Eine Menge Kalkulationen – aber keine Flieger

Symbolträchtig: Am Klagenfurter Flughafen ist Feuer am Dach. 2019 sah die Welt bei einer Pressekonferenz, bei der von Lilihill eine Milliarde Investition angekündigt wurde, noch anders aus. Zwei der abgebildeten Personen gibt es in ihren damaligen Funktionen gar nicht mehr. (c) Leisure/Lilihill/Karlheinz Fessl
Symbolträchtig: Am Klagenfurter Flughafen ist Feuer am Dach. 2019 sah die Welt bei einer Pressekonferenz, bei der von Lilihill eine Milliarde Investition angekündigt wurde, noch anders aus. Zwei der abgebildeten Personen gibt es in ihren damaligen Funktionen gar nicht mehr. (c) Leisure/Lilihill/Karlheinz Fessl

Nur mehr eine knappe Woche: Die Liliair-Website verspricht den ersten Klagenfurt-Frankfurt-Flug für den 23. April. Allein: Der Termin wird wohl nicht halten. In Foreneinträgen unter diesbezüglichen Storys machen sich Dutzende User bereits über die Ankündigungs-Paraden der Lillihill-Gruppe von Flughafen-Investor Franz Peter Orasch lustig.

Geheime Papiere mit Kalkulationen

Nun sind Mediapartizan.at weitere geheime Dokumente zu dieser Thematik zugespielt worden. Dabei handelt es sich um Kalkulationen aus dem Lilihill-Universum. Die Papiere drehen sich um Umsätze, mit denen man am Flughafen offenbar durch die versprochene neue Fluglinie „Liliair“ rechnet. Deren Flüge wie gesagt eine Woche vor dem prognostizierten Take off noch nicht einmal buchbar sind.

Köln nicht mal auf der Website

In den Unterlagen wird eine tägliche Verbindung nach Frankfurt angekündigt. Köln und/oder Hamburg sollen zwei Mal pro Woche abheben. Bonmot am Rande: Köln ist auf der Liliair-Website im Reservierungsformular noch nicht mal eingetragen. Dort steht neben Frankfurt und Hamburg noch immer München als dritte Destination. Für Hamburg stehen auf der Website des Klagenfurter Flughafens drei Wochenverbindungen. Köln befindet sich dort als Liliair-Ziel nicht.

Liliair kein Umsatz-Burner

Jedenfalls plant man bei der Liliair offenbar rund 30.000 Passagiere im heurigen Jahr. Das ergäbe laut den Unterlagen gut 230.000 Euro an kalkulierten Aviationerlösen für den Flughafen. Im Non-Avationbereich will der Airport mit diesen Fluggästen anscheinend knappe 99.000 Euro im Jahr 2023 erreichen. Bei insgesamt über 300 kalkulierten Abflügen bleibt der Umsatz für den Flughafen aber ziemlich überschaubar. Die Orasch-Airline zahlt maximal 15 Euro pro abfliegendem Passagier.

Für das Flugprogramm 2024 bis 2026 rechnet man offenbar mit insgesamt 90.000 Passagieren und gut 600.000 Euro an Aviationumsätzen. Rund 290.000 sollen im Non-Aviationbereich zustande kommen, also durch den Gastrobetrieb oder Einkäufe.

Kaiser verschafft Orasch zusätzliche Zeit

Kalkulationen gibt es. Aber (bis jetzt) keine buchbaren Flieger. Doch Landeshauptmann Peter Kaiser hat Orasch gestern in einem „Kleine Zeitung“-Interview wohl zusätzliche Zeit verschafft. Kaiser meinte, dass es „Ziel bleibt, dass noch im ers­ten Halb­jahr ein in­ter­na­tio­na­les Dreh­kreuz wie Frank­furt an­ge­flo­gen wird“. Im sogenannten „10-Punkte-Plan zur Zukunft des Airports“ zwischen Orasch und dem Land Kärnten bzw. der Stadt Klagenfurt war aber etwas ganz anderes vereinart worden:

Vereinbart: Buchung ab Oktober vorigen Jahres, Flüge ab April

Und diese Vereinbarung hatte zu oberst Kaiser unterschrieben. Aber auch andere Politgrößen: Klagenfurt-Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) wie auch SPÖ-Vizebürgermeister Philipp Liesnig.

Die Unterschriften aus der Vereinbarung vom vorigen August. Auch jene von Orasch und Flughafen-Geschäftsführer Nils Witt finden sich auf der Vereinbarung – die wohl hinfällig sein dürfte.

Causa Kapitalerhöhung: Rechtliches Nachspiel bzw. Gerichtsfall?

Die Flughafen-Betriebs-Gesellschaft (KFBG) ist bekanntlich finanziell dürftig aufgestellt. Sprich: Der KFBG geht das Geld aus. Das führte dazu, dass KFBG-Mitarbeiter ihre jüngsten Gehälter erst bekamen als Land und Stadt ihre Tranchen der geplanten Kapitalerhöhung auf das Flughafen-Konto überwiesen. Das Land spülte 740.000 Euro in die Airport-Kasse, die Stadt Klagenfurt 185.000. Die Lilihill-Gruppe, die die Kapitalerhöhung seit Dezember vehement vorantrieb, hatte ihren Teil von rund 2,8 Millionen nicht eingezahlt, obwohl die Kapitalerhöhung in der Generalversammlung des Flughafens beschlossen worden war. Orasch stellte seine Überweisung unter die aufschiebende Bedingung, dass Land und Stadt für 2022 auf das Ziehen der Call Option (Rückholung des Flughafens) verzichten.

Laut Lilihill seien die verspäteten Gehaltszahlungen nur ein – fragwürdiger – „Buchungsfehler“ gewesen. Doch die Sache könnte noch ein gehöriges Nachspiel haben: Meldet die Geschäftsführung der KFBG die Zuzahlungen der Minderheitsgesellschafter Land und Stadt beim Firmenbuch nicht als Kapitalerhöhung an – und damit Verwässerung der Anteile zugunsten der öffentlichen Hand -, bleibt dem Land, also der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) und der Stadt Klagenfurt nichts anderes übrig, als rechtlich dagegen vorzugehen, um Schaden abzuwenden. Orasch wäre dann automatisch kein 75-Prozent-Eigentümer mehr.

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