Nun amtlich: Land und Stadt wieder Kapitäne am Flughafen

Vier Jahre, neun Monate und 23 Tage. Solange währte die Herrschaft von Investor Franz Peter Orasch und seiner Lilihill-Gruppe am Klagenfurter Flughafen. Orasch übernahm im Juli 2018 rund 75 Prozent an der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft (KFBG). Er brachte damals etwas über acht Millionen Euro in die KFBG ein. Kaufpreis floss keiner, wie der Landesrechungshof in einer deftigen Mängelrüge zur Privatisierung feststellte.

Seit vorgestern, dem 11. Mai, ist Oraschs Mehrheitseigentümerschaft vorbei. Die Kapitalerhöhung von insgesamt 3,7 Millionen Euro ist in Windeseile ins Firmenbuch eingetragen worden. Dort ist sie seit heute abrufbar.

Land und Stadt stemmten die gesamten 3,7 Millionen Euro Kapitalerhöhung

Da Orasch seinen Teil der Kapitalerhöhung von etwa 2,8 Millionen Euro nicht übernahm, verwässert sich sein Anteil an der KFBG somit auf 41,8 Prozent. Die Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) und die Stadt Klagenfurt übernahmen Oraschs Teil und sind so nun im Besitz von 58,2 Prozent (KBV: 46,6; Stadt: 11,6). Damit kommt der Kärntner Landeshauptstadt die Rolle des Züngleins an der Waage zu. Derzeit wird zwischen den beiden öffentlichen Eigentümern gerade ein Syndikatsvertrag verhandelt, der ihr Vorgehen in Zukunft paktieren soll. Orasch ist in Hinkunft nur mehr Co-Pilot, sitzt aber nach wie vor im Cockpit. Aus dem ihn Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) am 22. Mai entlassen möchte. Und zwar über das Instrument der Call Option, also der Möglichkeit, den Flughafen wieder zurückzukaufen. Die Frage ist, ob Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) das auch will.

Erste Differenzen zwischen Land und Stadt?

Kaisers Parteikollege, der Klagenfurter Vizebürgermeister Philipp Liesnig jedenfalls hat die zuständige Magistratsabteilung bereits mit Vorarbeiten zur Call Option beauftragt. In Sachen Syndikatsvertrag gibt es angeblich erste Meinungsunterschiede zwischen Land und Stadt. Liesnig will in dem Papier dem Vernehmen nach noch Änderungen vornehmen lassen. Die KBV, die den Vertrag ausarbeiten ließ, möchte ihn aber angeblich so belassen.

Witt, Orasch und Teis müssen Cockpit wohl verlassen

Als nächstes ist zu erwarten, dass die derzeitigen drei Geschäftsführer – Nils Witt, Orasch selbst und Katrin Teis – von Land und Stadt abgesetzt werden. In diesem Zuge müsste dann eine neue Geschäftsführung von den öffentlichen Eigentümern eingesetzt werden. Die Wunschpersonen sind bekannte Namen, mit Rücksicht auf deren noch aktuelle Beschäftigungsverhältnisse veröffentlicht Mediapartizan.at die beiden Personen aber noch nicht.

1 Kommentar

  1. Endlich! Aber leider ist das jetzt erst ein Anfang. Hätte man bereits vor einem Jahr die Call Option gezogen, wäre der Flughafen wahrscheinlich nicht in so einem desolaten Zustand wie jetzt. Stadt und Land hätten außerdem in Summe über 4.500.000 Euro weniger ausgeben müssen. Ich wiederhole daher mein Posting von neulich: Die „integeren“ (?) Leute in Stadt, Land und Aufsichtsräten, die seit einem Jahr das Ziehen der Call-Option verhindert und damit zu dieser Misere beigetragen haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden. Von sich aus tritt dieser Menschenschlag ja kaum zurück.

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