Lage am Flughafen spitzt sich zu: Malanik zum Rücktritt aufgefordert

Peter Malanik (li.) und Dieter Kandlhofer im Cockpit der Bombardier CRJ 900, die sie bis jetzt nicht zum Fliegen gebracht haben (c) Leisure.at/Karlheinz Fessl
Peter Malanik (li.) und Dieter Kandlhofer im Cockpit der Bombardier CRJ 900, die sie bis jetzt nicht zum Fliegen gebracht haben (c) Leisure.at/Karlheinz Fessl

Die nächsten Tage dürften wohl wegweisend für die Zukunft des kleinen Klagenfurter Airports werden. Heute Vormittag hatte der städtische Finanzreferent Philipp Liesnig verkündet, er sei nicht abgeneigt, die Call Option zu ziehen. Also den Flughafen in die Öffentliche Hand zurückzuholen. Gegenüber dem ORF relativierte er dies jedoch ein wenig und erklärte, er könnte von der Ziehung der Call Option absehen, wenn langfristige und schlüssige Konzepte seitens des Mehrheitseigentümers Lilihill vorgelegt werden würden.

Nichtsdestotrotz fliegen am Flughafen die Fetzen. Beobachter des gestrigen Aufsichtsratstreffens der Flughafen-Betriebsgesellschaft (KFBG) sprechen von einer noch nie dagewesenen „Sitzungsqualität“. Der Dissens soll bereits so groß sein, dass ein Zusammenfinden nicht mehr möglich sei. Das Niveau der Besprechung soll ziemlich „bodenständig“ gewesen sein. Im Kern ging es gestern um den 1,7-Millionen-Euro-Vertrag den Franz Peter Oraschs Liliair mit dem Flughafen abschließen will. Das Geld soll als Vorauszahlung für 15 Jahre „Ground Handling, die Abfertigung sowie die Implementierung notwendiger Services“ fließen. Reich wird der Flughafen mit dem Vertrag nicht: Die Liliair will nur 15 Euro pro abfliegendem Passagier bezahlen. Außerdem ist der Vertrag mit empfindlichen Pönalezahlungen in der Höhe von drei Millionen Euro behaftet, sollte dem Flughafen sein internationaler Status abhanden kommen oder die KFBG den Betrieb einstellen. Land und Stadt, die gemeinsam noch 25 Prozent am Flughafen halten, sind deshalb gegen diese Rahmenvereinbarung.

Aufsichtsräte wollten rechtlichen Beistand

Der Vertrag sorgte gestern für Sprengstoff in der KFBG-Aufsichtsratssitzung. Unter anderem auch deshalb, weil die Lage im Gremium mittlerweile so heikel und feindselig sein dürfte, dass sich einige Aufsichtsratsmitglieder rechtlichen Beistand holen wollten, um nicht ungewollt in Minen zu treten. Den hatten sie offenbar in der Person des Rechtsanwalts Peter Schmautzer von der Kanzlei Schmautzer und Lichtenegger gefunden. Schmautzer ist auf Luftfahrtrecht spezialisiert, ein Beiziehen eines Rechtsbeistandes sollte in einem solchen Gremium durchaus möglich, wenn nicht sogar üblich sein. Aber dem Vernehmen nach durften die besagten Aufseher Schmautzer nicht in die Sitzung einladen. Aufsichtsratsvorsitzender Peter Malanik soll dagegen gewesen sein.

Malanik zum Ausscheiden aus Flughafen-Aufsichtsrat aufgefordert

Das wiederum soll die Aufsichtsräte, es handelt sich dabei angeblich um fünf von neun Mitgliedern – und damit um die Mehrheit – so erzürnt haben, dass sie sich schriftlich über die Vorsitzführung Malaniks beschwert haben sollen. Doch damit nicht genug: Wie Insider berichten, hat die Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV), die die Landesanteile am Airport verantwortet, Malanik in einem Schreiben sogar zum Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat und damit indirekt zum Rücktritt aufgefordert.

Reiseexpertin Andrea Springer, die für die Stadt Klagenfurt im Aufsichtsrat sitzt, soll dafür eingetreten sein, dass der aus Sicht von Land und Stadt für die KFBG nachteilige Rahmenvertrag nicht angenommen wird. Die Frage ist, wie ihr Kollege Gilbert Isep, der von der KBV (also dem Land) entsendet ist, sich bezüglich dieses Rahmenvertrags hervorgetan hat?

Geschäftsführung soll Insolvenzgefährdung prüfen

Außerdem soll die Geschäftsführung des Flughafens offenbar damit beauftragt werden, zu prüfen, ob eine Insolvenzgefährdung vorliege. Wie berichtet, bekamen Mitarbeiter des Flughafens ihr jüngstes Gehalt erst Tage später ausbezahlt. Die Lilihill-Gruppe erklärte dies mit einem mysteriösen „Buchungsfehler“. Mehrheitseigentümer Orasch drängte schon seit einigen Monaten auf eine Kapitalerhöhung am Flughafen. Insgesamt sollten 3,7 Millionen Euro eingeschossen werden. Sollten – denn bis jetzt floss nur das Landesgeld (740.000 Euro) und das Geld der Stadt (rund 190.000 Euro) auf das Konto des Flughafens. Ausgerechnet Orasch hat seinen Teil der Zahlung, das sind rund 2,7 Millionen Euro, an die Bedingung geknüpft, dass Land und Stadt die Call Option für das Jahr 2022 fallen lassen. Was die Altgesellschafter ablehnen. Liesnig sagte, Oraschs Forderung „grenzt an einen Erpressungsversuch“.

Sollte Orasch seinen Teil der Kapitalerhöhung nicht bald einzahlen, könnte dem Flughafen abermals ein Liquiditätsengpass drohen. Weshalb die Betriebsräte bereits öffentlich Alarm geschlagen haben.

Schmeißt Malanik von sich aus hin?

Hartnäckigen Gerüchten zufolge soll Malanik aber selbst das Interesse verloren haben, den Aufsichtsratsvorsitzenden in der KFBG zu geben. Seit Wochen halten sich diesbezügliche – nicht bestätigte – Meldungen. Die gestrige Aufsichtsratssitzung wurde unterbrochen und geht am Freitag weiter.

Liliair noch immer ohne Flüge – aber mit „neuem“ Jet auf der Website

Beobachter rätseln zudem, warum über den Rahmenvertrag verhandelt wird: Bereits letzten Sonntag hätte die Liliair von Klagenfurt nach Frankfurt abheben sollen. Der Vertrag ist auch bereits mit Datum 30. März unterschrieben worden. Aber der Flug nach Frankfurt fand nicht statt. Auf der Liliair-Website ist zwar ein neuer Jet abgebildet, eine Embraer 175 und nicht mehr die im Dezember vorgestellte Bombardier CRJ 900, buchbar sind die Flüge aber noch immer nicht. Man kann nur Anfragen versenden.

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