Flughafen: Was passieren könnte, wenn die Grundstücke weg sind

Sagen wir einmal, Franz Peter Oraschs Forderungen vom Sommer 2021 wären Realität geworden. Sagen wir einmal, das Land Kärnten hätte dem Verlangen des Flughafen-Investors und Lilihill-Eigentümers nach 99,9 Prozent am Airport Klagenfurt nachgegebgen. Die Öffentlichkeit würde heute wohl sagen: Jetzt gebt ihm doch endlich die 49 Hektar Grund und Boden! Der Airport gehört ihm doch eh schon (fast) komplett. Ist doch wurscht, ob ihm die Grundstücke in der Flughafen Betriebsgesellschaft oder in einer seiner privaten Lilihill-Firmen gehören. Linke Hosentasche – rechte Hosentasche. Völlig egal!

Wichtige Stellschraube Call Option

Es ist nicht gewiss, ob das Oraschs Plan gewesen ist. Es ist lediglich eine Annahme. Es ist auch nicht bekannt, ob Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) diesen – angenommenen – Braten gerochen hat. Was aber bekannt ist: Das Land spielte nicht mit. Und das trotz massiven politischen Drucks durch Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten): Der Fünf-Prozent-Eigentümer forderte, dass Land und Orasch an den Verhandlungstisch zurückkehren. Die Gespräche hatte Gruber zuvor nämlich abgebrochen, da Orasch die besagten 99,9 Prozent forderte und ihm auch die sogenannte Call Option ein Dorn im Auge gewesen sein soll. Mit der können Land und Stadt den Flughafen zurückholen, wenn Orasch unter 100.000 Passagiere im Jahr fällt. Es handelt sich dabei also um eine wichtige Stellschraube in der Hand von Land und Stadt.
Gruber stellte gleichzeitig in Aussicht, bei den anstehenden Investitionen von rund 16 Millionen Euro bis 2026 aliquot mitziehen, womit der Fortbestand des Airports gesichert gewesen wäre. Heute hält Orasch noch immer 74,9 Prozent, das Land 20, und fünf Prozent wie gesagt die Stadt Klagenfurt.

Grundstücksdeal schrittweise Entwertung der Call Option?

Jetzt will Orasch also 49 Hektar vom Flughafengrund. Um 17,8 Millionen Euro, errechnet in einem Gutachten, das von der Flughafen-Betriebsgesellschaft in Auftrag gegeben wurde. Sehen wir uns einmal an, was passieren könnte, wenn der Grundstücksdeal durchgeht: 1. Der Flughafen wäre zwar um 17,8 Millionen Euro reicher, verlöre aber auf einen Schlag 49 Hektar Land. 2. Nehmen wir an, der Airport fiele unter Oraschs Führung und unter normalen Betriebsbedingungen tatsächlich unter die 100.000-Passagier-Marke, womit die Call Option schlagend würde und Land und Stadt den Flughafen zurückkaufen könnten: Ist das dann überhaupt noch sinnvoll? Oder ist der geplante Grundstücksverkauf eher eine schrittweise Entwertung der Call Option? Denn: Nähmen Land und Stadt unter solchen Bedingungen den Flughafen zurück und wären die Grundstücke weg, wären sie wohl auf Gedeih und Verderb Orasch ausgeliefert. Der will auf den Flächen bekanntlich 450 Millionen Euro in Bauvorhaben und etliches andere investieren. Nun erscheint es aber mehr als unwahrscheinlich, ja geradezu wahnwitzig, würde ihm die öffentliche Hand einen maroden Spielzeug-Flughafen wieder abnehmen, der unter 100.000 Passagiere gefallen ist – wenn es ausgerechnet an Orasch liegt, die Passagierzahlen wieder nach oben zu bringen. Zu fesselnd wäre die Hoffnung, seine Pläne für die sogenannte „Aviation City“ könnten den Airport noch retten. Eine Flughafen-Schließung wäre nämlich ein politischer Supergau, für den kein Politiker die Verantwortung würde tragen wollen.
Fazit: Der Grundstücksdeal würde die Abhängigkeit von Orasch wohl final zuspitzen und den Investor in eine grundlegend stärkere Position bringen.

R wie Rückabwicklung

Zurückkaufen könnten Land und Stadt den Flughafen, für den Fall dass die Call Option einmal schlagend würde, um 810.000 Euro pro Jahr. Was heißt das: Bis zum Ende des heurigen Jahres beispielsweise würde der Rückkaufspreis 3,24 Millionen Euro betragen (siehe Tabelle oben). Orasch hatte, wie der Rechnungshof bescheinigte, keinen Kaufpreis für die Anteile am Flughafen geleistet. Er zahlte stattdessen 8,1 Millionen Euro als Kapitalerhöhung und Gesellschafterzuschuss in die Flughafen-Betriebsgesellschaft ein. Diese 8,1 Millionen Euro würden im Fall der Rückabwicklung in zehn Tranchen zu je 810.000 Euro pro Jahr zerlegt werden. Bis 2022 also vier mal 810.000 Euro. Rückkaufspreis: 3,24 Mio. Euro.

Poker geht weiter

Wie die Grundstücks-Causa weitergeht, wird sich Mitte Jänner entscheiden. Dann findet die nächste Sitzung der Flughafen-Betriebsgesellschaft statt. Das Land wird voraussichtlich dabei bleiben, dass es für die Grundstücke eine europaweite Ausschreibung geben müsse. Beteiligungsreferent Gruber ließ per Presseaussendung wissen, dass er außerdem ein Pacht- oder Baurechtsmodell für die Flächen wolle. Zünglein an der Waage könnte ausgerechnet der Kleinsteigentümer werden: Die Stadt Klagenfurt. Deren Beteiligungsreferent Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ) lässt Oraschs 17,8-Millionen-Angebot gerade rechtlich und wirtschaftlich prüfen.

1 Kommentar

  1. Es ist in anbetracht,der umweltaktivitäten( keine inlandflüge ) absurd über die betriebsfähikeit( ausbau der passagierzahlen) zu argumentieren.. von den leicht ereichbaren flughäfen in graz und laibach reden wir nicht,vielmehr geht es reine grundstückspekulation. Wie wird die stadt klagenfurt und das land gegenüber den bürgern in annabichl,hörtendorf,welzenegg hinsichtlich des erhöhten flugverkehrs( einflugschneissen) bzw des massenzubrigerverkehrs zur aviatiations ciy quer durch eine wohnsiedlung st peter,annabichler strasse,finkstrasse,steinacher strasse,argumentieren?? Soll der flughafen bleiben wie er ist..ein spielzeug der wörthersee schickeria, geschäftspolitisch oderfremdenverkehrstechnisch
    spielt er ohnehin keine rolle..

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