euro. Das könnte dann heikel werden, wenn man Tickets unterpreisig auf den Markt werfen muss, um den Flieger vollzukriegen.

Mesa-Deal inklusive Streckenmanagement hätte knapp 5.000 Euro pro Roundtrip gekostet

Das Wetleasing bei der Mesa Air und das „kommerzielle Management“ des Fluges durch die Consulting-Gruppe „Aviation Executives“ hätte pro Roundtrip knapp unter 5.000 Euro gekostet. Wetleasing bedeutet, dass die Liliair das benötigte Flugzeug bei der Mesa in Bausch und Bogen least. Also den Flieger mitsamt Crew, Wartung und Versicherung. Ob der Mesa-Deal nach wie vor aufrecht ist, ist laut Brancheninsidern jedoch fraglich. Gespräche haben jedenfalls auch mit einer anderen Fluglinie stattgefunden: der griechischen Marathon Air. Sollte eine andere Fluglinie für die Liliair fliegen, rechnen Beobachter mit höheren Kosten – was die benötigten Durchschnittserträge nach oben schrauben könnte.

Zahlt Liliair am Flughafen Klagenfurt weniger als andere?

An Airportgebühren will die Liliair dem Flughafen Klagenfurt offenbar rund 1.100 Euro pro Roundtrip abdrücken. Zieht man dazu jedoch die Entgeltordnung des Flughafens heran, würde ein Jet der Größe der Bombardier CRJ900 (maximales Abfluggewicht rund 39 Tonnen) einen Betrag von 1.600 Euro aufwärts bezahlen müssen. Rechnet man die Kosten für Vorfeld- und Verkehrsabfertigung hinzu, könnte es noch teurer werden. Dennoch kalkuliert das Papier mit besagten 1.100 Euro. In Frankfurt rechnet man mit knapp 3.000 Euro Flughafengebühren.

Zuschuss-Geschäft?

Bei 8,9 Millionen Euro Ertrag und etwa 8,5 Millionen an Kosten soll die Frankfurt-Strecke im Jahr ein Ergebnis von gut 440.000 Euro einfliegen. Das sagt zumindest ein Teil des Papiers, der offenbar von Ticketpreisen von gut 260 Euro ausgeht. Was nicht den oben erwähnten „benötigten Durchschnittserträgen“ entsprechen würde. Diese „benötigten Durchschnittserträge“ beinhalten nämlich noch eine Luftverkehrsabgabe und Marketingkosten. Ausgeben will man für die Bewerbung im ersten Jahr offenbar 230.000, im zweiten 150.000 und im dritten Jahr 110.000 Euro. Wobei hier auch die Kärnten Werbung und der Airport angeführt sind, offensichtlich um diese Aufwendungen mitzutragen.

Starttermin April wohl fraglich

Am Flughafen sei man bereit für die Strecke. Der „Business Case“ bleibt jedoch solange Zahlenspielerei, solange die Liliair nicht abhebt. Der versprochene Start am 23. April „scheint gewaltig zu wanken“, schreibt die „Kleine Zeitung“. Die Lilihill-Gruppe sagte der Zeitung aber, die Vorbereitungen verliefen „planmäßig“.

Ob sich die hier angeführten Berechnungen mittlerweile geändert haben, kann nicht gesagt werden: Die Lilihill-Gruppe wollte zu diesem Thema kein Statement abgeben.

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