Mayday: Flughafen-Mitarbeiter müssen abermals auf Gehälter warten

Zum wiederholten Mal: Die Finanznot am Airport führt dazu, dass die Belegschaft auf ihr Geld warten muss (c) Getty Images
Zum wiederholten Mal: Die Finanznot am Airport führt dazu, dass die Belegschaft auf ihr Geld warten muss (c) Getty Images

Schon Ende März musste die Belegschaft des Klagenfurter Flughafens auf Gehaltszahlungen warten. Die Löhne wurden erst mit einer Verspätung von bis zu zehn Tagen rund um Ostern überwiesen. Etliche Mitarbeiter machten ihrem Ärger über die verschleppten Lohnauszahlungen beim Betriebsrat Luft. Woraufhin dieser kommunikatorisch in die Offensive ging und die verspäteten Gehälter öffentlich bestätigte. Betriebsrat Wolfang Wölbl sagte zur „Kleinen Zeitung“, dass „der Flughafenbetrieb gefährdet ist, wenn keine Gehälter gezahlt werden“.

Kein „Buchungsfehler“

Der Flughafen-Mehrheitseigentümer Lilihill begründete die verzögerten Auszahlungen mit einem mysteriösen „Buchungsfehler“. Also einem Missgeschick. Das ist kaum glaubwürdig. Denn: Mediapartizan.at liegen vertrauliche Unterlagen vor, die beweisen, dass es diesen Monat wiederholt zu verspäteten Gehaltsauszahlungen an die Mitarbeiter des Airports kommen wird.

In der Warteschleife: Löhne der Flughafen-Belegschaft werden abermals nicht rechtzeitig ausbezahlt

„Enge Liquidität“

Man gehe davon aus, „dass diese Auszahlung bis spätestens 5. Mai erfolgen wird“. Das Schreiben ist von Flughafen-Mehrheitseigentümer Franz Peter Orasch (Lilihill-Gruppe), der auch in der Geschäftsführung sitzt, und Nils Witt sowie Katrin Teis unterzeichnet. Die Drei ersuchen die Mitarbeiter „um Verständnis, dass es in diesem Monat zu einer Auszahlung der Ihnen rechtmäßig zustehenden Löhne und Gehälter (…) nicht in gewohnter Form am Monatsletzten kommen wird“. Aus dem Schreiben geht hervor, dass der Flughafen in Geldnot ist: Man arbeite an der „Überwindung der derzeit herausfordernden Phase einer engen Liquidität (…)“. Orasch und seine beiden Co-Geschäftsführer sehen den Grund für die Finanzmisere unter anderem darin, dass die Mehrheit der Aufsichtsräte den heftig umstrittenen Rahmenvertrag mit Oraschs noch immer nicht fliegender Liliair ablehnt.

Payer: „Scheinbar zahlungsunfähig“

Der Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KVB, Martin Payer, sagt auf Anfrage, dass die Gesellschaft „scheinbar zahlungsunfähig“ sei. „Ich gehe davon aus, dass die Geschäftsführung ihre Pflicht wahrnimmt und prüft, ob eine Insolvenzgefährdung vorliegt“. Die KBV hält rund 20 Prozent am Airport.

Liesnig: „Höchste Zeit, dass die Öffentliche Hand wieder das Steuer übernimmt“

Im Eigentum der Stadt Klagenfurt sind rund fünf Prozent des Flughafens. Auf die Probleme des Airports, die Gehälter rechtzeitig zu überweisen angesprochen, sagt Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ), dass dies ein weiteres Bespiel dafür sei, dass „es höchste Zeit ist, dass die Öffentliche Hand am Flughafen wieder das Steuer übernimmt“. Das soll über den Weg der Kapitalerhöhung gehen, „mit der die KBV und die Stadt die Kapitaltranche der Lilihill übernehmen“.

Bekanntlich hat ja Orasch seinen Teil der Kapitalerhöhung (3,7 Millionen Euro) in der Höhe von rund 2,8 Millionen Euro nicht eingezahlt. Er machte seine Einzahlung vom Verzicht der Altgesellschafter auf die Call Option, also die Möglichkeit der Rückholung des Flughafens, abhängig. Was Land und Stadt kategorisch ablehnten.

Die Lilihill-Gruppe wollte zur Gehaltsproblematik kein Statement abgeben.

Dass die Flughafenbetriebs-Gesellschaft aber untätig ist, kann man ihr nicht vorwerfen: Die Pächter der Wiesen auf dem Flughafengelände – etwa für landwirtschaftliche Zwecke – mussten heuer die Pacht angeblich im Vorhinein entrichten. Nicht wie üblich im Nachhinein. Das Geld dürfte der Airport für die Gehälter der Mitarbeiter brauchen.

Köfer: „Wann zieht man die Reißleine?“

Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer reagierte am Nachmittag auf die Hiobsbotschaft vom Flughafen: „Es stellt sich auch die Frage, wann man von politischer Seite her die Reißleine zieht. Die aktuelle Eskalation ist eine massive Gefahr für den Airport und gleichermaßen für die vielen engagierten Mitarbeiter, die diese Einrichtung noch am Leben halten.“

1 Kommentar

  1. Ich frage mich, wie tief ein sozialdemokatischer Landeshauptmann noch sinken kann: warum hat er nicht die Größe, zuzugeben, dass er sich geirrt hat, und dem Trauerspiel endlich ein Ende zu setzen. Er redet viel und schöngeistig von Bildung und von Werten, in dieser Angelegenheit hat er aber dies alles schnöde über Bord geworfen. Es wäre jetzt wirklich die letzte Chance, wenigstens noch ein Quäntchen an Glaubwürdigkeit zu retten.

    Es geht hier um Menschen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und um Vermögen der Bürgerinnen und Bürger Kärntens – das kann doch selbst dem selbstzufriedendsten Sozialdemokraten nicht gleichgültig sein. Von denjenigen „Sozialdemokraten“, die diesen Skandal vom Verkauf bis zum Herumgezerre in den Aufsichtsräten zu verantworten haben, abgesehen: die scheinen sich ohnehin schon von allen Skrupeln verabschiedet zu haben.

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